Fußbeschwerden·Einlagen·Gonarthrose

Ein bedeutsamer Baustein für die Therapie

Orthopädische Einlagen bei Gonarthrose

Von Bauerfeind Life am 29.10.2025

Kurz & knapp Warum Einlagen bei der Therapie leichter bis mittelgradiger Gonarthrose mehr leisten können, als viele annehmen – und wie sie zu spürbarer Entlastung beitragen können, erläutert Dr. Andreas Metzger. Entscheidend für die gewünschte Wirkung: die richtige Passform, ein passender Schuh und das Zusammenspiel der Einlage mit weiteren Behandlungskomponenten.

Bei der Frühbehandlung einer Gonarthrose könne laut Leitline[1] der Einsatz von Einlagen „erwogen werden“. „Diese offene Empfehlung gilt es, richtig zu interpretieren“, fordert Dr. Andreas Metzger, Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin mit Praxis in Nürnberg. Er betrachtet Einlagen als wichtige Ergänzung in seinem multimodalen Therapieregime.

„Für die konservative Behandlung einer leichten bis mittelgradigen Gonarthrose zählen orthopädische Einlagen neben Injektionstherapien mit Hyaluronsäure oder Eigenplasma, einer muskelaufbauenden Physiotherapie und Knieorthesen bei instabilen Verhältnissen zu meinen Top-5-Therapiebausteinen“, sagt Dr. Andreas Metzger und verweist auf die Ursachen, die eine Gonarthrose begünstigen. So können beispielsweise Fehlstellungen in den Beinachsen für eine übermäßige Belastung im Kniegelenk ausschlaggebend sein. „Der Klassiker ist der o-beinige Mann, der durch eine varische Beinachse deutlich gehäufter einen vermehrten Verschleiß auf der Innenseite am medialen Kompartiment erkennen lässt. Sowie die Frau, die eher zur Valgusachse im Knie und dadurch stärker zu Arthrose im lateralen Bereich neigt“, sagt Dr. Metzger. Verstärkend komme hinzu, wenn Kniegelenke – etwa durch den Riss des vorderen Kreuzbandes – nicht mehr so stabil geführt sind. Bleibt dies über längere Zeit unentdeckt oder -behandelt, riskieren diese Personen durch die entstehende Translationsbewegung den schnelleren Verschleiß der Knorpelflächen. Oder biomechanisch ausgedrückt: Neben dem reinen Kraftvektor, der in einer aufsteigenden Kette von unten nach oben verläuft, geht es auch darum, welche Bewegungen diese Kräfte im Knie erzeugen. Dabei ist nicht nur die Achsstellung von Ober- und Unterschenkel bedeutsam. Auch die Fußstatik spielt eine wichtige Rolle. „Wenn ein Fuß etwa in seinem Längsgewölbe sehr flexibel ist, also eine starke Pronationsbewegung von der Lande- in die Standphase aufweist, dann geht nicht nur die Beinachse Richtung x-Bein, sondern der Unterschenkel verdreht sich zudem. Diese Tibia-Innenrotation und der stärkere Valgus scheinen den Verschleiß zu begünstigen.“ Beeinflussend können aber auch noch andere Faktoren hinzukommen, wie etwa die Gestalt der Gelenkflächen oder der Kniescheibe.

Dr. Andreas Metzger ist niedergelassener Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin mit Praxis in Nürnberg. Mit der daraus resultierenden Erfahrung und zahlreichen Studien hat sich der Fußspezialist umfangreiche Expertise auf dem Gebiet der Einlagenversorgung aufgebaut.

Belastung steuern, Schmerz vermeiden

„Bei der Behandlung einer Arthrose geht es immer darum, Schmerz zu vermeiden. Dieser tritt auf, wenn im Gelenk eine entzündliche Aktivierung stattfindet. Deshalb gilt es, die Belastung unterhalb einer gewissen Grenze zu halten – getreu dem Motto viel Bewegung bei wenig Belastung“, erklärt Dr. Metzger. Einlagen setzen am unteren Ende des Bewegungsapparates an und können die Statik, insbesondere die Beinachsen, merklich beeinflussen. So kann beispielsweise das Aufrichten eines Senk- oder Plattfußes durch eine gewölbeunterstützende Einlage die Stabilität im Knie erhöhen und die Innenrotation verkleinern. „Der Effekt wird umso größer sein, je instabiler das Kniegelenk ist – in meinen Augen ein in vielen Studien ebenso zu wenig beachteter Parameter, wie etwa der Aufbau der verwendeten Einlagen“, sagt der erfahrene Orthopäde und rät daher, bei der Interpretation von Leitlinien einen Blick in die zugrundeliegenden Studien zu werfen.

„Positive Effekte von Einlagen beobachten wir vor allem bei einer leichten bis mittelgradigen Gonarthrose im medialen Kompartiment, mit instabilen Verhältnissen in Knie und Fußgewölbe.“

Dr. Andreas Metzger

Fokus auf Längsgewölbeunterstützung

Die unterstützende Wirkung von Einlagen kommt, so Dr. Metzger, vor allem bei Patienten mit leichter bis mittelgradiger Gonarthrose im medialen Kompartiment mit instabilen Verhältnissen in Knie und Fußgewölbe zum Tragen. „Das Wichtigste für die Stabilisierung ist in erster Linie eine Längsgewölbeunterstützung, die individuell auf den Fuß des Patienten ausgerichtet ist. Wenn wir dann noch die Achsstellung beeinflussen wollen, gelingt das beispielsweise bei einem Varus-Knie schlichtweg durch die Erhöhung der Einlage am Außenrand.“ Dabei empfiehlt er, moderat zu beginnen: Drei oder fünf Millimeter. Denn zuviel kann die biomechanischen Abläufe so verändern, dass zwar der Gelenkspalt geöffnet, aber der Pes anserinus, das Sehnenkonglomerat an der Innenseite des Knies, dadurch überlastet wird und zu schmerzen beginnt.

Die Fußstatik kann eine Varus- oder Valgusstellung des Knies hervorrufen, ein sehr flexibles Fußgewölbe eine Tibia-Innenrotation. Beides begünstigt den Verschleiß im Knie.

Neben einer ausgeprägten Längsgewölbeunterstützung und einer passgenauen Randerhöhung trägt auch eine gute Fersenfassung zur Stabilisierung des Fußes bei. Dafür ist neben dem Aufbau der Einlage, auch die Wahl des Schuhs entscheidend, in dem die Einlage getragen wird. „Die beste Außenranderhöhung verpufft, wenn die Zwischensohle des Schuhs zu weich ist. Ich laufe zwar wie auf Wolken, habe aber an der Randerhöhung zu wenig Widerstand, um eine Wirkung zu erzielen“, beschreibt Dr. Metzger. Für das Tragen im Alltag beobachtet er, dass Leichtwanderschuhe oder Nordic-Walking-Schuhe insbesondere dem Varus-Knie eine gewisse Grundstabilität verleihen, ohne das Abrollverhalten des Fußes zu beeinträchtigen. Personen mit Valgus-Knie werden dagegen eher im Laufschuhbereich fündig.

Die Außenranderhöhung einer Einlage wie der TRIactive Select OA kann von den Füßen aufsteigend die muskulären Bandstrukturen und Achsfehlstellungen korrigieren und den Muskel-Band-Apparat stabilisieren.

Generell achtet Dr. Metzger bei der Verordnung von Einlagen bei Gonarthrose darauf, ausschließlich langsohlige Modelle zu verschreiben, die neben einer gewissen Weichbettung zur Stoßminderung über entsprechende stabilisierende Module wie Längsgewölbestütze, Randerhöhung und Fersenfassung verfügen. Aufgrund seiner Erfahrung gibt Dr. Metzger die Höhe des Pronationskeils vor. „Den Rest überlasse ich aber der Kompetenz und der Therapiefreiheit des erfahrenen Orthopädieschuhtechnikers. In Abstimmung auf die Schuhe stellt er die individuell passenden Einlagen her und passt sie im Rahmen der Anprobe entsprechend ein. Allerdings möchte ich den Sitz nach rund zwei Wochen Tragezeit überprüfen.“

Angepasst auf den jeweiligen Patienten mit medialer oder lateraler Gonarthrose kann der Einlagenrohling TRIactive Select OA dabei helfen, Beschwerden zu lindern und Schmerzen zu reduzieren.

Die Kombination der Maßnahmen bringt Erfolg

„Es gibt Studien, die belegen, dass Einlagen für sich alleine schon einen positiven Effekt haben können“, sagt Dr. Metzger, fügt aber hinzu: „Andere Studien zeigen jedoch, dass sich Schmerzreduktion und Funktionalität durch den Einsatz von Einlagen in Kombination mit weiteren Therapiebausteinen wie Physiotherapie oder einer Knieorthese, noch deutlich steigern lassen.“ Insofern sieht der Mediziner Einlagen als wichtige Ergänzung zu weiteren Maßnahmen und ordnet ein: „Betrachtet man Injektionstherapien mit Hyaluronsäure oder Eigenplasma, bescheinigt die Studienlage diesen durchaus ein höheres Wirkevidenzlevel im Vergleich zu Einlagen. Das heißt aber nicht, dass man deshalb nur das eine anwenden soll. Wie so oft gilt auch in der konservativen Orthopädie: Eins plus eins ergibt manchmal mehr als zwei.“

„Studien zeigen, dass sich Schmerzreduktion und Funktionalität durch den Einsatz von Einlagen in Kombination mit weiteren Therapiebausteinen wie Physiotherapie oder einer Knieorthese, noch deutlich steigern lassen.“

Dr. Andreas Metzger

Die Ergebnisse sprechen für sich. Eine an die Patienten angepasste Therapiekombination führe zum besten Erfolg. Und eine Einlagenversorgung als Teil seiner Top-5-Maßnahmen könne ihren Teil dazu beitragen, so Dr. Metzger. Probleme mit der Compliance sieht er nur selten. Lediglich wenn andere Fußdeformitäten wie Hallux valgus oder Hallux valgus et rigidus hinzukämen, kann es passieren, dass verwendete Einlagenmodule anderen Indikationen widersprechen. „Dann heißt es abwägen und anpassen“, so der Mediziner. „Ansonsten sind Einlagen wohl eines der best akzeptzierten Hilfsmittel. Auch wenn sie sich anfangs manchmal etwas störend anfühlen, gewöhnen sich die meisten Patienten sehr schnell daran und spüren den positiven Effekt.“

Einlagenrohling bei Gonarthrose: TRIactive Select OA
Für die konservative Therapie von Menschen mit medialer oder lateraler Gonarthrose (Varus- oder Valgus-Gonarthrose) ist der Einlagenrohling TRIactive Select OA gedacht. Er kann dabei helfen, Beschwerden zu lindern und Schmerzen zu reduzieren. Nach patientenindividueller Anpassung durch den Fachhandel korrigiert die fertige Einlage von den Füßen ausgehend die muskulären Bandstrukturen und Achsfehlstellungen und stabilisiert den Muskel-Band-Apparat aufsteigend. Das verbessert die Körperstatik insgesamt, beeinflusst die Ganglinie positiv und minimiert die einseitige Abnutzung im Gelenkspalt.

[1] https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/187-050

Bilder: Udo Schönewald, Bauerfeind AG

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