Einlagen·Fußbeschwerden

„Häufigste Ursache 
ist die Plantarfasziitis“

Fersenschmerz

Von Bauerfeind Life Magazin am 15.03.2024

Kurz & knapp Prof. Dr. Markus Walther ist Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Schön Klinik München-Harlaching. Seine Erfahrung zeigt: Häufigste Ursache für Fersenschmerzen ist eine Plantarfasziitis. Dabei besteht sohlenseitig eine chronische Entzündung des Sehnenansatzes der großen Bindegewebsplatte am Fersenbein Der sogenannte Fersensporn, den man auf dem Röntgenbild erkennt, ist dabei nur ein Sekundärphänomen. „In 95 bis 98 Prozent der Fälle lässt sich eine Plantarfasziitis konservativ mit Einlagen und Dehnungsübungen behandeln“, sagt der Experte. „Einlagen reduzieren durch ihre Weichbettung den Druck auf das schmerzhafte Areal und nehmen der Plantarfaszie die Spannung.“ Betroffen sind meist Menschen mit Hohl- oder Plattfüßen, außerdem vermehrt in der zweiten Lebenshälfte, wenn die Elastizität in der Gewebestruktur nachlässt. Weitere Erkrankungen, die Fersenschmerz auslösen können, sind unter anderem die Haglund-Exostose mit Entzündung des Achillessehnenansatzes, Stressfrakturen im Fersenbein, entzündliche Gelenkerkrankungen wie Rheuma, Knochentumoren sowie Erkrankungen des Nervensystems.

Wie sich die Beschwerden rund um einen Fersensporn erfolgreich therapieren lassen und welche weiteren Erkrankungen Fersenschmerzen auslösen können, erklärt Prof. Dr. med. Markus Walther von der Schön Klinik München Harlaching.

life: Wie ist die Indikation Fersenschmerz epidemiologisch zu bewerten?

Prof. Walther: In unserer Klinik machen Patienten mit Fersenproblemen etwa zehn bis 20 Prozent aus, aber das ist nicht auf die Gesamtbevölkerung übertragbar. Denn die meisten werden bei niedergelassenen Orthopäden behandelt und kommen erst zu uns, wenn die klassischen konservativen Therapien nicht weiterhelfen.

Prof. Dr. med. Markus Walther, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie der Schön Klinik München Harlaching.

Welche Diagnosen stellen Sie am häufigsten?

Prof. Walther: Der Klassiker ist die Plantarfasziitis. Aber auch Haglund-Exostosen, also Insertionstendinopathien der Achillessehne, kommen häufig vor. Umgangssprachlich ist meist von Fersensporn oder Überbein die Rede.

Was genau ist eine Plantarfasziitis und wer ist am ehesten davon betroffen?

Prof. Walther: Bei einer Plantarfasziitis besteht sohlenseitig eine chronische Entzündung des Ansatzes der großen Bindegewebsplatte (Plantarfaszie) an das Fersenbein. Das verursacht den Schmerz, nicht etwa der Knochensporn, den man zwar auf dem Röntgenbild sieht, der aber nur ein Sekundärphänomen darstellt. Meist tritt diese Erkrankung in der zweiten Lebenshälfte auf, die Faszie verliert an Elastizität. Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht und Bewegungsmangel. Fußfehlstellungen, wie der Hohl- oder der Plattfuß, begünstigen ebenfalls die Entwicklung einer Plantarfasziitis.

Wie lassen sich die entzündeten Strukturen entlasten?

Prof. Walther: 95 bis 98 Prozent der Patienten sind mit einer konservativen Therapie gut behandelbar. Dabei ist eine Einlagenversorgung das First Line Treatment. Stoßdämpfende Einlagen reduzieren den Druck auf das schmerzhafte Areal und korrigieren die Fehlstellung der Füße. Sinnvoll ist das Hohllegen des gesamten Faszienverlaufs, um die Plantarfaszie insgesamt zu entspannen. Neben der Einlagenversorgung ist auch Dehnung wichtig, um einer Verkürzung der dorsalen Kette entgegenzuwirken. Dazu empfehlen wir Übungen für zu Hause.

Welche neuen Behandlungsansätze gibt es?

Prof. Walther: Eine hohe Evidenz liegt für die Stoßwellenbehandlung vor, bei hoher Entzündungsaktivität auch eine therapeutische Röntgenbestrahlung. Dazu wird allerdings erst ab einem Alter von 40 Jahren geraten. Cortisonspritzen sind wegen der Negativeffekte auf die Gewebestruktur zunehmend umstritten, aber Botox hat eine Erfolgsrate von etwa 60 bis 70 Prozent. In vielen Fällen reicht eine fächerförmige Injektion in das schmerzhafte Areal. Das entspannt die Plantarstrukturen und reduziert den Schmerz. Falls man mit konservativen Ansätzen nicht weiterkommt, werden inzwischen meist minimalinvasive Eingriffe durchgeführt. Das Prinzip ist die Durchtrennung der kontrakten Fasern der Plantarfaszie, was die Spannung reduziert und die Ausheilung begünstigt. Ein knöcherner Fersensporn wird dabei meist mit abgetragen.

Bei einer Haglund-Exostose werden die Knochenkanten im Ansatzbereich der Achillessehne entfernt, die für den chronischen Reiz und die Entzündung verantwortlich sind. Relativ neu ist die minimalinvasive Umstellung des Fersenbeins. Dieses OP-Verfahren dreht die störenden Knochenkanten weg von der Achillessehne und verlängert gleichzeitig die Achillessehne um einige Millimeter. Günstig ist dieses Verfahren vor allem bei Patienten mit einer Verkürzung der Wadenmuskulatur, die durch die sog. Zadek-Osteotomie komplett beseitigt wird.

Welche Therapiedauer ist empfehlenswert?

Prof. Walther: Eine exakte Zeitschiene gibt es für die konservative Therapie nicht. Solange die Beschwerden rückläufig sind, spricht viel dafür, die Therapie fortzusetzen, auch wenn es in Einzelfällen viele Monate dauert, bis die Patienten vollständig beschwerdefrei sind. Meist kommen die Beschwerden dann aber auch nicht wieder. Nach einer OP sollten Patienten drei bis vier Monate Fersenkissen und Einlagen tragen. Eine zu schnelle Beanspruchung der Achillessehne kann am Ende die Heilung verzögern. Neuere Studien haben übrigens gezeigt, dass neben Übergewicht auch Wundheilungsprobleme nach OPs für die Wiederkehr von Verkalkungen verantwortlich sein können. Wir empfehlen daher nach Operationen, den Fuß ein paar Wochen nur leicht zu belasten, damit sich der Sehnenansatz regenerieren kann.

Eine Nevenschädigung kann ein Muskelödem verursachen.

Welche weiteren Erkrankungen können Fersenschmerzen hervorrufen?

Prof. Walther: Die klinische Untersuchung gibt häufig schon wichtige Hinweise, was das Problem sein könnte. Druckschmerz an der Fußsohle am Ansatz der Plantarfaszie ist typisch für die plantare Fasziitis. Ist ein seitlicher Druck auf die Ferse schmerzhaft, kann dies auf eine Stressfraktur hindeuten, also Knochenbrüche, die aus einem Missverhältnis zwischen Knochenbeanspruchung und -festigkeit entstehen. Liegt keine offensichtliche Überbeanspruchung vor, heißt es zunächst, den Grund für die möglicherweise reduzierte Knochendichte herauszufinden. Der erste Schritt ist die Reduktion der Belastung, ggf. kann der Knochenaufbau durch Osteoporosemedikamente unterstützt werden. Bei diesen Fragestellungen kann es sinnvoll sein, den Patienten beim Osteologen vorzustellen.

Ein Schmerz, der nicht belastungsassoziiert ist, also zum Beispiel nachts auftritt, kann auf Entzündungen oder Knochentumoren hindeuten. Gerade bei beidseitigem Fersenschmerz sollte man Rheuma in Erwägung ziehen. Ein entzündeter Nerv wiederum kann sehr ähnliche Beschwerden wie ein Fersensporn auslösen. Man erkennt ihn am besten, wenn das MRT im Bereich der Plantarfaszie unauffällig ist und die Fersensporntherapie nicht anschlägt. Manchmal sieht man im MRT Veränderungen im Muskel (Denervationsödem) infolge der geschädigten Nerven (siehe Bild). Diese Veränderungen im MRT sind häufig früher sichtbar, als der Neurologe durch Messungen eine Nervenschädigung nachweisen kann.

In Abhängigkeit vom Ausmaß der Nervenkompression kann man eine konservative Therapie mit Schmerzmitteln und Physiotherapie versuchen. In Einzelfällen besteht die Indikation einer Nervendekompression ähnlich wie bei einem Karpaltunnelsyndrom.
Grundsätzlich kann man sagen: Die plantare Fasziitis ist zwar mit Abstand die häufigste Ursache für Fersenschmerzen mit charakteristischer Anamnese und Untersuchungsbefunden, doch spätestens, wenn nach sechs bis acht Wochen klassische Therapien nicht greifen, benötigt man eine Bildgebung mit MRT.

Spürbare Entlastung bei Fersenschmerz

Das weich bettende Fersenkissen ViscoSpot hilft bei akuten Fersenschmerzen, vor allem bei Fersensporn und bei Rückfußbeschwerden. Drei Zonen aus unterschiedlich festem Material sorgen dabei für gezielte Entlastung: Innen liegt der weiße Spot, eine besonders weiche Zone, die den Druck vom Schmerzzentrum nimmt. Die blaue Zone um den weißen Spot ist etwas fester und entlastet den Ansatz der Plantarfaszie und legt den Faszienverlauf hohl. So können Reizungen oder Entzündungen schneller abklingen. Die feste graue Zone am Außenrand führt den Rückfuß leicht beim Auftreten und unterstützt ihn sanft beim Abrollen. Das viskoelastische Fersenkissen ist anatomisch geformt und passt sich optimal Fuß und Schuh an.

Die Einlage ErgoPad redux heel entlastet die Füße bei Fersenschmerz, Plantarfasziitis und plantarem Fersensporn. Der innenliegende Kunststoffkern mit „ReliefCore“-Technologie wirkt gezielt auf die schmerzhaften Bereiche. Er enthält eine Aussparung unter dem Fersenbein, was den Druck beim Auftreten reduziert. Die einzigartige Fächerung entspannt die Plantaraponeurose, die bei entzündlichen Veränderungen Schmerzen verursacht. Darüber hinaus bettet die zweischichtige Polsterung die Ferse. Die Einlage ErgoPad redux heel unterstützt zudem das abgesenkte Längsgewölbe und wirkt damit dem Fersenschmerz langfristig entgegen.

Bilder: Bauerfeind, Conny Kurz, Radiologie in München Harlaching

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