Kompressionsstrümpfe·Venenbeschwerden

Nachgewiesene Ödemreduktion am Oberschenkel

VenoTrain ulcertec als AG-Ausführung

Von Bauerfeind Life Magazin

Kurz & knapp Der VenoTrain ulcertec ist jetzt auch in einer zusätzlichen Ausführung mit einem AG-Unterstrumpf erhältlich.

  • Eine Studie an der Universitätsmedizin Greifswald bestätigte eine Volumenreduktion des Oberschenkels durch den AG-Strumpf.
  • Alle untersuchten VenoTrain-ulcertec-Strumpfvarianten verbesserten die venöse Abpumpleistung (Ejektionsfraktion).
  • Bei Patienten mit CVI-bedingten Beschwerden am Oberschenkel empfiehlt sich ein VenoTrain-ulcertec-AG-Strumpf.

Das Kompressionsstrumpfsystem VenoTrain ulcertec ist für die Therapie des Ulcus cruris venosum konzipiert. Für Patienten, bei denen sich das Ödem in den Oberschenkel verlagert, ist jetzt eine Produktvariante mit einem längeren Unterstrumpf verfügbar – mit eigener Produktuntergruppe im Hilfsmittelverzeichnis1. Dessen Wirkung wurde in einer Studie der Universitätsmedizin Greifswald bestätigt.

Das Ulcus cruris venosum ist eine der häufigsten chronischen Wunden. 0,7 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden der Bonner Venenstudie zufolge daran (aktiv oder abgeheilt bzw. Stadium C5 und C6 nach CEAP-Klassifikation), die Krankheitshäufigkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter, bei über 82-Jährigen beispielsweise auf bis zu fünf Prozent2. Neben einem verzögerten Heilungsverlauf gehen chronische Wunden in der Regel mit Schmerzen und/oder anderen Missempfindungen einher. Für die betroffenen Patienten ist das extrem belastend. Darüber hinaus verursacht ein chronisches Ulcus cruris venosum hohe Therapiekosten. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass die Erkrankung progredient verläuft und zu Rezidiven neigt. Primäres Therapieziel beim venösen Ulcus cruris ist die Reduktion der Druck- und Volumenbelastung im venösen System. 

Gute Erfahrungen mit Kompressionsstrumpfsystem

An der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten der Universitätsmedizin Greifswald setzten die Ärzte zur Behandlung des Ulcus cruris venosum schon seit langem gerne das Kompressionsstrumpfsystem VenoTrain ulcertec ein. Nicht zuletzt, weil sich dieses in einer multizentrischen klinischen Studie dem mehrlagigen Kurzzugkompressionsverband im Hinblick auf Abheilrate und Abheildauer überlegen gezeigt hat – bei deutlich geringeren Kosten. „Unsere Erfahrungen mit dem VenoTrain ulcertec als Wadenstrumpf sind bislang wirklich sehr gut“, bestätigt Assistenzarzt Dr. med. Wolfgang Konschake. „Sowohl in Studien als auch im klinischen Alltag. Unter dem Kompressionsstrumpfsystem heilen nicht nur venöse Ulzera, sondern auch andere Wunden schneller ab.“ Für ihn hat das Strumpfsystem im Vergleich zum phlebologischen Kompressionsverband die Nase vorn: „Mit dem Kompressionsstrumpf ist der Anpressdruck im therapeutisch wirksamen Bereich (37 mmHg). Ein weiterer großer Vorteil des Zweikomponentenstrumpfs ist, dass die Wundbehandlung gesichert und die Hautpflege mit Salben und Cremes ohne weiteres möglich ist: Die Wundauflagen werden mit dem Unterstrumpf, der auch nachts getragen werden kann und soll, fixiert. Unsere Patienten kommen gut mit dem System zurecht.“ 

Das Kompressionsstrumpfsystem VenoTrain ulcertec wurde speziell für den Einsatz am Unterschenkel konzipiert. „In der täglichen Anwendung konnten wir jedoch immer wieder beobachten, dass sich bei Patienten mit ausgeprägten Ödemen im Unterschenkel das Ödem in den Oberschenkel verlagerte“, berichtet Dr. Konschake. „Die betroffenen Patienten äußerten dann die typischen CVI-bedingten Beschwerden wie Spannungsgefühl und schwere Beine auch für den Oberschenkel.“

Dr. med. Wolfgang Konschake ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten
Dr. med. Wolfgang Konschake ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten an der Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten

Studie zum VenoTrain ulcertec mit AG-Ausführung

Bauerfeind hat die Anregungen aus der klinischen Praxis aufgegriffen und eine weitere Produktvariante entwickelt, bei der der Unterstrumpf bis zum Oberschenkel reicht. Die Variante ist in einer eigenen Produktuntergruppe „Zweikomponentenwadenstrümpfe mit oberschenkellangem Unterstrumpf“ im Hilfsmittelverzeichnis gelistet. Wie sich diese Ausführung bewährt, haben Dr. Konschake und Kollegen unter der Leitung von Prof. Dr. med. Michael Jünger in einer prospektiven kontrollierten Studie untersucht3. Dazu verglichen sie die Wirksamkeit, die unerwünschten Begleiterscheinungen und die hämodynamischen Wirkungen des VenoTrain ulcertec in zwei Oberschenkelausführungen (AG) mit der bekannten Unterschenkelausführung (AD) moderate bei Patienten mit CVI der Stadien C3 bis C6. 

Gute Drainagewirkung

In die Studie wurden 13 Patienten eingeschlossen. Diese trugen jeweils für eine Woche die drei VenoTrain-ulcertec-Sets in den Ausführungen AD moderate (37 mmHg), AG moderate (37 mmHg) und AG (45 mmHg). Zwischen den einzelnen Tragephasen lag stets eine Woche Pause. Die Messung des Beinvolumens am Unter- und Oberschenkel erfolgte mit Bodytronic 600, die Messung der Ejektionsfraktion und des venösen Refluxes mittels dynamischer Dehnungsstreifenplethysmographie am Vorfuß. Symptome und unerwünschte Begleiterscheinungen wurden mit einem Fragebogen dokumentiert. 

„Alle drei Strümpfe haben zu einer Verringerung des Unterschenkelvolumens geführt. Wir konnten zudem messen, dass mit dem Set für den Unterschenkel das Volumen am Oberschenkel leicht zunahm. Die beiden AG-Varianten reduzierten wie erwartet auch das Oberschenkelvolumen“, berichtet Dr. Konschake. „Das Erstaunliche für mich an den Messwerten war, dass die Oberschenkelkompressionsstrümpfe auch eine verbesserte Drainage am Unterschenkel zur Folge hatten, obwohl am Unterschenkel bei den Strümpfen mit 37 mmHg genau die gleichen Druckverhältnisse herrschen wie mit dem herkömmlichen VenoTrain-ulcertec-Wadenstrumpf-Set. Am besten schnitt dabei der AG-Strumpf mit Anpressdruck 37 mmHg ab“, so der Assistenzarzt. 

Verbesserte venöse Hämodynamik 

Das Rhomboidgestrick sorgt für hohen Arbeitsdruck bei Bewegung.
Das Rhomboidgestrick sorgt für hohen Arbeitsdruck bei Bewegung.

Als weiteres wichtiges Resultat konnten die Greifswalder zeigen, dass alle drei getesteten Kompressionsstrumpfsysteme die venöse Hämodynamik, die Abpumpleistung und den venösen Füllungsindex, signifikant verbesserten. „Interessanterweise haben die Messungen ergeben, dass bei den AG-Strümpfen die Ausführung mit dem Anpressdruck 37 mmHg hämodynamisch völlig ausreichend ist. In unserer Studie hat der festere Strumpf keine Vorteile für die Hämodynamik oder die Entstauung des Beins gebracht“, sagt Dr. Konschake.

Welche Rückschlüsse zieht der Arzt daraus für die künftige Ulcus-cruris-Therapie? „Wir sollten, wo möglich, versuchen, auch die Entstauung des Oberschenkels bei Patienten mit venösen Ulzera zu verbessen. Im Prinzip wäre ein Oberschenkelstrumpf für die meisten Patienten ideal. Die entscheidende Frage ist allerdings: Tolerieren sie das?“

Die mangelnde Akzeptanz ist ein bekanntermaßen weit verbreitetes Problem bei der Kompressionsversorgung. „Deshalb haben wir in unserer Studie auch abgefragt, ob das Anziehen der Strümpfe – insbesondere der langen – als erschwert bewertet wird und wie der generelle Tragekomfort ist“, erläutert Dr. Kon­schake. „Was die Compliance betrifft, schnitten auch die beiden Oberschenkelstrümpfe gut ab. Das Anziehen war nicht erschwert, selbst beim AG-Strumpf mit dem höheren Druck, was man ja annehmen könnte.“ 

In der Studie wurden darüber hinaus typische unangenehme Begleiterscheinungen eines Kompressionsstrumpfs abgefragt, wie trockene Beine, Juckreiz, Kribbeln, Kältegefühl und Schwitzen. „Die Werte lagen bei allen Patienten im niedrigen Bereich – mit keinem Vorteil für irgendeinen Strumpf“, so Dr. Konschake. Für den Mediziner steht fest: „Ulkus-Patienten, die eine chronisch venöse Insuffizienz mit klinisch sichtbarer Ausprägung am Oberschenkel haben, würde ich immer vorzugsweise mit einem Oberschenkelkompressionsstrumpf-Set versorgen. Die Bereitschaft dazu kann man im Vorfeld mit den Patienten abklären.“

Idealerweise digital vermessen 

Und noch ein Punkt ist dem jungen Arzt im Hinblick auf die Kompressionsstrumpfversorgung wichtig: „Der Strumpf muss passgenau sitzen! Ideal wäre sicherlich, wenn die Strümpfe mit einem digitalen Messsystem angemessen werden könnten. Das hat enorme Vorteile gegenüber der Maßbandversorgung.“ 

Auch für seine eigene Forschungstätigkeit hat er diese Systeme schätzen gelernt. „Ich habe bei anderen Studien bereits mit dem Vorgängersystem oder auch mit ganz einfachen Methoden wie der Wasserplethysmographie gearbeitet. Mit Bodytronic 600 können Umfänge auf verschiedenen Höhen gemessen und automatisch die entsprechenden Volumina ermittelt werden. Es funktioniert berührungslos, die Daten werden dauerhaft gespeichert und die Ergebnisse sind exakt und reproduzierbar. Ein Traum für jeden Wissenschaftler!“

VenoTrain ulcertec vs. Kompressionsverband:
Signifikante Überlegenheit des Strumpfsystems

Eine randomisierte prospektive Multicenterstudie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Michael Jünger, Universitätsmedizin Greifswald, bestätigte 2004 erstmals die bessere Wirksamkeit des neuentwickelten Ulkus-Kompressionsstrumpfsystems VenoTrain ulcertec im Vergleich zum herkömmlichen phlebologischen Kompressionsverband (PKV).1 Für die Studie wurden 121 Patienten mit Ulcus cruris venosum über einen Zeitraum von zwölf Wochen oder bis zur Abheilung des Ulkus behandelt. Dabei zeigte sich eine signifikante Überlegenheit des Strumpfsystems bei einer Abheilungsrate von 47,5 Prozent gegenüber 31,7 Prozent beim mehrlagigen Kurzzugkompressionsverband. Beobachtet wurde zudem 30 Prozent mehr Mobilität unter Anwendung des VenoTrain ulcertec. Die Patienten bescheinigten dem Strumpfsystem eine sehr gute Anwendbarkeit und auch beim medizinischen Fachpersonal schnitt der Kompressionsstrumpf besser ab, u. a. bei den Aspekten Behandlungswirkung, Beeinträchtigung und Compliance. 

Das Kompressionsstrumpfsystem führte im Vergleich zum PKV nicht nur zu höheren Abheilungsraten – bei besserem Tragekomfort und größerer Akzeptanz beim Pflegepersonal –, es verursacht auch geringere Kosten. Eine betriebswirtschaftliche Untersuchung auf Grundlage der Daten der Ulcertec-Studie zeigte, dass mit dem VenoTrain ulcertec gegenüber der PKV-Behandlung bis zu 34 Prozent der Therapiekosten pro geheiltem Fall eingespart werden konnten2,3. 

1 Jünger M., Wollina U., Kohnen R. et al., Efficacy and tolerability of an ulcer compression stocking for therapy of chronic venous ulcer compared with a below-knee compression bandage; results from a prospective, randomized, multicenter trial, Curr Med Res Opin 20 (10): 1613–1624, 2004.
2 Prof. Dr. Hans-Werner Stahl, Betriebswirtschaftlicher Vergleich unterschiedlicher Therapieverfahren zur Behandlung des Ulcus cruris venosum im Rahmen der Ulcertec-Studie, Euro-Management-Institut Reutlingen, Juli 2004.
3 Kosten der Behandlung mit VenoTrain ulcertec gleich 100 Prozent gesetzt.


Studienfolder verfügbar

Die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Kompressionsstrumpfsystems VenoTrain ulcertec für die Therapie von venös bedingten Ulzerationen am Bein konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse sind detailliert in einer Broschüre zusammengefasst. Sie ist per E-Mail abforderbar unter medical.affairs@bauerfeind.com

1  Zweikomponentenwadenstrümpfe mit oberschenkellangem Unterstrumpf
2 Rabe E. et al.: Bonner Venenstudie der DGP, Phlebologie 1, 2003, 32: 1–4.
3 Konschake W., Riebe H., Pediaditi P., Haase H., Jünger M., Lutze S.: Compression in the treatment of chronic
venous insufficiency: Efficiacy depending on the length of the stocking. Clin Hemorheol Microcirc. 2016; 64 (3): 425–434.

Bilder: Bauerfeind, Stefan Volk

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