Ulcus Cruris Venosum

Ein Hauch voll Leben

Innovative Wundtherapie

Von Bauerfeind Life am 12.06.2025

Kurz & knapp Das Medizintechnik-Start-up Coldplasmatech aus Greifswald hat sich die Heilung chronischer Wunden wie venöser Ulzera durch Behandlung mit kaltem Plasma auf die Fahnen geschrieben. Das energetisch aufgeladene Kaltplasmagas, das mithilfe einer speziellen Wundauflage appliziert wird, entfaltet antibakterielle, antivirale und zellaktivierende Effekte. Das Verfahren ist begleitend zu einer Kompressionstherapie durchführbar. Seit Jahresbeginn sind die Coldplasmatech GmbH und die Bauerfeind AG Kooperationspartner.

Die klassische Wundversorgung stößt bei chronischen Wunden an ihre Grenzen. Multiresistente Keime und andere Wundheilungsstörungen verhindern den Wundverschluss oft über Jahre. Ein Start-up-Unternehmen nutzt ein besonderes Mittel zur Behandlung. Kaltes Plasma eliminiert die Keime und fördert die Gewebeneubildung. Eine Reportage.

Carsten Mahrenholz (Dr. rer. nat., MSc, MBA), CEO und Mitgründer des Start-ups Coldplasmatech zeigt die innovative Wundauflage.

Heiß ist es, sehr heiß. 5.000 Grad Celsius herrschen auf der Oberfläche der Sonne. Für menschliche Verhältnisse sind Sterne Orte von unerschöpflicher Energie. Angeheizt wird das gewaltige Feuer, ohne dem Leben auf der Erde nicht möglich wäre, von einem wahren Höllenofen tief in ihrem innersten Kern. Es ist die Brutstätte einer ganz speziellen Materie: Plasma, ein unter heißesten Temperaturen und Drücken gebackener Stoff, ein wildes Konglomerat freier Elektronen und hochreaktiver Moleküle. 150 Millionen Kilometer entfernt, auf der kühlen Erde, kommt Materie in den drei gewohnten Aggregatzuständen vor: fest, flüssig und gasförmig. Überraschend aber, dass auch auf unserem Planeten Plasma existiert, die vierte Dimension von Materie. Der Stoff, der aus den Sternen kommt, entsteht in Blitzen oder wird – gezügelt von erfindungsreichen Menschen – in einem Plasmafernseher eingesetzt. Ein weiteres großes Anwendungsfeld ist die Plasmamedizin. Angesiedelt an der Schnittstelle zwischen Physik und Gesundheitswissenschaften macht sie sich die besonderen energetischen Eigenschaften von Plasma zu eigen. Seit einigen Jahren erfährt die Plasmamedizin, vor allem ihr Einsatz in der Wundbehandlung, einen internationalen Aufschwung. Eines ihrer Zentren liegt im Norden der Republik: in Greifswald.

Cube und Patch als Kernstücke der Wundbehandlung

Gegenüber des Greifswalder Bahnhofs, an der alten Villa, deutet wenig auf große Erfindungen hin. Das dreistöckige Gebäude an einer stark befahrenen Straße gleicht einem normalen Wohnhaus. Eine Handvoll Autos parken auf dem Hinterhof. Coldplasmatech ist auf einem Klingelschild zu lesen. Das Unternehmen also, das sich „Vom Wundmanagement zum Wundverschluss“ auf die Fahnen geschrieben hat. Große Medienanstalten wie ARD und ZDF haben sich schon beim Hoffnungsträger der Branche die Klinke in die Hand gegeben. Gleich hinter der Türe im ersten Stock ist ein Werbeplakat aufgestellt. Eine grell geschminkte Seniorin ist zu sehen, der Mittelfinger ihrer Hand gestreckt. Darunter der Slogan „Klassische Wundversorgung war gestern“. Carsten Mahrenholz (Dr. rer. nat., MSc, MBA) freut sich immer noch über den gelungenen Streich. Der CEO und Mitgründer des Start-ups führt den Besuch in den Besprechungsraum.

„Wir wollen durch unseren systemverändernden Ansatz Wunden auf der ganzen Welt heilen.“

Dr. Carsten Mahrenholz

Ein großer Tisch, hohe Stuckdecke, riesiger Wandbildschirm, ein Massagesessel aus Leder. Auf dem Tisch liegt eine angebrochene Tafel Schokolade. „Einen eigenen Schreibtisch brauche ich nicht“, sagt der quirlige Mann in den Dreißigern. „Ich bin ja immer unterwegs. Den US-Call nachher mache ich vom Auto aus.“ Die Agenda steht. Auch sein Radar ist eingeschaltet, empfänglich für die Blicke der Besucher. Zwei weiße Kästen in der Ecke haben ihr Interesse geweckt. „Der große“, erklärt der Naturwissenschaftler, der auch wirtschaftswissenschaftliche Abschlüsse besitzt, „ist unser erster Plasma-Cube, der kleine unser aktueller. Und das hier“ – er nimmt eine handgroße Folie mit durchscheinendem Wabenmuster samt Kabel in die Hand – „ist unser Patch. Gedruckte Elektronik.“ Cube und Patch, die zwei Kernstücke der Wundbehandlung von Coldplasmatech, um kaltes Plasma zu erzeugen und zu applizieren. Was so unscheinbar in der Ecke steht, stellt eine der vielversprechendsten Methoden in der Behandlung chronischer Wunden dar.

Der CPT®patch mit integrierter Elektronik wird als sterile, selbstklebende Wundauflage über der Wunde angebracht. Der CPT®cube im Hintergrund liefert die notwendige elektrische Spannung, um kaltes Plasma direkt auf der Wunde zu erzeugen.

Automatisierte Anwendung unterbindet menschlichen Faktor

Kaltes Plasma ist physikalisch erzeugtes Plasma und nicht wärmer als die Haut. So erst wird die Anwendung des Stoffes auf lebende Zellen möglich. Um das ionisierte, mit hoher Reaktionsenergie aufgeladene Gas an allen Stellen einer tiefen Wunde wirken zu lassen, bedurfte es einer speziellen Entwicklung: „Das Patch ist der Schlüssel“, erläutert sein Erfinder und greift auf den Tisch. Noch einmal nimmt er das Zwitterwesen aus Wundauflage und Computerchip in die Hände. „Es besteht aus mehreren Polymerschichten mit eingebetteter Elektronik und lässt sich an alle Wunden modellieren.“ Das sterile Patch, mittels Cube betrieben, wird auf das Wundareal aufgeklebt. Dann läuft die Behandlung automatisiert ab. Das sei wichtig, so Carsten Mahrenholz, um menschliche Abweichungen bei unterschiedlichen Behandlern zu eliminieren. Der Luftraum zwischen Patch und Wundoberfläche wird in einen energetisch aktiven Zustand überführt. Neben den energiereichen Ionen entstehen elektrische Wechselfelder sowie UV- und Infrarot-Licht. Dem geballten Arsenal an Abwehrmitteln haben multiresistente Bakterien, Viren und Pilzen nichts mehr entgegen zu setzen. Sie sterben ab – nachhaltig. Eine gleichzeitig stattfindende Tiefenstimulation des Wundgewebes steigert die Mikrozirkulation. Durch die erhöhte Nährstoffversorgung trägt sie zu einer Gefäß- und Gewebeneubildung bei, ein zusätzlicher Faktor, der die schnelle Wundheilung fördert.

Der energetisch aktive Zustand im Luftraum zwischen Patch und Wundoberfläche tötet multiresistente Bakterien, Viren und Pilzen nachhaltig ab.

Statt „Die Wunde sieht gut aus“: „Die Wunde ist zu“

Im Vergleich zur konventionellen Wundversorgung ähnelt die Behandlung mit dem Coldplasmatech-Verfahren einem Speed-Date. Schon je zwei Minuten in zehn Behandlungen mit einer Gesamtdauer von circa vier bis fünf Wochen können für einen Wundverschluss ausreichen. Entsprechende Studien haben tatsächlich eine beeindruckende Verbesserung der Wundheilungsrate gezeigt. Je nach Schweregrad kann die Behandlung wiederholt werden, bis sich ein spür- und sichtbarer Erfolg einstellt. Aber nicht „die gut aussehende Wunde“ muss das Ziel sein, wie Carsten Mahrenholz missbilligend kommentiert, was ihm häufig zu Ohren kommt. Sondern ihr Verschluss. Zahlreiche Einrichtungen wie die Medizinische Hochschule Hannover arbeiten inzwischen mit Coldplasmatech zusammen. An über 60 zertifizierten Coldplasmatech-Kompetenzzentren in Deutschland wird das Verfahren aus Greifswald angewendet – Tendenz steigend. Die Behandlung kann adjuvant zu anderen Therapieformen bzw. Empfehlungen der entsprechenden Leitlinien erfolgen, etwa der Kompressionstherapie bei Ulcus cruris venosum. Hier kommt die Kooperation mit der Bauerfeind AG ins Spiel. Während das Kaltplasma für eine schnelle und effektive Wundheilung sorgt, richtet sich die Kompressionstherapie mit den Produkten von Bauerfeind auf die Ursache, nämlich die venöse Insuffizienz. Beide Ansätze bieten einen Weg, sowohl die Heilung der Wunde zu beschleunigen als auch das Risiko eines erneuten Ulkus zu reduzieren. „Nicht nur was die Indikationen betrifft, passen wir gut zusammen“, unterstreicht der CEO. „Bauerfeind verfolgt eine ähnliche Premium-Strategie in der Qualität ihrer Produkte wie wir.“ Carsten Mahrenholz rutscht auf seinem Stuhl an dem großen Besprechungstisch ganz nach vorne. „Es geht aber um mehr als nur um Geschäftsmodelle. Es geht darum, Patienten ihr Leben wieder zurückzugeben. Gesundheitssysteme müssen sich von Pflege und Versorgung hin zur Wiederherstellung von Menschen weiterentwickeln. Wir wollen durch unseren systemverändernden Ansatz Wunden auf der ganzen Welt heilen. Dafür kämpfen wir.“ Auf der Website von Coldplasmatech wird eine alte japanische Reparaturmethode namens Kintsugi als Vorbild genannt: „Die Kunst, Zerbrochenem neues Leben einzuhauchen.“

Coldplasmatech ist Bauerfeind-Kooperationspartner
2015 wurde die Coldplasmatech GmbH in Greifswald gegründet. „Heilen statt versorgen“ lautet ihr Motto. Das Unternehmen hat sich auf die medizinische Entwicklung und Anwendung von Kaltplasma zur Heilung chronischer Wunden spezialisiert. Einsatzgebiete sind Druckgeschwüre, diabetische Fußulzera, venöse Ulzera oder schwere Verbrennungen. Seit Anfang 2025 bündeln Bauerfeind und Coldplasmatech ihre Kräfte. „Wir betrachten die Therapie chronischer Wunden ganzheitlich, und Kaltplasma ist mittlerweile ein wichtiger Baustein“, erklärt Rainer Berthan, Vorstandsvorsitzender der Bauerfeind AG. „Coldplasmatech hat die Kaltplasmatherapie insgesamt sicherer und effizienter gemacht.“ Die Kompressionstherapie mit dem Zweistrumpfsystem VenoTrain ulcertec von Bauerfeind und die Therapie mit Kaltplasma ergänzen sich. Gemeinsam setzen sich die beiden Unternehmen dafür ein, innovative Lösungen in der Wundtherapie bekannt zu machen.

Bilder: Anika Büssemeier

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