Kurz & knapp Die nicht-invasive Kaltplasmatherapie unterstützt eine schnellere Wundheilung, die Kompressionstherapie hilft bei venöser Insuffizienz. Die Kombination aus beiden Therapien setzt also sowohl bei der tiefliegenden Ursache der chronisch-venösen Insuffizienz als auch beim Symptom der oberflächlichen Wunde an. Im ersten gemeinsamen Workshop der Kooperationspartner Bauerfeind und Coldplasmatech wird es praktisch. Anne Kurzbuch von Bauerfeind verdeutlicht die Vorteile des VenoTrain ulcertec und zeigt unter anderem das leichte Anlegen des Zweistrumpfsystems. Melanie Rosemann von Coldplasmatech demonstriert die standardisierte Anwendung der CPT®-Kaltplasmatechnologie. Prof. Dr. med. Martin Storck, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Städtischen Klinikum Karlsruhe, kombiniert beide Ansätze und berichtet von seinen Erfahrungen.
Ulcus Cruris Venosum·Venenbeschwerden·Kompressionsstrümpfe
Kompression trifft Kaltplasma
Ganzheitliche Ulcus-cruris-venosum-Therapie
Von Bauerfeind Life am 05.11.2025
Bewährte Kompressionstherapie trifft auf innovative Kaltplasmatherapie. Ergebnis: bessere Wundheilung. Gefäßchirurg Prof. Dr. med. Martin Storck berichtet aus der Praxis, Teilnehmer testen beide Ansätze live. Ein Bericht von der Industriesitzung der Kooperationspartner Bauerfeind und Coldplasmatech auf dem 4. WundD.A.C.H.-Dreiländerkongress Ende Juni 2025 in Freiburg.
„Das Ulcus cruris venosum ist eine häufige Erkrankung“, so steigt Prof. Dr. med. Martin Storck, Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie am Städtischen Klinikum Karlsruhe, direkt in die Thematik ein. 0,1 bis 0,3 Prozent der allgemeinen Bevölkerung sind vom floriden Ulcus cruris venosum (UCV) betroffen. Bei den über 80-Jähringen sind es etwa 2 Prozent[1]. Die schwerste Verlaufsform der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) ist die Folge eines chronischen pathologischen Hochdrucks im venösen System durch Reflux und/oder Obstruktion.
„Bei der Therapie des Ulkus ist die Kompressionstherapie sehr entscheidend“, unterstreicht Storck. Die Kompressionsanwendungen gemäß der 2024 aktualisierten S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des UCV beinhalten:
- moderne, phlebologische Kompressionsverbände (PKV) bei nicht kompensiertem Ödem oder medizinisch adaptive Kompressionssysteme (MAK) in der Entstauungsphase,
- in der Erhaltungsphase sollte ein Wechsel auf zweilagige Ulkus-Kompressionsstrumpfsysteme, wie dem VenoTrain ulcertec, stattfinden,
- medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) nach Wundverschluss zur langfristigen Therapie der Grunderkrankung und Rezidivprophylaxe

Die Kompressionstherapie erhöht den Druck im Gewebe, verbessert die Klappenfunktion in Venen und Lymphgefäßen sowie den venösen Blutfluss. Die Transit- und Diffusionsstrecke für Sauerstoff wird verkürzt. „Das Prinzip der Kompression ist einfach: Sie verringert die Filtration und erhöht die Reabsorption“, fasst Storck zusammen. Bei arteriell-venösem Mischgeschwür und einem Knöchel-Arm-Index unter 0,5 ist die Kompressionstherapie relativ kontraindiziert und muss individuell gefäßmedizinisch überprüft werden. Storck verweist auf eine Studie[2] von Kerstin Protz et.al. Ein Ergebnis: Die phlebologische Kompressionstherapie wird in Pflegeschulen unzureichend unterrichtet. Gerade wenn die Wicklung mit Kompressionsbandagen nicht richtig funktioniere, ist ein Kompressionsstrumpf umso wichtiger, der eine vorgegebene Kompression hat und beim Ulkus anwendbar ist. In der nationalen Leitlinie sowie in den European Guidelines (deMeesner et al 2022) werden zweilagige Ulkus-Kompressionsstrumpfsysteme empfohlen. Sie entsprechen einem Ruhedruck der KKl 3 und tragen das RAL-Gütezeichen. Der Unterstrumpf fixiert die Wundauflage und ist auch nachts tragbar. Der Oberstrumpf wird tagsüber über dem Unterstrumpf getragen und sorgt für den therapeutischen Druck.
„Bei der Therapie des Ulkus ist die Kompressionstherapie sehr entscheidend.“
Prof. Dr. med. Martin Storck
Zur Behandlung des chronischen UCV setzt Storck zusätzlich auf die neue Kaltplasmatherapie (CPT) von Coldplasmatech. „Es gibt ein Steuerungsgerät, einen Patchapplikator, einen Knopf zum An- und Ausschalten. Das ist einfacher als in einem modernen Auto mit großem Display und endlosen Einstellungen“, so Storck. Mittels kalten Plasmas wird die Luft zwischen Wunde und Patch für zwei Minuten ionisiert, unter anderem mit bakterizider Wirkung. „Ich habe mich für dieses Gerät entschieden, weil das eine Standardapplikation ist, wo Sie immer die gleiche Menge Plasma mit dem Patch auf eine definierte Wundfläche verteilen“, unterstreicht Storck.
Zwischenergebnisse der laufenden POWER-Studie zeigen eine deutlich schnellere Wundheilung, wenn die Standardwundtherapie um die Kaltplasmatherapie mit CPT®patch ergänzt wird. Der Wundverschlussfaktor steigt signifikant, der Wundverschluss macht sich schon nach der ersten CPT-Behandlung bemerkbar und Patienten brauchen weniger Antibiotika. Storcks klinische Beispiele bestätigen das. Ein Patient mit chronischem Ulkus mit arterieller Komponente erhielt Débridement, Fasziotomie, Kompression, Exsudatmanagement und zweimal wöchentlich wiederholte Kaltplasma-Anwendungen. Ein sauberer Wundzustand wurde erreicht und es konnte schneller eine Meshgraft durchgeführt werden. Bei einem anderen Patienten mit arteriellem Ulkus, CVI und Bypassverschlüssen führte Kaltplasma bei der Wundbett- und Meshgraftkonditionierung zur Wundheilung nach sechs Wochen. Nach Storcks Überblick beginnt der praktische Teil: In zwei Gruppen geteilt testen die Teilnehmer jeweils das Zweistrumpfsystem von Bauerfeind und die Kaltplasmatechnologie von Coldplasmatech.
Patientenfreundlich und wirksam: Kompressionstherapie mit dem zweilagigen Ulkus-Strumpfsystem
Anne Kurzbuch, Vertriebsmanagerin Schwerpunkt Kompression bei Bauerfeind, demonstriert live, wie leicht der VenoTrain ulcertec anzulegen ist. Den Oberstrumpf einmal in die Hand genommen und aufgedehnt, wird sein charakteristisches Merkmal für die Teilnehmenden spürbar: Das speziell von Bauerfeind entwickelte Rhomboidgestrick basiert auf einer dynamischen Netzstruktur, welche aus sich kreuzenden Spiralbändern besteht. Diese Struktur ist in Querrichtung sehr nachgiebig und ermöglicht ein leichtes Anlegen des Strumpfes. Bei der Dehnung in Längsrichtung erhöht sich sofort der Anpressdruck für eine optimale Wirkung. Bei Bewegung leistet die Netzstruktur aktiven Widerstand, unterstützt so die natürliche Muskelpumpe und gewährleistet den erforderlichen hohen Arbeitsdruck. Der weiße Unterstrumpf sorgt für eine leichte Dauerkompression, auch über Nacht. Die zum Beispiel nach dem Wund-Débridement notwendige aufgelegte Wundauflage passt darunter und wird sicher in Position gehalten. Der Unterstrumpf ist bis 95 Grad waschbar, das garantiert langfristig eine hygienische Nutzung.

Das Ulkus-Strumpfsystem ist in seiner medizinischen Wirksamkeit in mehreren Studien bestätigt. Es ist in zwei Varianten und in zwei Längen verfügbar: „Der Unterschied liegt im Unterstrumpf“, erklärt Kurzbuch. „Den gibt es in ‚moderate‘ und in ,strong´. In Kombination mit dem Oberstrumpf liegt das Set moderate im unteren Bereich der Kompressionsklasse 3, und das Set Venotrain ulcertec ‚strong‘ im oberen Bereich der Kompressionsklasse 3. Beide Systeme sind knielang erhältlich, ‚moderate‘ gibt es zusätzlich auch mit oberschenkellangem Unterstrumpf“, so die Wundmanagerin mit 15 Jahren Erfahrung.
Wichtig ist das richtige Abmessen durch das Sanitätshaus, bei dem das Fesselmaß und der dickste Punkt an der Wade entscheidend sind. „Niemand muss sich quälen, wenn er einen Kompressionsstrumpf anlegt“, führt Kurzbuch weiter aus und stellt Anziehhilfen vor. Besonders einfach für Patient und Helfer ist der verordnungsfähige VenoTrain glider. Auf der rutschfesten Unterlage schiebt der Patient seinen Fuß in die weiße Tasche, streift den Strumpf über Fuß und Anziehhilfe, und zieht dann den VenoTrain glider am breiten Band oben aus dem Strumpf raus. Die schwierigste Stelle an Ferse und Fessel wird so leichter überwunden. Die Anziehhilfe ist leicht zu reinigen und unterwegs eine platzsparende Hilfe. Mit den Bauerfeind-Spezialhandschuhen lässt sich gut nacharbeiten, ohne das Gewebe zu schädigen. Ihre Silikon-Beschichtung bietet mehr Griffsicherheit. Außerdem ist ein großes Thema im Austausch mit den Workshop-Teilnehmenden, die größtenteils im Pflegebereich tätig sind: die richtige Rezeptierung des Ulkus-Strumpfsystems VenoTrain ulcertec und die weiterführende Rezidivprophylaxe mit dem VenoTrain impuls.
Zwei hoch effektive Minuten: die innovative CPT®-Kaltplasmatherapie
Ein kubusförmiges Steuerungsgerät mit zwei Knöpfen und einer blauen Lichtleiste, ein Kabel, ein quadratischer Patch – der Aufbau ist schnell erklärt. Melanie Rosemann, Senior Business Development Managerin von der Coldplasmatech GmbH, führt die zweiminütige Kaltplasmabehandlung an einer Teilnehmerin live vor.

Nach Einschalten des CPT®cube zeigt die blaue Lichtleiste die interne Geräteprüfung an. Sobald die grüne Lampe leuchtet, wird das Kabel angeschlossen, das Gerät prüft erneut, der Startknopf leuchtet blau und der CPT®patch kann mit dem Kabel verbunden werden.
Der sterile Patch besteht aus zwei Teilen: Der rahmenförmige Abstandshalter wird um die Wunde gelegt und sollte dicht abschließen. Er kann bei Bedarf zusätzlich angedrückt oder fixiert werden, so Rosemann. Dann wird der zweite Patchteil mit der Plasmaquelle aufgebracht. Ein geschlossener Luftraum zwischen Wunde und Patch entsteht, der nach Drücken des Startknopfes zwei Minuten konstant ionisiert wird. Jetzt wirkt die patentierte Active-Glow® Technologie: Die Luft wird in einen energetisch aktiven Zustand überführt, elektrische Wechselfelder, Licht im UV- und Infrarot-Bereich werden erzeugt und Ionen gebildet. Der Patient spürt nur eine körperwarme Temperatur von 37,5 Grad.
Während die blaue Lichtleiste den Fortschritt der zweiminütigen Behandlung anzeigt, erklärt Rosemann die Vorteile der Kaltplasmatherapie: multiresistente Keime werden abgetötet, die Wundheilung angeregt. Die vollautomatische Behandlung erzielt ein Wirkoptimum, kein Kaltplasma entweicht, keine Stelle bleibt unbehandelt. Zwei- bis dreimal pro Woche angewendet, führt sie schon nach maximal zehn Behandlungen zu sehr guten Ergebnissen, oft bis zum Wundverschluss.
„Der Patch ist eine Einheitsgröße. Aber auch größere Wunden können damit behandelt werden“, ergänzt Rosemann. Wichtig sei es, einen luftgefüllten Raum zwischen Wunde und Patch zu schaffen, damit die Luft darin ionisiert werden kann.
Storcks Fazit: „Für mich ist das eine Innovation in der Wundbehandlung: Die Therapie mit Kaltplasma in Kombination mit einem Ulkus-Kompressionsstrumpfsystem, was patientenfreundlich in der Anlegung ist.“
Quelle:
Workshop der Bauerfeind AG und Coldplasmatech GmbH „Tradition trifft Moderne – Ganzheitliche Ulcus cruris venosum Therapie mit Kompression und Kaltplasma“ auf dem 4. WundD.A.C.H.-Dreiländerkongress, Freiburg im Breisgau, 24.06.2025.
[1] Zit. nach Schmedt CG et al. Gefäßchirurgie 2024; 29:207-211, open access
[2] „Stellenwert der sachgerechten und zeitgemäßen phlebologischen Kompressionstherapie in der pflegerischen Ausbildung – Mixed-Methods-Studie bei Pflegeschulen“ von Kerstin Protz, Ida Verheyen-Cronau, Joachim Dissemond, Matthias Augustin, Toni Maria Janke. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-2562-9857
Fotos: Udo Schönewald
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