Orthesen·Rückenschmerzen
Stabilität im Gefüge
SacroLoc bei Bänder- und Gewebeschwäche
Von Bauerfeind Life Magazin am 29.07.2010
Menschen mit Hypermobilitätssyndrom sowie Schwangeren eröffnet die SacroLoc neue Optionen der Versorgung: Der gesamte Beckenring kann durch die Orthese stabilisiert und dadurch beschwerdefrei gehalten werden.
Zu viel Bewegung schadet selten, zu viel Beweglichkeit schon. Wenn sich Gelenke oder knöcherne Verbindungen durch Gefügebandlockerungen aufweiten und über das alters- und geschlechtsbezogene Maß hinaus bewegt werden, können beträchtliche Schmerzen die Folge sein. Frauen sind davon stärker betroffen als Männer. Unklar ist die Ursache der Überbeweglichkeit, vermutet wird eine genetische Disposition. Zwar kommt ihr kein „Krankheitswert“ an sich zu – vom Hypermobilitätssyndrom Betroffene, darunter vermehrt Frauen nach Schwangerschaften, klagen jedoch häufig über starke Beschwerden im Beckenbereich.
Beispiele aus einer ärztlichen Praxis sowie aus einem Geburtshaus zeigen, wie diesem Personenkreis mit der SacroLoc geholfen werden kann. Bei einer generalisierten Band- und Gewebeschwäche rückt neben dem Iliosacralgelenk (ISG) das komplette Beckengefüge in den Fokus der Orthesenwirkung.
Kombinationseffekte verursachen starke Beschwerden
Dr. med. Carina Ferrari, Aufsichtsratsvorsitzende des Orthonets NRW , niedergelassene Orthopädin und Sportmedizinerin in Schwalmtal, hat im Rahmen des „100 Physicians Program“ drei chronisch hypermobile Frauen zwischen 45 und 60 Jahren mit der SacroLoc behandelt. Beim „100 Physicians Program“ waren internationale Wirbelsäulenspezialisten aufgerufen, ihre Erfahrungen mit der SacroLoc einzubringen.
„Meine Patientinnen litten alle an Instabilitätsproblemen“, berichtet die Ärztin. Sowohl im ISG als auch im gesamten Beckenbereich traten Schmerzen auf. „Auch an der Symphysis pubica verspürten die Frauen beim Gehen starke Beschwerden“, so Dr. Ferrari. Der Beckenring wird von einem leistungsfähigen Bandapparat unterstützt. Wenn das Gefüge jedoch in einem gelockerten Zustand – wie er bei Hypermobilität auftritt – konstanten
Dehnbewegungen ausgesetzt wird, ist es für Beschwerden besonders anfällig. Zudem hatten zwei der drei Patientinnen Schwangerschaften hinter sich. Die dadurch auftretenden Bandlockerungen aufgrund hormoneller Veränderung können post partum die Beschwerden an der Symphyse und am ISG noch verstärken. „Auch degenerative Einflüsse waren bei den drei Patientinnen nicht auszuschließen“, ergänzt Dr. Ferrari.
Entlastung, Stabilisierung, Schmerzruhigstellung
„Die SacroLoc wurde von den Frauen dankbar angenommen“, schildert die Orthopädin. „Schon unmittelbar nach dem ersten Anlegen der Orthese verspürten alle drei Patientinnen eine Erleichterung.“ Getragen wurde die SacroLoc vier bis acht Wochen. Die Rückmeldungen der Patientinnen bezogen sich vor allem auf die positive Wirkung der Orthese: Sie entlaste, stabilisiere das Becken und lindere den Schmerz. Hierfür sei neben der Beckenstabilisierung auch die sanfte Massagewirkung der Noppen auf den beidseitig des ISG aufgebrachten Pelotten verantwortlich, so die Ärztin. „Aber auch der Tragekomfort ist gut“, beobachtete sie. Dafür ausschlaggebend sei der „feste Sitz direkt unter dem Beckenkamm“. Die Orthese zeige kaum Tendenz zum Rutschen. Von den Patientinnen ist bekannt, dass sie die SacroLoc auch heute noch intermittierend tragen.
Schon unmittelbar nach dem ersten Anlegen der Orthese
verspürten alle drei Patientinnen eine Erleichterung.“ (Dr. med. Carina Ferrari)
Die Ärztin ist begeistert: Durch die gute Compliance und die schnelle Wirksamkeit der Orthese eröffnen sich neue Möglichkeiten in der Behandlung des Hypermobilitätssyndroms. Bisher, so Dr. Ferrari, blieb ihr meist nur die Sklerosierung des ISG als Mittel der Wahl. „Von Fall zu Fall kamen auch Beckengurte zum Einsatz, wie man sie in Schwangerschaften gelegentlich benutzt. Diese sollten die Problemzonen fixieren und dadurch Beschwerden lindern“, beschreibt sie die unspezifische Vorgehensweise. Alternativen gab es kaum: Von einer reinen Manualtherapie rät die Orthopädin ab, da Bänder und Gewebe bei Hypermobilität wenig Rückstellkräfte besäßen. Auch Infiltrationen seien nicht angezeigt. Hingegen sollte zusätzlich Physiotherapie, insbesondere Beckenbodengymnastik, als Stabilisierungsmaßnahme angewendet werden, um so den Einsatz der SacroLoc zu unterstützen.
Druck auf die Symphyse
Unterstützung erfuhr die SacroLoc jüngst auch beim Einsatz an einem weiteren Personenkreis: Barbara Richardt vom Geburtshaus Soest empfahl die Orthese zwar auch Frauen mit Bänderschwäche, allerdings waren diese jünger als die Patientinnen Dr. Ferraris – und schwanger. „Wir sehen in unserem Geburtshaus immer wieder Frauen, die mit fortschreitendem Bauchumfang mehr oder weniger große Beschwerden haben“, sagt Barbara Richardt. „Sie machen zwar nur einen kleinen Prozentsatz von allen Schwangeren aus“, erklärt die Hebamme weiter, „der Leidensdruck der Betroffenen kann aber erheblich sein.“ Wobei „Leidensdruck“ durchaus wörtlich zu nehmen ist: Wenn eine Schwangere durch das wachsende Kind in eine vorhandene Lordose fällt, kann das Baby aufgrund der zunehmenden Gewichtsverlagerung sehr schmerzhaft genau auf die Symphyse drücken. Die hormonell gelockerten Bänder tun ein Übriges zum Schmerzgeschehen. Auch andere Faktoren wie Übergewicht, Beckenschiefstand oder ISG-Symptomatiken können während der Schwangerschaft verstärkt Probleme bereiten. Von Gynäkologen verordnete Bauchbänder – allerdings zurückhaltend verschrieben – konnten nur bedingt Abhilfe schaffen, so Barbara Richardt.
Der entscheidende Tipp kam von nebenan: Das Geburtshaus Soest ist in unmittelbarer Nachbarschaft einer orthopädischen Praxis angesiedelt. „Wir haben hier etwas Tolles für Euch“, waren die Worte, mit denen die Ärzte, die SacroLoc unterm Arm, bei ihren Nachbarinnen anklopften. Dann ging alles ganz schnell. „Wir haben sie gleich selbst angelegt und gemerkt, dass sie den Schwangeren helfen könnte“, erinnert sich Barbara Richardt. „Die flexiblen Einstellungsmöglichkeiten der Orthese sollten genug Raum lassen für den dicker werdenden Bauch. Unsere haptonomische Ausbildung half uns bei der Einschätzung.“ Haptonomie ist eine von Hebammen praktizierte Methode, durch Berührung Kontakt mit dem Kind aufzunehmen. Die entspannende Wirkung für die werdende Mutter soll eine weitestgehende Schmerzfreiheit ermöglichen. Nur die „Berührung“ zum Kind führt zu einer Entspannung.
Die Hebammen lagen mit ihrer Einschätzung richtig: Zwei Schwangere ließen sich die Orthese nach der Empfehlung des Geburtshauses von ihrem Orthopäden verordnen. „Daraufhin konnten sie wieder relativ entspannt sitzen und gehen“, freut sich Barbara Richardt für ihre werdenden Mütter. „Die Beschwerden waren deutlich reduziert.“
Bilder: Fulvio Zanettini, Stefan Durstewitz
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