Kompressionsstrümpfe

Einige Teilnehmer komplett beschwerdefrei 

Studie zur Reduktion des „beruflich bedingten Ödems“ durch Kompression

Von Bauerfeind Life Magazin am 17.06.2021

Kurz & knapp An der Universitätsmedizin Greifswald führte Sophie Kindermann eine Studie durch, in der sie die Wirksamkeit und den Komfort medizinischer Kompressionsstrümpfe im Vergleich zu einem herkömmlichen Kniestrumpf (8-10 mmHg) bei orthostatisch bedingten Missempfindungen und Ödembildung aufgrund überwiegend sitzender oder stehender Tätigkeit untersuchte.

  • Die Kompressionsstrümpfe verhinderten präventiv das Anschwellen der Beine im Laufe des Tages.
  • Die Studienteilnehmer bewerteten den Tragekomfort der Kompressionsstrümpfe signifikant besser als den des Kniestrumpfes (8-10mmHg).
  • Außerdem ließen sich die Missempfindungen durch die Kompressionsstrümpfe deutlich verbessern, teilweise waren Teilnehmer komplett beschwerdefrei.
 

Menschen, die viel im Sitzen oder Stehen arbeiten, leiden häufig an Spannungen, Schwellungen und Schmerzen im Unterschenkel. Diese Missempfindungen lassen sich mit hochwertigen Kompressionsstrümpfen der Kompressionsklasse Ccl 1 (18–21 mmHg) signifikant reduzieren. Das zeigt die durch Dr. Helene Riebe betreute Promotionsarbeit von Sophie Kindermann an der Universitätsmedizin Greifswald, die dazu 49 Probanden prospektiv im Vergleich mit einem Kniestrumpf (8–10 mmHg) untersuchte.

Sophie Kindermann

Laut Digitalverband Bitkom übt jeder zweite Berufstätige in Deutschland eine sitzende Tätigkeit aus1. Im Zuge von corona-bedingtem Homeoffice dürfte sich die tägliche Sitzzeit bei vielen Menschen noch deutlich erhöht haben – mit unangenehmen Folgen: So kann längeres Sitzen ohne Positionswechsel zu Missempfindungen wie Schmerzen, Schwellungen und Spannungsgefühlen in Füßen und Unterschenkeln führen, Ödeme können sich ausbilden, „occupational edema“. Wie sich die Beschwerden präventiv mindern lassen, untersuchte Sophie Kindermann von der Universitätsmedizin Greifswald2 „In unserer Studie wollten wir zeigen, inwiefern bereits medizinische Kompressionsstrümpfe der niedrigsten Kompressionsklasse, also der Klasse 1, orthostatisch bedingte Missempfindungen lindern können“, erklärt die junge Ärztin. „Neben der Veränderung der Unterschenkelvolumina haben wir zusätzlich den Tragekomfort der Strümpfe erfasst.“ Die Studie war gleichzeitig ihr Promotionsprojekt, bei dem sie vor allem von Frau Dr. Helene Riebe und Prof. Dr. Michael Jünger betreut wurde.

Kompression verbessert venösen Rückstrom

Für die randomisierte klinische Studie, die 2018 prospektiv und im Vergleich mit einem Kniestrumpf (8–10 mmHg, Polyamid 60% ,Baumwolle 40%, 60 DEN) durchgeführt wurde, kamen die medizinischen Kompressionsstrümpfe (MKS) VenoTrain soft und VenoTrain soft S zum Einsatz. Beide Kompressionsstrümpfe wirken sich durch ihren Anpressdruck positiv auf die Mikrozirkulation der Haut aus, unterstützen die Funktionsfähigkeit insuffizienter Venenklappen und verbessern so den venösen Rückfluss. Der VenoTrain soft S bietet dazu besonderen Komfort im Fußbereich: Eine großzügig ausgearbeitete Ferse und die bequeme Zone am Spann geben dem angewinkelten Fuß beim Sitzen zusätzlich Platz. Beide Kompressionsstrümpfe sind neben Ccl 2 auch in der niedrigsten Kompressionsklasse Ccl 1 mit 18–21 mmHg verfügbar. „Wir haben uns für die VenoTrain-Strümpfe in Kompressionsklasse 1 entschieden, weil die Produkte hochwertig sind, die Wirksamkeit gut dokumentiert ist und wir gutes Feedback von den Patienten bekommen“, erläutert Sophie Kindermann. Als Vergleichsstrumpf diente ein handelsüblicher One-Size-Kniestrumpf (8–10 mmHg, Polyamid 60%, Baumwolle 40%, 60 DEN). 

„Wir können eine breitere Anwendung und häufigere Verschreibung dieser Klasse 1-Strümpfe für Leute mit hoher Sitz- und Stehbelastung nur empfehlen.“
Sophie Kindermann

Insgesamt wurden 49 Probanden im Durchschnittsalter von 36 Jahren untersucht. 34 Probanden stammten aus dem medizinischen Bereich (Ärzte, Krankenschwestern, MTAs) und 14 Probanden gingen einer reinen Schreibtischarbeit nach (Sekretärin, Koordinatorin, wiss. Mitarbeiter, Ingenieur, Verwaltungsangestellte). Eine Probandin war je zur Hälfte ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch und im Außendienst tätig. Jeder Proband überprüfte jeweils alle drei Strumpfvarianten an drei aufeinanderfolgenden Wochen. In jeder dieser drei Wochen wurde ein Teststrumpf an drei Tagen getragen, an den vier sich anschließenden Wochentagen wurde kein Studienteststrumpf verwendet. Durch diese „Auswaschphase“ war die Ausgangssituation des Beines zu Beginn der drei Testwochen gleich.

 Unterschenkelvolumen signifikant reduziert

Die Kompressionsstrümpfe erhöhen den Gewebedruck der Haut. Das bewirkt, dass Flüssigkeit aus dem Gewebe insbesondere über das Lymphsystem zum Herzen gelangt und sich im Laufe des Tages trotz sitzender Tätigkeit keine Beinschwellungen bilden. Die Studie liefert dazu den Beleg: „Beide Kompressionsstrümpfe weisen eine signifikante Reduktion des Unterschenkelvolumens am Ende der jeweiligen Tragephase auf. Die Volumenmessungen wurden mit dem klinisch validierten Messsystem Bodytronic 600 durchgeführt. Beim VenoTrain soft (18–21 mmHg) verringerten sich die Volumina um 7,6 Prozent, beim VenoTrain soft S (18–21 mmHg) um durchschnittlich 5,7 Prozent, dem steht eine geringe Volumenreduktion von 1,5 Prozent durch das Tragen des Kniestrumpfes (8–10 mmHg) gegenüber. „Mit den beiden Medizinischen Unterschenkelkompressionsstrümfen werden Missempfindungen und Ödembildung verringert oder vermieden“, so Sophie Kindermann.

Gute Noten für den Komfort der Kompressionsstrümpfe

Den Tragekomfort der drei Strümpfe bewerteten die Probanden per Fragebogen anhand eines Skalenspektrums von null (perfekt) bis zehn (äußerst schlecht). „Die VenoTrain-­Kompressionsstrümpfe wurden sehr gerne getragen und ihr Komfort von den Patienten deutlich besser bewertet als der des one-size Kniestrumpfes (8–10 mmHg)“, berichtet Sophie Kindermann. „Auffallend positiv beurteilten die Studienteilnehmer, dass die Kom­pressionsstrümpfe im Gegensatz zum Kniestrumpf (8–10mmHg) nicht ausleiern, Falten schlagen und rutschen, sondern per­fekt sitzen, und zwar über die gesamten Tragephasen hinweg. Der hohe Komfort war bei
beiden Kompressionsstrümpfen identisch.“

Deutliches Plus an morgendlicher Energie und Fitness

Bei der Frage nach der Reduktion der Missempfindungen gelangte die Ärztin beim Auswerten der Daten zu folgendem Ergebnis: „Die stauungsbedingten Beschwerden wurden durch den VenoTrain soft S um 80 Prozent, durch den VenoTrain soft um 75 Prozent und durch den Kniestrumpf (8–10mmHg) um 30 Prozent verringert.“ Erfasst wurden die Bewertungen mithilfe einer numerischen Rating-Skala mit den Stufen 0 (beschwerdefrei) bis 5 (sehr ausgeprägt und störend). Weiterer Effekt: „Alle Probanden verzeichneten durch das Tragen der Kompressionsstrümpfe ein deutliches Plus an morgendlicher Energie und Fitness“, so die Ärztin. Ihr Fazit lautet: „Wir konnten zeigen, dass Kompressionsstrümpfe der Ccl 1 (18–21 mmHg) Missempfindungen, die durch langes Sitzen oder Stehen entstehen, signifikant lindern. Eine Verordnung der Klasse-1-Strümpfe für Menschen mit hoher Sitz- und Stehbelastung und entsprechender Symptomatik3 können wir daher empfehlen.“

1  https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Jeder-zweite-Mitarbeiter-sitzt-am-Computer.html
2  Kindermann S.: Nebenwirkungen und Tragekomfort von Kompressionsstrümpfen bei Personen mit orthostatisch bedingter Missempfindung und Ödembildung aufgrund sitzender Tätigkeit (unveröffentlichte Daten, Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten der Universitätsmedizin Greifswald).
3  „Berufsbedingte Ödeme (Steh-, Sitzberufe)“ sind als Indikation in der Leitlinie Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK) gelistet; AWMF-Registernummer: 037/005

 

Bilder: privat, stock.adobe.com/Aleksej

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