Kurz & knapp Mitte Juni 2025 fand bereits zum 10. Mal das Phlebologie-Forum in Zeulenroda statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung befasste sich ein Themenblock mit dem Erkrankungsbild Ulcus cruris. Die wissenschaftliche Leiterin Frau Dr. Christine Zollmann (Praxis für Venen- und Hauterkrankungen im Postcarré, Jena) sowie Prof. Dr. med. Birgit Kahle (Leitende Oberärztin Phlebologie, operative Dermatologie Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitäts-Klinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck) untermauerten an eindrucksvollen Patientenkasuistiken, welche entscheidende Rolle die Differentialdiagnose bei einem Ulcus cruris spielt – denn es steckt nicht immer ein Ulcus cruris venosum dahinter, auch wenn es auf den ersten Blick so erscheint. Ein zweiter Blick lohnt sich!
Ulcus Cruris Venosum·Venenbeschwerden·Kompressionsstrümpfe
UCV erkannt? Jetzt Druck machen – mit moderner Kompressionstherapie!
Therapie des Ulcus cruris venosums
Von Bauerfeind Life am 19.11.2025
Ulcus cruris – ein Krankheitsbild, viele Ursachen
Bereits zu Beginn der Vortragsreihe lautete der klare Appel von Frau Dr. Zollmann: „Wir müssen endlich aufhören, die chronische Wunde nur zu behandeln. Wir müssen die Ursache suchen.“
Das Ulcus cruris venosum (UCV) ist zwar mit 51 bis 80 Prozent die häufigste Form der „offenen Beine“. Dennoch sollte man hinter jedem Ulcus cruris die genaue Genese identifizieren:1
- Vaskuläre Ursachen (venös/arteriell, lymphatisch, vaskulitisch)
- Neuropathische Ursachen
- Metabolische Ursachen
- Hämatologische und hämostaseologische Ursachen
- Exogene Ursachen
- Neoplasien
- Infektionskrankheiten
- Medikamente
- Genetische Ursachen
- Dermatologische Ursachen
Diese umfassende Liste zeigt deutlich: Ulcus cruris ist nicht gleich Ulcus cruris. Aufgrund multifaktorieller Ursachen und komplexer Behandlungspläne ist ein interdisziplinäres Netzwerk bereits bei der Diagnosestellung sowie über den gesamten Therapieverlauf wichtig – von Haus- und Fachärzten über Wundzentren bis hin zu Physiotherapie und Pflege.

Prof. Dr. med. Birgit Kahle knüpfte an diese Komplexität des Ulcus cruris an und präsentierte Kasuistiken, bei denen sich vermeintliche UCVs auf den zweiten Blick als andere Erkrankungen herausstellten: darunter ein Plattenepithelkarzinom (Marjolin-Ulkus), ein Ulcus hypertonicum Martorell, ein Immobilitäts-bedingtes Unterschenkelgeschwür, eine Sarkoidose sowie ein Dependency-Syndrom, die funktionelle Veneninsuffizienz aufgrund der Kompression der Vena femoralis durch massiven Bauchumfang. Dies verdeutlicht die diagnostische Vielfalt. Frau Prof. Kahle betonte, dass neben der medizinischen Ursachenklärung auch eine aktive Patientenmitarbeit ausschlaggebend sei. Vor allem im Rahmen der Anamnese müssen Risikofaktoren und therapeutisch relevante Begleiterkrankungen einschließlich der Begleitmedikation gezielt abgefragt werden.

Diagnose UCV – was sagt die aktuelle Leitlinie? Das Ulcus cruris venosum (UCV) wird gemäß CEAP-Klassifikation als Stadium C6 in florider bzw. C5 in abgeheilter Form definiert. Es stellt die schwerste Verlaufsform einer chronischen venösen Insuffizienz (CVI) dar und ist – auch laut Leitlinie – von Beginn an als chronische Wunde zu sehen. Risikofaktoren für die Entstehung eines UCV sind neben dem hohen Lebensalter und dem Vorliegen einer positiven Familienanamnese einer CVI auch ein erhöhter Body-Mass-Index sowie eine zurückliegende venöse Thrombose.1
„Wir müssen endlich aufhören, die chronische Wunde nur zu behandeln. Wir müssen die Ursache suchen.“
Dr. Christine Zollmann
Zur UCV-Erstdiagnostik und vor invasiver Therapie soll eine farbkodierte Duplexsonographie der Beinvenen erfolgen. Frau Dr. Zollmann betonte, dass laut Leitlinie konservative Therapiemaßnahmen wie adäquate Wundversorgung und Kompressionstherapie den Patienten bei noch ausstehendem Termin für die Duplexsonographie nicht vorenthalten werden sollen. Auch ein begleitendes Lymphödem soll in das Behandlungskonzept miteinbezogen werden.1
Kompression in Kombination mit Bewegung als leitliniengerechter Standard
Die medizinische Kompressionstherapie (MKT) soll laut Leitlinie nach Prüfung der Kontraindikationen als konservative Standardtherapie des Ulcus cruris venosum eingesetzt werden. Die Leitlinie spricht dabei den höchsten Empfehlungsgrad „soll“ aus. Klinische Studien bestätigten, dass ein UCV unter Kompression signifikant schneller abheilt im Vergleich zu fehlender Kompressionstherapie.1 Auch die aktuellen europäischen Leitlinien (ESVS 2022) empfehlen in diesem Zusammenhang ausdrücklich den Einsatz von speziellen zweilagigen Ulkus-Kompressionsstrumpfsystemen.5 Entscheidend ist auch der Paradigmenwechsel bei gleichzeitig vorliegender peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK). Lange galt die pAVK als sogenannte relative Kontraindikation für eine medizinische Kompressionstherapie. Studien belegen jedoch, dass die Kompressionstherapie bei UCV mit pAVK ohne kritische Ischämie in der Regel gut toleriert wird. Darauf verweist neben der UCV-Leitlinie auch die aktuelle pAVK-Leitlinie: Betroffene mit UCV und begleitender leichter bis mittelschwerer pAVK können von einer Kompressionstherapie profitieren.1,2

Je nach Therapiephase des UCV stehen unterschiedliche Kompressionsmittel zur Verfügung. Nach der Entstauungsphase sollten laut Leitlinie spezielle zweilagige Ulkus-Kompressionsstrumpfsysteme eingesetzt werden. Sie bestehen aus einem dünneren Unterziehstrumpf, der auch über Nacht zur Dauerkompression getragen werden kann und gleichzeitig der Fixierung der Wundauflage dient, sowie einem darüber zu tragenden, kräftigeren Kompressionsstrumpf mit höherem Anpressdruck.1,3
Schließlich sollen nach Abheilung eines UCV medizinische Kompressionsstrümpfe (MKS) als entscheidender Aspekt der UCV-Rezidivprophylaxe getragen werden. Diese langfristige und konsequente Therapie mit MKS ist besonders vor dem Hintergrund ausschlaggebend, dass beim UCV eine hohe Rezidivrate von bis zu 70 Prozent innerhalb von sechs Monaten nach Abheilung zu beobachten ist1, was wesentlich darauf zurückzuführen ist, dass die zugrunde liegende chronische Venenschwäche (CVI) in der Regel fortbesteht.“
Um die Abheilung des UCV zu unterstützen, ist vor allem die Kompressionstherapie in Kombination mit Bewegung essenziell. So sollen Patienten mit UCV laut Leitlinie zu regelmäßiger körperlicher Aktivität, beispielsweise Geh-Übungen und Fußgymnastik, angeleitet werden, da die Kompressionstherapie erst bei Aktivierung der Muskel- und Gelenkpumpen ihre Wirkung vollständig entfaltet.1
Tradition trifft Moderne – ganzheitliche UCV-Therapie mit medizinischer Kompression und Kaltplasma
Auf dem 10. Phlebologie-Forum 2025 wurde darüber hinaus die Anwendung der Kaltplasma-Technologie mit dem CPT®cube und -patch von Coldplasmatech demonstriert. Das System bietet eine nicht-invasive Behandlungsmöglichkeit, die Wundheilungsprozesse beschleunigen und das Risiko von Infektionen – auch mit multiresistenten Erregern – reduzieren kann. Grundsätzlich lässt sich Kaltplasma bei nahezu allen chronischen Wunden einsetzen. Im Fall des venösen Ulkus wird es jedoch gezielt in Kombination mit der medizinischen Kompressionstherapie angewandt. Auf diese Weise soll das Abheilen der Wunde noch besser unterstützt werden, um die Lebensqualität von Patienten mit chronischen Wunden deutlich zu steigern.

VenoTrain ulcertec – der Kompressionsstrumpf für die Ulcus-cruris-Therapie
Das Ulkus-Kompressionsstrumpfsystem VenoTrain ulcertec unterstützt mit seinem einzigartigen Druckprofil den Heilungsprozess von Ulzerationen am Bein.4 Das Zweistrumpfsystem besteht aus einem Ober- und Unterstrumpf, die zusammen den therapeutisch festgelegten Anpressdruck im Fesselbereich dauerhaft gewährleisten. Der Tag und Nacht zu tragende Unterstrumpf fixiert die Wundauflage, ist bis 95° waschbar und aus besonders hautfreundlichem Material gefertigt. Er sorgt für kontinuierlich niedrigen Ruhedruck und unterstützt so die Wundheilung mit Basiskompression auch während der Nacht. Der Unterstrumpf ist als Waden- oder Oberschenkelvariante erhältlich.

Der Oberstrumpf wird am Tag über dem Unterstrumpf getragen. Sein speziell von Bauerfeind entwickeltes Rhomboidgestrick nach dem Scherengitterprinzip sorgt für hohen Arbeitsdruck in der Bewegung und ermöglicht gleichzeitig ein leichtes An- und Ablegen. Die dezente Optik und das verhältnismäßig dünne Material gestatten ein unauffälliges Tragen in normalem Schuhwerk. Für eine differenzierte Therapie wird das Zweistrumpfsystem VenoTrain ulcertec in zwei verschiedenen Stärken (moderate, strong) sowie mit knie- oder schenkellangem Unterstrumpf angeboten.
Referenzen:
- S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum“; AWMF-Register Nr. 037/009; Stand 01/2024. Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-009 (Letzter Zugriff: 10.07.2025)
- S3-Leitlinie „Diagnostik, Therapie und Nachsorge der pAVK“, AWMF-Register Nr. 065/003; Stand: 11/2024 Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/065-003 (Letzter Zugriff: 10.07.2025)
- S2k-Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK)“; AWMF-Register Nr. 037/005; Stand 12/2018. Online veröffentlicht unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html (Letzter Zugriff 10.07.2025).
- JÜNGER, M., et al. Efficacy and tolerability of an ulcer compression stocking for therapy of chronic venous ulcer compared with a below-knee compression bandage: results from a prospective, randomized, multicentre trial. Current medical research and opinion, 2004, 20. Jg., Nr. 10, S. 1613-1623.
- DE MAESENEER, Marianne G., et al. European Society for Vascular Surgery (ESVS) 2022 Clinical Practice Guidelines on the Management of Chronic Venous Disease of the Lower Limbs 5. Europ. J. Vasc Endovasc Surg, 2021, S. 1-84.
Bilder: Andreas Wetzel, Pat Scheidemann, Bauerfeind AG
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