Fußbeschwerden·Orthesen
Auf der Kippe
Sprunggelenktherapie
Von Bauerfeind Life Magazin

Bei Verletzungen des Sprunggelenks hat sich die konservative funktionelle Behandlung etabliert , bei den konkreten Maßnahmen herrscht jedoch oft Uneinigkeit.
Angesichts erschreckend hoher Rezidivraten rückt ein Therapieschritt in den Fokus, die anti-supinatorische Stabilisierung des Gelenks: Orthesen reduzieren die Inversionsbewegung und ermöglichen eine kontrollierte Belastung am Sprunggelenk. Ihre Wirksamkeit konnte in Studien und in der Praxis evident belegt werden.
Die Zahl spricht für sich: In 40 Prozent aller Sportverletzungen ist immer die gleiche Körperregion involviert – das Sprunggelenk. Das seitliche Umknicken des Fußes, die Distorsion, meist unter Mitleidenschaft des lateralen Kapsel-Band-Apparats, stellt den mit Abstand häufigsten Sportunfall überhaupt dar. Nicht nur im Sport rangiert diese Verletzungsart ganz oben, auch im Alltag nimmt das Umknicktrauma eine Spitzenposition ein. Die Häufigkeit des Umknickens ist kein Zufall. Als Außenposten des Körpers ermöglicht das Sprunggelenk letzten Endes das Gehen und Laufen. Erst im Zusammenspiel des oberen Sprunggelenks mit dem unteren Sprunggelenk wird die Fortbewegung in Gang gesetzt – durch Heben, Senken und Rotation des Fußes. Vor allem das obere Sprunggelenk erweist sich dabei als extrem verletzungsanfällig. Auf das Gelenk mit seinen Gelenkpartnern Talus, Fibula und Tibia wirken extrem starke Kräfte. Beim Stehen lastet das gesamte Körpergewicht auf dem Scharniergelenk, beim Laufen oder gar Springen drückt gleich das Drei- bis Vierfache der Körperlast auf die Gelenkstrukturen.
Schreck in der Abendstunde
Die Kräfte, die beim Gehen, Laufen und Springen auftreten, wirken auf ein komplexes und gleichzeitig fragiles Gebilde. Von Natur aus ist das Sprunggelenk mit einer hohen Festigkeit ausgestattet. Eine kompakte Gelenkkapsel hält die funktionelle Einheit oberes und unteres Sprunggelenk straff zusammen, gesichert durch starke Bänder – im Normalfall. Wenn der Fuß auf der Kippe steht, wird alles anders. Um wenige Millimeter falsch aufgesetzt, und der Fuß knickt um. So stark die Kapselbänder auch sind, so schwach sind sie, wenn der Erstkontakt mit dem Boden am falschen Ort stattfindet. Die auftretenden Hebelkräfte sind enorm. Das musste auch Olaf Hinze leidvoll erfahren. Der 46-Jährige spielte mit seinen Sportkollegen in der Halle Fußball, als es ihn erwischte. „Ich wollte gerade zu einem Dribbling ansetzen“, schildert der Feierabendkicker die Schrecksekunde. „Dumm nur, dass mein linker Fuß nicht mitkam.“ Die Folge der Verspätung ist der Fußballklassiker – die häufigste Distorsion, das Supinationstrauma.
Gegen das Rezidiv
Olaf Hinze zog sich zum ersten Mal eine Umknickverletzung zu, was untypisch ist für sein Alter. Supinationstraumata sind so weit verbreitet, dass vielerorts die Aufmerksamkeit für diese Verletzung schwindet und damit auch für ihre Gefahren, vor allem für das Rezidiv. Laut Statistiken klagt nahezu ein Drittel aller Betroffenen noch Jahre nach der Distorsion über chronische Beschwerden in Form erneuter Umknicktraumata oder anhaltender Instabilität (s. Ref. 1). Auch die Gefahr der Arthrose ist stets virulent. Für den Betroffenen allerdings stellte sich im Moment des Geschehens eine naheliegendere Frage. Hoffentlich halten die Bänder, schoss es Olaf Hinze durch den Kopf. Gehalten haben sie, aber was der Arzt anhand von MRT-Aufnahmen diagnostizierte, tröstete den Hobbyfußballer aus Velbert nur wenig: „Distorsion 1. bis 2. Grades, Dehnung des Ligamentum talofibulare posterior, unauffälliges Ligamentum talofibulare anterior, deutliche Einblutung in das subkutane Fettgewebe lateral.“
Keine Bagatellverletzung
Was dem Freizeitsportler erstmalig widerfuhr, ist für seinen behandelnden Orthopäden Dr. med. Sven Authorsen Alltagsgeschäft: „Wir sehen pro Woche drei bis vier Distorsionen in unserer Praxis“, berichtet der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Heiligenhaus bei Essen. „Ein Fehltritt und es ist passiert“, sagt Dr. Authorsen (siehe auch Interview S. 21). „Zu uns kommen alle Altersgruppen mit Distorsionen unterschiedlichen Ausmaßes. Mal steht das Band, mal ist es nur angerissen, mal ganz gerissen, meist aber deutlich überdehnt.“
Für den Therapieerfolg ist laut Arzt ein Faktor besonders wichtig: die Zeit. Genauer die Zeit , die zwischen Umknicken und adäquater Erstbehandlung verstrichen ist. So erlebt Dr. Authorsen immer wieder, dass der Patient zu lange wartet, weil er die Notwendigkeit einer ärztlichen Versorgung nicht sieht. „Wenn ich früh das Anschwellen reduzieren kann“, weiß der Orthopäde, „kann ich den Patienten schnell weiterversorgen und somit auch dem Rezidiv wirksam entgegentreten.“ Olaf Hinze suchte gleich am Morgen nach dem Umknicken Dr. Authorsen auf, nachdem er am Abend noch die in Fußballerkreisen bestens bekannte PECH-Regel (Pause, Eis, Kompression, Hochlagern) befolgte. Die Schwellung war moderat, so dass der Arzt auf einen Tapeverband verzichtete und gleich die Orthese MalleoLoc verordnete. Um die Rehabilitationsphase mit frühfunktionellen Therapiemaßnahmen einzuleiten und gleichzeitig ein erneutes Umknicken zu verhindern, wendet Dr. Authorsen in vielen Fällen die Sprunggelenkorthese an. „Sie besitzt im Vergleich zu anderen Orthesen den großen Vorteil , dass sie auch an der Sohle starr ist und somit eine gute antisupinatorische Stabilität verleiht“, so der Arzt. Sie stabilisiert mit und ohne Schuh. „Der Patient kann sogar mit ihr duschen oder sie auch nachts tragen.“
Weichbodenmatte als Trainingsuntergrund
Das hat Olaf Hinze getan, zumindest in der ersten Nacht. So groß war das Sicherheitsgefühl, das ihm die MalleoLoc vermittelte. Die Tage danach erledigte der IT-Projektleiter sein Arbeitspensum wie gehabt im Büro – mit der Orthese im Schuh. „Ich war froh, dass ich sie hatte“, bekennt er. „Ohne ihren Halt hätte ich mir den Gang zum Kollegen oder auch Treppensteigen nicht zugemutet.“ Heute, beim Kontrolltermin in der Praxis von Dr. Authorsen, zwei Wochen nach dem Umknicken, ist von Schwellung oder Hämatom kaum noch etwas zu sehen. Der Patient steht mit beiden Füßen auf einer Weichbodenmatte. Er soll spüren, so die Absicht des Arztes, wie es sich anfühlt, wieder auf der Kippe zu stehen und wieder Stabilität entwickelt zu haben. Um es auf die Spitze zu treiben, wirft ihm der Orthopäde einen Kugelschreiber zu. Den fängt Olaf Hinze locker, mit nur leicht angestrengtem Lächeln – und der MalleoLoc am linken Fuß. Der Patient scheint gut gerüstet für die anstehende Physiotherapie. Das Rezidiv? Nicht gesehen.
Ref. 1: Hubbard TJ, Hicks-Little CA. Ankle ligament healing after an acute ankle sprain: an evidence-based approach. J Athl Train. 2008 Sept-Oct; 43(5):523-9.
Bilder: istockphoto.com/lzf, Stefan Durstewitz
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