Orthesen·Rückenschmerzen
Für Therapie und Forschung
SacroLoc bei ISG-Syndrom
Von Bauerfeind Life Magazin am 28.10.2017
Rückenschmerzen sind die Wegbegleiter der modernen Welt. Jeder Zweite leidet in den Industrieländern irgendwann darunter. Und die Zahlen steigen. Mit der Beckenorthese SacroLoc hat Bauerfeind 2010 eine Antwort auf die Differenzialdiagnose ISG-Syndrom gegeben.
Die schmale Orthese stabilisiert den Beckenring und lindert Schmerzen. Und sie lieferte der Wissenschaft wiederholt entscheidende Erkenntnisse. Das komplexe Gefüge der Iliosakralgelenke (ISG) mitsamt seiner Problematiken konnte mit Hilfe der SacroLoc erschlossen werden. Grund genug für Bauerfeind, den unteren Rücken mit einer zweiten Orthesengeneration erneut in den Fokus zu nehmen. Die neue SacroLoc mit ihrem hochelastischen Netzmaterial und der patentierten Gurtführung knüpft an die Innovationen der ersten Generation an. Die oft unmittelbare Wirkung der Orthese zeigt der außergewöhnliche Fall einer ISG-Patientin. Für ihre Indikation konnte es nur eine Antwort geben.
Wer Ingeborg Lepke heute begegnet, sieht ihr kaum etwas an. Der Gang ist zügig, der Oberkörper aufrecht, die Füße setzt sie sicher auf den Boden. So wie andere Menschen gehen, geht die Berlinerin allerdings erst seit ein paar Monaten – wieder. Was für Gesunde nur kleine Schritte sind, ist für die 56-Jährige der Durchbruch zu einem schmerzfreien Leben. Kaum vorstellbar, was Ingeborg Lepke vor 18 Jahren widerfuhr; paradoxerweise zu einem Zeitpunkt, der eigentlich für große Freude und nicht für langes Leid steht. Vor 18 Jahren wurde Ingeborg Lepkes Sohn geboren. Ab da begann es. „Ich konnte nach der Geburt kaum noch einen Schritt machen“, erinnert sie sich. Die junge Mutter spürte starke, vom Becken ausstrahlende Schmerzen in die Beine. Selbst kleine Wegstrecken konnte sie kaum beschwerdefrei zurücklegen. Es wurde nicht besser. Nur unter größten Schwierigkeiten ließ sich der Alltag bewältigen. Schmerzmedikamente kamen nicht infrage, so dass die ehemals sehr aktive Frau ihren Sport , Tischtennis und Badminton, ruhen lassen musste. „Die Ärzte konnten mir einfach nicht helfen“, sagt sie. „Keiner wusste, was das ist.“
Erlösender Griff um das Becken
Wie können ständige Schmerzen beim Gehen so lange ausgehalten werden? Ingeborg Lepke hat sich in ihr Schicksal gefügt. Bis Ende 2016. Dann war Schluss. Auch mit ihren Nerven war die geplagte Frau am Ende. Sie begab sich ins Zentrum für ambulante Rehabilitation (ZAR) in Berlin in psychotherapeutische Behandlung. Dort, in einer Einrichtung der Helmut-Nanz-Stiftung, wurde sie per Konsil dem orthopädischen Chefarzt Dr. med. Thomas Lang vorgestellt. Der Arzt erinnert sich noch gut an seinen ersten Eindruck: „Ich bat die Patientin, ein paar Schritte auf dem Flur zu gehen. Ihr Gang war schleppend und unsicher. Eigentlich war sie nicht gehfähig.“ Der Orthopäde hegte einen Verdacht, der sich nach dem folgenden Test erhärtete: Dr. Lang wies die Patientin an, sich ihm zugewandt auf ein Bein zu stellen. Sie verzog vor Schmerzen das Gesicht. Daraufhin umfasste der Arzt ihren Beckenring. Mit beiden Händen übte er einen komprimierenden Druck aus. Ingeborg Lepke wusste nicht, wie ihr geschah: Der Schmerz war weg!
Funktionelle Störung der ISG
Der Einbeinstand war für Dr. Lang das letzte Glied in einer Kette von Indizien: „Die Vorgeschichte und die Befunde gingen klar in Richtung funktionelle Störung“, erklärt der Arzt. „Eine Verschleißerscheinung kam nicht in Betracht. Die Beschwerden traten ja fast von einem Tag auf den anderen auf.“ Ein Bandscheibenvorfall oder der klassische unspezifische Rückenschmerz schieden aufgrund der Symptomatik ebenfalls aus. Dr. Lang war sich früh sicher, was sich hinterher bestätigte: Quelle allen Übels für Ingeborg Lepkes Beschwerden konnte nur die ISG-Region sein. „Gerade bei Schwangerschaft und Geburt sind ISG-Problematiken keine Seltenheit“, weiß der Arzt: „Durch die hormonellen Umstellungen und das zunehmende Gewicht kann es zu Bandlockerungen an den Gelenken kommen, die dann Schmerzen auslösen“ (siehe auch Interview mit Dr. Lang).
Hotspot am Rücken
Die ISG, auch Kreuzdarmbeingelenke genannt, besitzen bei der Lastenverteilung des Körpers eine besondere Bedeutung. An der Schnittstelle zwischen Wirbelsäule und Becken gelegen, übernehmen sie die Rolle eines Vermittlers: Die ISG verteilen die Lasten vom Rumpf Richtung Füße und umgekehrt. Kräfte aus den unteren Extremitäten werden über die ISG nach oben abgeleitet. Ein hohes Maß an lokaler Bandstabilität wird benötigt, um diesen Übertragungsaufgaben gerecht zu werden und um das zerklüftete Gefüge des Überträgers, der ISG, überhaupt zusammenzuhalten. „Die Komplexität der ISG wird noch durch die Informationsflüsse gesteigert, die von unten nach oben und von oben nach unten verlaufen“, erläutert Dr. Lang. „Die Umgebung der Gelenke ist zudem Sensorenträger für die Propriozeption, an der auch unser Gleichgewichtsempfinden hängt“, so der Arzt. Die ISG – ein Hotspot am Rücken, der nicht selten Hilfe bedarf.
SacroLoc stabilisiert wie Orthopädenhände
Der Griff des Arztes hat es vorgemacht: Eine externe Stabilisierung um den Beckenring, damit die ISG ihren Dienst leisten können, war bei Ingeborg Lepke angezeigt. Aufgrund der eindeutigen Reaktion der Patientin beim Einbeinstand sowie der Anamnese konnte auf bildgebende Verfahren zur Sicherung der Differenzialdiagnose ISG-Syndrom verzichtet werden. Sogenannte Schmerzprovokationstests zur Bestätigung eines ISG-Syndroms, die Dr. Lang bei der Patientin durchführte, gaben ihm letzte Gewissheit: Beckenringinstabilität durch Bandlockerung an den ISG. Was kann nun dem Griff des Orthopäden gleichkommen? SacroLoc und SacroLoc. Zuerst verordnete Dr. Lang der Patientin die bewährte Beckenorthese zur Entlastung der ISG und ließ sie dann in einem Tragetest das neue Modell vor Markteinführung ausprobieren. Das Ergebnis war ähnlich durchschlagend wie beim Test im Einbeinstand: „Es war einfach unglaublich“, sagt Ingeborg Lepke. „Ich habe gleich einen ganz anderen Gang gehabt. Die Schmerzen waren fast weg.“
Neue SacroLoc wirkt gezielter
Die ständige Begleiterin von Ingeborg Lepke, die SacroLoc, wird anlässlich eines Kontrolltermins von Dr. Lang auf seinem Schreibtisch noch einmal genau unter die Lupe genommen: „Hier sind die Pelotten eingearbeitet“, zeigt er, „die mit ihren Aussparungen genau über den ISG in Position gebracht werden können.“ Prüfend nimmt er die Orthese in die Hand. „Da haben sich viele Menschen viele schlaue Gedanken gemacht.“ Ingeborg Lepke profitiert von der SacroLoc jetzt schon kontinuierlich. Nachdem Stabilität und Schmerzfreiheit am Becken erreicht wurden, können die Muskeln an Becken und Bein wieder frei agieren. „Ihr Glück war“, sagt der Orthopäde, „dass sie einen sportlichen Ausgangspunkt hatte. Sonst hätte sie wahrscheinlich nur mit größten Mühen an ihr altes Leben anknüpfen können.“
Man spürt, dass die lang Geplagte Lebensmut gefasst hat. Endlich weiß sie, was sie „hat“. Und sie hat das Mittel dagegen: „Ich kann mit der neuen SacroLoc wieder richtig gut Fahrrad fahren, gerade auch im Sommer, weil sie so schön luftig ist“, freut sie sich. „Und ich sitze besser mit ihr als mit der ersten.“ Vielleicht kann sie auch bald beim Tischtennis oder Badminton wieder punkten. Ist jetzt noch eine multimodale Therapie notwendig? Dr. Lang reagiert überrascht. „Wieso? Sie hat die Orthese, die komplett auf ihre Indikation passt und ist damit beschwerdefrei.“
Bilder: Anika Büssemeier, istockphoto.com/Eraxion
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