Venenbeschwerden·Lymph- und Lipödem·Kompressionsstrümpfe

Individuell angepasst, spürbar entlastend

Kompressionstherapie bei Lip- und Lymphödem

Von Bauerfeind Life am 14.11.2025

Kurz & knapp Mitte Juni 2025 fand unter der wissenschaftlichen Leitung von Frau Dr. Christine Zollmann bereits zum 10. Mal das Phlebologie-Forum in Zeulenroda statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung befasste sich ein Themenblock mit dem Lipödem und Lymphödem. Frau Dr. Gabriele Faerber (Zentrum für Gefäßmedizin, Hamburg), Dr. med. Anya Miller (Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Allergologie – Phlebologie / Lymphologie, Berlin) sowie Dr. med. Tom Schilling (Chefarzt der Klinik für Interdisziplinäre Innere Medizin / Gefäßmedizin, Leiter des Gefäßzentrum Harz, Harzklinikum Dorothea-Christiane-Erxleben GmbH - Klinikum Wernigerode) beleuchteten dabei unter anderem die wichtige Rolle der Kompressionstherapie bei diesen Krankheitsbildern.

Das Lipödem als Schmerzerkrankung verstehen „S2k-Leitlinie Lipödem – hilft sie uns, das Lipödem zu verstehen?“ Diese Frage beantwortete Dr. Gabriele Faerber, die Koordinatorin der aktuellen Lipödem-Leitlinie. Entscheidend ist zunächst die Definition des Lipödems: Es wird als schmerzhafte, disproportionale und symmetrische Fettgewebsverteilungsstörung der Extremitäten beschrieben. Der Schmerz ist ein zentrales Symptom – das Lipödem lässt sich daher auch als Schmerzerkrankung einordnen. Als Symptome im Sinne eines Lipödems sollen Druck- und Berührungsschmerz, Spontanschmerz und Schweregefühl angesehen werden. Doch Schmerzwahrnehmung und Leidensdruck können von Patientin zu Patientin stark variieren.1 Deshalb betonte Frau Dr. Gabriele Faerber: die morphologische Stadieneinteilung ist nicht aussagekräftig, denn sie bildet weder den Schweregrad der Symptome noch die Lebensqualität der Patientinnen ab. Eine Herausforderung bleibt: die Schmerzintensität ist nicht objektivierbar. Somit ist das Vertrauen in die Angaben der Patientinnen wichtig.

Dr. med. Gabriele Faerber, Gefäßexpertin vom Zentrum für Gefäßmedizin in Hamburg

Kompressionstherapie – unverzichtbar im ganzheitlichen Therapieansatz

Dr. Faerber untermauerte, dass die Kompressionstherapie die zentrale Säule der Lipödem-Therapie bleibt. Die Leitlinie empfiehlt deshalb die Kompressionstherapie mit dem höchsten Empfehlungsgrad „soll“. Primäres Ziel ist dabei die Schmerzreduktion. Bei der Auswahl und Verordnung der Kompressionsmaterialien sind verschiedene Faktoren patientenindividuell zu berücksichtigen – u.a.:1

  • der erforderliche Druck
  • das am besten geeignete Material
  • das Alter der Patientinnen
  • der Zustand der Haut, der Muskulatur und des Bindegewebes
  • die Bein- bzw. Armform

Die bedarfsgerechte Auswahl des Kompressionsmaterials und gegebenenfalls die Entscheidung für eine mehrteilige Versorgung sollen zur Verbesserung der Adhärenz und Wirksamkeit immer in enger Absprache von Patientin, Arzt, Therapeut und Versorger erfolgen.1

In der Regel erfolgt die Kompressionstherapie bei der Langzeitbehandlung des Lipödems mit medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS). Bei großen Umfangsänderungen, konisch geformten Extremitäten sowie vertieften Gewebefalten soll ein flachgestrickter MKS verordnet werden. Aufgrund der Strickart weisen flachgestrickte MKS in der Regel eine höhere Stiffness und somit einen höheren Arbeitsdruck sowie eine höhere Biegesteifigkeitauf. Diese Eigenschaften sollten bei der Versorgung von Patientinnen mit Lipödemen bei begleitender Adipositas genutzt werden. Die höhere Biegesteifigkeit überbrückt tiefere Gewebefalten besser, ohne durch „Hineinrutschen“ zu Abschnürungen zu führen.1

Neben der Therapie mit MKS führt die Leitlinie auch die intermittierende pneumatische Kompression (IPK) als unterstützende Maßnahme auf: zur Therapie des Lipödems sollte die IPK zur Schmerzlinderung sowie zur Reduktion begleitender Ödeme anderer Ursache – auch als Heimtherapie – eingesetzt werden.1 Vor allem Kompression in Kombination mit Bewegung ist ein wichtiges Element in der Schmerzreduktion. Deshalb war ein wichtiger abschließender Appell von Dr. Faerber das Verständnis für die ganzheitliche Therapie des Lipödems: neben einer psychosozialen Unterstützung spielen vor allem Ernährung und Bewegungstherapie eine entscheidende Rolle, nicht nur beim Gewichtsmanagement, sondern auch zur Beschwerdebesserung.1 Die Entscheidung für die operative Maßnahme einer Liposuktion sollte immer bei der Patientin liegen, nachdem sie im Vorfeld intensiv aufgeklärt wurde. Das therapeutische Gesamtkonzept ist somit der Schlüssel für einen bestmöglichen Behandlungserfolg.

Dr. med. Anya Miller, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Allergologie, Phlebologie / Lymphologie mit Praxis in Berlin

Ödem ist nicht gleich Ödem – vor allem bei älteren Patienten

Dr. Anya Miller beleuchtete die Ödemtherapie älterer Patienten. Herausforderungen mit steigendem Lebensalter sind die Alterung des Lymphgefäßsystems und der Haut mit reduzierter Barrierefunktion sowie das Auftreten von Komorbiditäten. Somit können vor allem bei älteren Patienten die Ursachen für ein Ödem multifaktoriell sein (u.a. lymphatisch-, kardial-, renal-, Medikamenten- oder Immobilitäts-bedingt). Die Genese des Ödems muss deshalb immer patientenindividuell untersucht und für die Therapie berücksichtigt werden. Vor allem bei Älteren ist ein engmaschiges Monitoring einschließlich regelmäßiger Überprüfung des Medikationsplans essenziell.

Ist eine Kompressionstherapie indiziert, dann empfiehlt Dr. Anya Miller individuell angepasste Kompression und bei Bedarf mehrteilige Versorgungen. Die Verordnung von An- und Ausziehhilfen sowie das Einbinden von Angehörigen sowie der häuslichen Krankenpflege können den Umgang mit der Kompressionsbestrumpfung stark erleichtern und so die Adhärenz der Kompressionstherapie steigern. Auch altersgerechte Bewegung und Selbstmanagement sollten gefördert werden – kombiniert mit gesunder Ernährung und adäquater Hautpflege.

Dr. med. Tom Schilling, Chefarzt der Klinik für Interdisziplinäre Innere Medizin / Gefäßmedizin und Leiter des Gefäßzentrums Harz, Harzklinikum Dorothea-Christiane-Erxleben GmbH – Klinikum Wernigerorde

Sicher komprimieren trotz pAVK, Herzinsuffizienz und Diabetes? So geht’s!

Aus Sicht eines Internisten klärte Dr. Tom Schilling über die Möglichkeiten der Kompressionstherapie bei relevanten Komorbiditäten auf. Vor allem bei pAVK hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Lange galt die pAVK als sogenannte relative Kontraindikation für eine medizinische Kompressionstherapie. Studien belegen jedoch, dass die Kompressionstherapie bei Patienten mit begleitender pAVK ohne kritische Ischämie in der Regel gut toleriert wird.2-4 Auch bei einer höhergradigen Herzinsuffizienz ist laut Dr. Schilling bei Beachtung einiger Vorsichtsmaßnahmen eine Kompressionstherapie möglich. Dies zeigt auch ein Blick auf die Kontraindikationen der Leitlinie Kompressionstherapie. Eine weitere Begleiterkrankung, die im Rahmen der Kompressionstherapie beachtet werden muss, ist der Diabetes mellitus, da durch diese Erkrankung wiederum die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer pAVK und / oder Neuropathie erhöht ist. Bei einer fortgeschrittenen peripheren Neuropathie ist aufgrund schwerer Sensibilitätsstörungen und Mikroangiopathie besondere Vorsicht geboten. Wichtig sind bei all diesen Patientengruppen die Anpassungen des Kompressionsmittels: ein geringer Ruhedruck sowie die Polsterung von Prädilektionsstellen sind entscheidend. Die Kompressionstherapie sollte immer unter engmaschiger ärztlicher Kontrolle durchgeführt werden. Dr. Schilling betonte auch die Notwendigkeit der Eigenkontrolle durch den Patienten: bei Blau- oder Weißfärbung der Zehen, Missempfinden und Taubheitsgefühl, zunehmenden Schmerzen sowie Kurzatmigkeit und Schweißausbrüchen sollte die Kompressionsversorgung sofort entfernt werden.

VenoTrain curaflow – der Kompressionsstrumpf für die Lymphödem- und Lipödem-Therapie
Der flachgestrickte Kompressionsstrumpf VenoTrain curaflow gewährleistet intensive Kompression und besonderen Komfort für Lymphödem- und Lipödempatienten. Das feinmaschige Zweizuggestrick übt bei Bewegung einen stabil hohen Arbeitsdruck aus und hilft dabei, durch diese gleichmäßige Gewebe-Kompression den Transport der Lymphe zu verbessern. Die innenseitige Längsstruktur des Gestricks formt feine Abflusskanäle und unterstützt so die therapeutische Wirkung. Darüber hinaus unterstützt die Kompression – wie auch in der aktuellen Lipödem-Leitlinie empfohlen – die Linderung von Schmerzen beim Lipödem.

Das latexfreie Gestrick ist durch seinen hohen Mikrofaseranteil leichter anzulegen, angenehm luftdurchlässig und hat eine weiche Oberfläche. Flache Sensitivnähte verhindern das Bilden von Falten und Druckstellen. Bei allen Beinstrümpfen sorgt eine extraweiche Kniekehle für unbeschwerte Mobilität im Alltag. Seitlich schräge Abschlüsse bei Waden- und Oberschenkelstrümpfen garantieren eine sichere Passform. Die Strümpfe können auf Wunsch speziell konfektioniert werden – wie zum Beispiel mit einer Beinerhöhung vorn bei Oberschenkelstrümpfen, einem Hosenteil bei Strumpfhosen oder einem anatomisch geformten Fuß. Die individuell angepassten Flachstrickprodukte sichern mit konstant hohem Arbeitsdruck die Ergebnisse der Manuellen Lymphdrainage und motivieren durch patientenfreundliches Design zum notwendigen regelmäßigen Tragen und Bewegen.

Referenzen:

  1. S2k-Leitlinie „Lipödem“; AWMF-Register Nr. 037/012; Stand 01/2024. Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-012 (Letzter Zugriff: 15.07.2025)
  2. S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge der pAVK“, AWMF-Register Nr. 065/003; Stand: 11/2024 Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/065-003 (Letzter Zugriff: 15.07.2025)
  3. S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum“; AWMF-Register Nr. 037/009; Stand 01/2024. Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-009 (Letzter Zugriff: 15.07.2025)
  4. S2k-Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)“; AWMF-Register Nr. 037/005; Stand 2024. Online veröffentlicht unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html (Letzter Zugriff 15.07.2025).

Bilder: Andreas Wetzel, Bauerfeind AG

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