Bandagen·Fußbeschwerden
Zwischen Illusion und Distorsion
Verletzungen und Überlastungen des Fußes
Von Bauerfeind Life Magazin

Sprinten wie Usain Bolt , Fußballspielen wie Lionel Messi – verständliche, aber keine unbedenklichen Wünsche. Denn der Fuß, das Bindeglied zwischen Wunsch und Wirklichkeit , hat seine eigenen Regeln. Auch sie gehorchen den Gesetzen von Belastung und Belastbarkeit. Neben Akutverletzungen treten Beschwerden im Fuß oft infolge von Fehl- bzw. Überbelastungen auf. Bei der Diagnose ist Spurensuche gefragt. Achillodynien sind häufige und gefürchtete Komplikationen. Die Therapie von Fußproblematiken, eine Domäne konservativ-funktioneller Verfahren, stellt generell eine Herausforderung dar. Die Experten Priv.-Doz. Dr. med. Martin Engelhardt und Prof. Dr. med. Dr. phil. Victor Valderrabano zeigen Wege gegen Illusion und Distorsion.
Ausdauersportarten als „Materialtestung des Körpers“ zu bezeichnen, klingt zynisch, trifft aber den Kern. Der Fuß ist einer enormen Belastung ausgesetzt. Beim Langstreckenlaufen etwa fängt er die ständig sich wiederholenden Stöße des Auftretens ab, verteilt sie und setzt sie in neue Bewegung um. Angesichts der Kräfte, die auf Muskeln, Bänder und Knochen des Fußes wirken, wird schon dem Sportler Talent attestiert , der dieser Materialtestung standhalten kann: Bei Sprüngen wirkt das Vier- bis Fünffache des Körpergewichts auf den Fuß, beim Laufen immer noch das Dreifache.
Das „Talent“, das diese Tortur auf Dauer aushält , kann auf fester Grundlage bauen. Sechsundzwanzig Knochen bilden die Basis des Fußes. Eine noch höhere Zahl von Gelenken, Kapseln, Sehnen und Muskeln formt ein Längs- und gleichzeitig ein Quergewölbe. Diese Konstruktion ist für die Elastizität des gesunden Fußes verantwortlich. Fettpolster unterstützen die dämpfenden Eigenschaften der bodennächsten Extremität. Alle absorbierenden und dynamischen Eigenschaften der Fußarchitektur funktionieren im Normalfall erstaunlich störungsfrei. Bis zu einer bestimmten Grenze. Dann muss auch das Elastizitätswunder Fuß seiner exponierten Stellung Rechnung tragen: Überlastungsbeschwerden – auch an der Achillessehne – sind die Folge.
Achtzig Kilometer pro Woche sind genug
„Die Belastungsgrenze fällt individuell höchst unterschiedlich aus“, erklärt PD Dr. Martin Engelhardt , Chefarzt der Orthopädie an der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie des Klinikums Osnabrück. Der Sportmediziner war Leitender Orthopäde der deutschen Olympiamannschaft. Was Dr. Engelhardt mit individuellen Unterschieden meint , leuchtet ein, ist jedoch in der Praxis schwierig festzustellen. In welchem Trainingszustand befindet sich der Patient? Welche Vorschädigungen sind bisher aufgetreten? Gibt es anatomische Besonderheiten? Diese Fragen gilt es nicht nur in Hinblick auf Belastungsgrenzen zu beantworten, sondern auch für eine exakte Diagnose der Überlastungsbeschwerden. „Wichtig ist auch die konstitutionelle Verfassung, mit der ich anfange“, beginnt der Arzt. „Die Frage des Ausgangsniveaus. Wenn ich vorher sportlich nicht aktiv war, reicht eine geringe Belastungssituation aus, um eine Verletzung zu provozieren.“ Ein Dilemma der Moderne tritt zutage: Wir wollen, können aber nicht! Zumindest nicht sofort. Anders beim Leistungssportler. Hier sind viel höhere Belastungsreize und Belastungsumfänge für Beschwerden verantwortlich. Der Sportmediziner, selbst Triathlet , weiter: „Knochen, Sehnen und Bänder brauchen Zeit , um sich an erhöhte Anforderungen anzupassen.“ Die geringere Durchblutung, verglichen mit dem Muskelgewebe und inneren Organen, spielt eine Rolle. Immerhin, einen Richtwert der Belastung kann Dr. Engelhardt geben: „Siebzig bis achtzig Kilometer laufen pro Woche sollten auch von einem Leistungssportler nicht überschritten werden. Alles darüber wird kritisch.“
Laufen bedeutet , den Körper ohne externes Sportgerät zu beschleunigen – eine ungemein anstrengende Tätigkeit. Trotzdem sind akute Verletzungen im Laufsport selten. Zwar können Muskelzerrungen oder Muskelfaserrisse vorkommen, das große Thema beim Laufen aber sind Überlastungsbeschwerden. Fünfzig bis sechzig Prozent aller Sportverletzungen, so wird geschätzt , gehen auf ihr Konto. Trotz aller individueller Ausprägungen gibt es aber bei den einzelnen Sportarten deutliche Hinweise auf „Materialschäden“.
Oft problematisch bei Läufern: die Achillessehne
„Bei den Läufern haben wir nicht selten Achillessehnenproblematiken“, führt Dr. Engelhardt aus. „Angefangen von der chronischen Tendinose über den dorsalen Fersensporn, den Bursaentzündungen, ausgelöst durch eine Haglund-Exostose, bis hin zu allgemeinen Fehlbelastungssituationen.“ Auch die Plantarfasziitis, die durch eine Überbelastung der Plantarfaszie entsteht , sei durchaus häufig. Aus dieser kann ein plantarer Fersensporn resultieren. In vielen Fällen ist ein ungünstiges Abrollen des Fußes infolge von Instabilitäten, eines Knick- oder Hohlfußes mitverantwortlich für Tendinopathien der Achillessehne. Allerdings warnt der Arzt vor Verallgemeinerungen: „Lange Zeit glaubte man aufgrund der Bewegungsanalyse, dass gerade bei Überpronierern zwangsläufig Beschwerden entstehen“, so Dr. Engelhardt. „Das ist nicht der Fall.“ Spätere Probleme mit der Achillessehne oder am Skelettsystem dieser Patienten schließt er jedoch nicht aus. Therapeutisch sieht er aber Möglichkeiten: „Bei unphysiologischen Druckverteilungsbelastungen am Fuß, die wir über eine Druckmessplatte registrieren können, haben wir eine gute Option, durch eine spezielle Einlagenversorgung, wie sie Bauerfeind bietet , die Belastungssituation verträglicher zu gestalten.“
Bei allen Beschwerden des Fußes ist eine äußerst gründliche klinische Untersuchung durchzuführen, sei es bei Überlastungssymptomen, sei es bei akuten Beschwerden. Zudem könne das MRT Ödembildung am Knochen nachweisen, ein klarer diagnostischer Hinweis auf Überlastungen, so der Arzt. „In den Sportarten, wo ich herkomme, dem Langstreckenlaufen und dem Triathlon, aber auch in anderen Sportarten wie Fußball , müssen wir bei Überlastungsbeschwerden auch an Stressfrakturen denken. Sie treten häufig an den Mittelfußknochen auf, auch im Bereich des Fersenbeins und des Os naviculare.“ Selbst Stressfrakturen können konservativ behandelt werden. Eine klare Domäne konservativ-frühfunktioneller Maßnahmen seien jedoch die Tendinopathien der Achillessehne wie auch die Behandlung von Sprunggelenkverletzungen, so der Experte.
Hilfsmittel können Schutzreflexe fördern
„Im Prinzip steht uns erst einmal die ganze Palette der Physiotherapie zur Verfügung. Dann können wir Bandagen wie die AchilloTrain verwenden. Ein gutes Einsatzfeld für diese Bandage ist die Reduzierung der Schwellneigung von überlasteten Regionen rund um die Achillessehne. Die AchilloTrain kann effektiv zu einer Abnahme der Schwellung führen. Auch ihre propriozeptiven Effekte sind hilfreich.“ Generell dürfe die Propriozeption nicht vernachlässigt werden, sagt Dr. Engelhardt. „Der propriozeptive Schutzreflex hilft , das Verletzungsrisiko zu mindern. Während der Therapie kann dieser Reflex mit Bandage und Wackelbrett trainiert werden.“ Als weitere therapieadäquate Hilfsmittel sieht der Orthopäde Fersenkissen sowie Einlagen: „Fersenkissen können Sie zur Teilentlastung verwenden, die entsprechenden Einlagen zur Optimierung der Situation beim Knickfuß – in Richtung Neutralstellung der Ferse.“ Moderne konservative Therapie hilft bei der „Materialtestung des Körpers“.
Lit.: Valderrabano V., Engelhardt M., Küster H-H. (Hrsg.), Fuß & Sprunggelenk und Sport , Deutscher Ärzte-Verlag 2009, 319–323.
Bilder: Fotolia/Kara, Stefan Durstewitz, doc-stock/3d4medical.com
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