Orthesen·Knieschmerzen·Kompressionsstrümpfe

„Brauche ich immer eine Drainage?“

Orthopädie trifft Kompression

Von Bauerfeind Life am 23.06.2025

Kurz & knapp Christian Teusch, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Gera, setzt bei ambulanten Knieoperationen auf medizinische Kompression. Durch ein effektives, postoperatives Schwellungsmanagement möchte er nach arthroskopischen Eingriffen die Drainage vermeiden und damit die Patienten schneller mobilisieren. Bereits präoperativ verordnete Kompressionsstrümpfe (KKL 2) werden direkt im OP angelegt und bleiben bis zum ersten Verbandswechsel am Bein. Bei komplexeren Eingriffen wie Kreuzbandplastiken kommt zusätzlich eine Hartrahmenorthese mit Beuge- bzw. Strecklimitierung zum Einsatz – ebenfalls direkt postoperativ. Das Konzept unterstützt die Wundheilung, reduziert Schwellungen und erleichtert die Versorgung im ambulanten Setting.

Verbesserte Heilungschancen: Beim Prä- und Postoperativen Management ambulanter, arthroskopischer Eingriffe am Knie bündelt Christian Teusch, Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportorthopädie sowie Oberarzt am SRH Wald-Klinikum in Gera, die Potenziale von Kompression und orthopädischer Stabilisierung.

Christian Teusch ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie/ Sportorthopädie am SRH Wald-Klinikum Gera.

„Ich versuche stets, moderne Therapiekonzepte und -möglichkeiten in meine tägliche Arbeit zu integrieren, um ein bestmöglich es Ergebnis für meine Patienten zu erreichen“, sagt Christian Teusch. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie / Sportorthopädie wechselte nach Jahren als Unfallchirurg/Orthopäde am Klinikum Merzig (Saar) 2023 an das SRH Wald-Klinikum Gera. Hier wie auch bei seiner Tätigkeit im MVZ der SRH-Poliklinik hat er sich auf Gelenk-rekonstruktive Eingriffe an Schulter, Ellenbogen und Knie spezialisiert. Sein Credo: „Ich möchte durch ein effektives postoperatives Schwellungs-Management nach arthroskopischen Eingriffen die Drainage vermeiden, und somit meine Patienten schneller mobilisieren.“ Sein Konzept: Er verordnet seinen Patienten präoperativ Kompressionsstrümpfe, die am OP-Tag dem Patienten direkt im OP angelegt werden. Dieses Vorgehen hatte der gebürtige Saarländer bereits 2016 in der Endoprothetik kennengelernt. In Gera übertrug er es auf die Knie-Arthroskopie und setzt es als festen Bestandteil seines Therapieregimes nun bei Meniskusoperationen, Kreuzbandplastiken, MPFL-Rekonstruktionen, sowie Knorpel- und Sehnen Operationen erfolgreich ein. „Die Wundheilung verläuft auf jeden Fall besser mit Kompressionsstrumpf. Dazu kommt das Schwellungs-Management. Wenn ich die Drainage vermeiden will, muss ich dafür sorgen, dass es im OP-Bereich und distal davon nicht zu einer Schwellung kommt. Vorher haben wir das Bein gewickelt.

„Ich möchte durch ein effektives postoperatives Schwellungsmanagement nach arthroskopischen Eingriffen die Drainage vermeiden und somit meine Patienten schneller mobilisieren.“

Christian Teusch

Jetzt übernimmt in meinem Therapieregime diesen Teil ein Oberschenkelstrumpf der Kompressionsklasse 2“, erklärt Christian Teusch. Während bei den Meniskus-Operationen der medizinische Kompressionsstrumpf als Hilfsmittel in der Nachsorge genügt, benötigen komplexere Rekonstruktionseingriffe oft ein Zusammenspiel des Kompressionsstrumpfes mit einer Hartrahmenorthese, die nach dem 4-Punkt-Prinzip stabilisiert.

Der medizinische Kompressionsstrumpf soll noch im OP dem Patienten an ein trockenes Bein angelegt werden.

Mit Orthese Beugung limitieren

„In den ersten sechs Wochen nach einer Kreuzband-OP brauche ich eine Beugelimitierung von 90 Grad in einem Rahmensystem. Das ist der Hauptgrund für den Einsatz der Orthese“, verdeutlicht Christian Teusch. „Die Patienten müssen im ambulanten Setting früh mobilisiert werden, deswegen ist es wichtig die Orthese bereits im OP anzulegen“, erklärt der Facharzt routiniert. Auch im weiteren Heilungsverlauf schützt die Orthese Patienten davor, ihr Knie zu früh zu stark zu beugen. Kreuzband-Operierte dürfen ihr Knie ab dem ersten Tag 90 Grad beugen. Bei Eingriffen an der Kniescheibe (z. B. MPFL) gilt hingegen eine Extensionslimitierung auf 15° und eine Flexionsbegrenzung auf 75°. Nach Knorpeloperationen bleibt das Knie zwei Wochen komplett ruhig, dann wird die Beugung schrittweise um 30 Grad alle zwei Wochen gesteigert. Nach den arthroskopischen Eingriffen schätzt er besonders die teilflexible Rahmenorthese SecuTec Genu Flex.

Für seine Patienten greift Christian Teusch mittlerweile unabhängig von Alter oder Aktivitätsgrad auf Kompressionsversorgung, Bandagen und gegebenenfalls
Orthesen zurück.

„Die Adaptionsfähigkeit ihrer Kettenglieder an den Ober- und Unterschenkelumfang sorgt dafür, dass sie besonders gut am Femur anliegt und insgesamt einfach richtig gut sitzt“, weiß Christian Teusch aus Erfahrung. Bezüglich fehlender Stabilität müsse man keine Bedenken haben: „Wenn alle Gurte richtig geschlossen sind, dann sitzt sie felsenfest und ist absolut stabil.“

„Die Orthese sitzt auf dem Strumpf genauso gut wie auf der Haut und die Patienten berichten von einem höheren Stabilitätsgefühl.“

Christian Teusch

Beste Bedingungen für Patient und Operation

Der Einsatz einer Orthese und von medizinischen Kompressionsstrümpfen beginnt schon im Vorfeld der Operation. „Sobald der Patient bei uns im MVZ ist, kümmern wir uns um die präoperative Versorgung. Bei größeren Verletzungen, wie zum Beispiel Kreuzbandrupturen, die nicht sofort operiert werden können, kann der Patient mit einer Orthese seinen Alltag bis zur OP gut und sicher meistern. Damit er die Orthese dann auch in den sechs bis acht Wochen nach der Operation weitertragen kann, stelle ich dafür ein Folgerezept mit Angabe des OP-Tages aus“, erläutert Christian Teusch. Vor allem ist der Mediziner darauf bedacht, die Ausgangssituation für die Operation bestmöglich zu gestalten. „Da der Einsatz von Krankengymnastik und Lymphdrainage vor der OP budgettechnisch schwer abbildbar ist, verordnen wir Kompressionsstrümpfe unterstützend bereits im Vorfeld, um die posttraumatische Schwellung bis zum OP-Termin möglichst zu reduzieren.“ Diese Strümpfe und gegebenenfalls die Orthese bringen die Patienten zur OP mit und bekommen diese sofort nach der Operation angelegt. Dazu werden die Wunden mit Kompressen und Pflastern abgedeckt und der Strumpf mittels einer Anziehhilfe angelegt. Vorsichtig über die Pflaster gezogen, sitzt er fest bis zum nächsten Verbandswechsel ohne unangenehme Reibungen zu verursachen.

Ein Pflaster sollte auf der Wunde bleiben, bis sie geschlossen ist und die Fäden gezogen sind. Ansonsten
gehen die Fäden durch den Strumpf, bewegen sich mit dem Strumpf und können die Wunden reizen.

„Ich kann so auf die Drainage meist verzichten und ohne Drainage reduziert sich zusätzlich die Infektionsgefahr“, bemerkt Christian Teusch. Dass die Orthese dann direkt auf dem Kompressionsstrumpf aufliegt, sieht er unkritisch. „Ganz im Gegenteil, die Kombination bringt sogar Vorteile. Die Orthese sitzt auf dem Strumpf genauso gut wie auf der Haut und die Patienten berichten von einem höheren Stabilitätsgefühl. Sie sind zufriedener mit ihrer Versorgung. Letzteres mag auch psychologisch bedingt sein, fühlen sie sich damit doch rundum versorgt.“ Christian Teusch sieht seine Patienten am ersten, fünften und zwölften Tag nach der Operation – und je nach Art der OP in weiterer Staffelung darüber hinaus – zur Kontrolle. „Dabei überprüfe ich auch den Sitz der Hilfsmittel und justiere gegebenenfalls die Passform und die Bewegungslimitierung der Orthese nach“, erklärt der Facharzt. Einen nicht zu unterschätzenden Vorteil der Kombination von Kompression und Orthese sieht der Mediziner auch in der schnellen Mobilisierung des Gelenks. Beide Hilfsmittel machen das Training zu Hause auf der Bewegungsschiene für die Patienten angenehmer, so berichten sie es ihm, und überbrücken die Spanne bis zum Beginn einer Physiotherapie oder ambulanten Rehamaßnahme.  

Kompression bis zur Belastungsphase

Bei der Verordnung der Hilfsmittel achtet Christian Teusch darauf, alle getrennt voneinander zu rezeptieren. Ob Orthese, medizinischer Kompressionsstrumpf oder auch Einlage, die er z.B. auch bei Patellasehnen-Behandlungen ergänzt – mit den einzelnen Rezepten haben die Patienten die freie Wahl, in welchem Fachgeschäft sie ihre Hilfsmittel erhalten. Außerdem benötigt jedes Hilfsmittel einer Produktgruppe eine eigene Verordnung und eine gesonderte Diagnose, um abgerechnet werden zu können. Beim Ausstellen des Rezeptes verordnet er den 7-Steller. „Ich nenne dann aber als Beispiel das Produkt, das ich für am geeignetsten halte.“ Kompressionsstrümpfe verordnet er meist in Kompressionsklasse 2. Hier schätzt er den VenoTrain soft S, der aufgrund der großzügig ausgearbeiteten Easy-Ferse einfach anzulegen ist und nicht rutscht. Die Kunst in der Nachsorge bestehe oft darin, die Patienten auch nach dem Fadenzug zu motivieren, die Kompressionsstrümpfe weiter zu tragen. „Sie kommen merklich schneller wieder in Bewegung und fühlen sich fit. Viele Patienten haben im Belastungsaufbau eine Schwellneigung im Unterschenkelbereich. Deshalb möchte ich, dass die Patienten die Kompression auch in der ersten Phase des Belastungsaufbaus weitertragen.“

Bilder: Udo Schönewald

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