Bandagen·Orthesen

»Elitesportler sind ein Klientel mit hoher Compliance«

Orthopädie im olympischen Sport

Von Bauerfeind Life Magazin am 17.06.2020

Kurz & knapp Durch ihre Arbeit am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, Kooperationspartner des Olympiastützpunktes (OSP) Rheinland, betreut die ehemalige Moderne Fünfkämpferin Dr. med. Maren Pachutani regelmäßig Kaderathleten.

  • Um die Trainings-und Wettkampffähigkeit der Athleten sicherzustellen, kooperieren Partner aus Sport, Medizin und Industrie. Bauerfeind ist Teil dieses Netzwerks und unterstützt mit Produkten, Service und Partnern im Sanitätsfachhandel.
  • Elitesportler befürworten Prävention und sprechen durch ihre überdurchschnittlich gute Körperwahrnehmung intensiv auf propriozeptive Stimulation durch Train-Bandagen an.
  • Nach Verletzungen setzt Dr. Pachutani zum Ruhigstellen und Ausheilen stabilisierende Loc-Orthesen ein. Im Anschluss, bei leichten Verletzungen und Überlastungen kommen aktivierende und leicht stützende Train-Bandagen zum Einsatz.

Orthopädin mit sportlicher Vergangenheit: Dr. med. Maren Pachutani arbeitet am Gemeinschaftskrankenhaus Bonn, Kooperationspartner des Olympiastützpunkts (OSP) Rheinland, und begleitet unter anderem die jährliche Grunduntersuchung der Kaderathleten. Die ehemalige Moderne Fünfkämpferin untersucht und berät die Leistungssportler bei Beschwerden und zur Prävention, damit sie im Training und Wettkampf gesund bleiben.

Dr. med. Maren Pachutani bei der Kaderuntersuchung mit Stabhochspringer Torben Blech.

life: Was sind Ihre Aufgaben bei der sportorthopädischen Kaderbetreuung?

Dr. Pachutani: Wir befragen die Athleten zur Anamnese nach aktuellen und älteren Verletzungen, Überlastungsbeschwerden oder Operationen. Welche Hilfsmittelversorgung liegt vor und wie sieht ihre Return-to-Sports-Strategie aus? Wichtige Anhaltspunkte liefern uns auch die Bewegungsausmaße der Gelenke, die Muskelbalance und Funktionsprüfungen des myofaszialen Systems. So können wir in Kenntnis sportarttypischer Bewegungsabläufe auch stumme Überlastungen detektieren und Athleten präventiv beraten. Zugutekommt, dass wir die Eliteathleten durch die kontinuierliche Betreuung über Jahre sehr gut kennen und sie ein Klientel mit hoher Compliance sind. Sie wollen unbedingt verletzungsbedingte Trainingsausfälle vermeiden. Neben der jährlichen Sichtung gibt es eine wöchentliche Sprechstunde für akute Beschwerden. Da ich mich auf myofasziale Syndrome spezialisiert habe, behandle ich die Athleten zum Teil auch selbst und leite sie zu Eigenübungen an.

Wie setzen Sie Bandagen und Orthesen in der Therapie ein?

Dr. Pachutani: Aus dem umfassenden Sortiment, das uns Bauerfeind als Servicepartner der Stiftung Deutsche Sporthilfe zur Verfügung stellt, empfehle ich bei akuten Verletzungen oder nach operativen Zuständen kurzfristig die Loc-Orthesen zum Ruhigstellen. Das betrifft hauptsächlich das Sprunggelenk, das Knie und die Hand. Nach Sprunggelenkdistorsionen versorge ich befundabhängig mit Train-Bandagen, entweder bereits primär nach leichteren Distorsionen oder im Anschluss an die Ruhigstellung. Bei Instabilitätsgefühl oder bei Sportarten mit hohem Rezidivrisiko nutze ich gerne die stabilisierende Unterstützung der MalleoTrain Plus. Regelhaft kommt auch die AchilloTrain bei Achillodynie als flankierende Maßnahme bei aktiven Bewegungsübungen zum Einsatz. Und vor allem bei jüngeren Athleten mit Beschwerden im vorderen Kniebereich ist die Patellasehnenbandage GenuPoint eine sinnvolle Entlastung.

Gelten diese Maßnahmen auch für Ihre Herzenssportart, den Modernen Fünfkampf?

Dr. Pachutani: Langjährige Fünfkampfathletinnen und -athleten sind im Vergleich zu vielen anderen Sportlern weniger verletzungs- und überlastungsanfällig. Sie verfügen durch das Laufen und Schwimmen über eine gut balancierte Muskulatur und exzellente Ausdauer. Durch das Fechten trainieren Fünfkämpfer eine schnelle Reaktionsfähigkeit, durch das Schießen eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Sie liefern ihre Leistung im Training und im Wettkampf in sämtlichen Disziplinen an nur einem Tag ab, unter jeglichen Wetterbedingungen. Widerstandsfähigkeit und Immunabwehr werden so stetig trainiert. Seit mehr als zwölf Jahren begleite ich als Verbandsärztin des Deutschen Verbands für Modernen Fünfkampf nationale und internationale Wettkämpfe. In dieser Zeit ist glücklicherweise nie ein Athlet in eine schwerwiegende medizinische Situation gekommen.

Moderner Fünfkampf

Die Vielseitigkeitssportart vereint Schwimmen, Fechten, Springreiten sowie Laser-Run, ein seit 2009 kombinierter Querfeldeinlauf mit Schießen, in einem Wettkampf. Premiere feierte der Moderne Fünfkampf bei den Spielen 1912 in Stockholm, zunächst nur bei den Männern, seit den Spielen 2000 in Sydney starten auch Frauen.

Verletzungen kommen aber trotzdem vor?

Dr. Pachutani: Das höchste Risiko, vor allem im Wettkampf, birgt das Springreiten auf unbekannten Pferden, die zugelost werden. Hier ist das gesamte Verletzungsspektrum einer Hochrasanzsportart möglich. Schwere Verletzungen sind glücklicherweise selten. Knochenbrüche der Extremitäten oder des Schultergürtels kommen aber vor. Beim Geländelauf und beim Fechten besteht immer die Gefahr von Umknicktraumata. Mir selbst wurde nach mehrmaligem Vorkommen als Jugendliche das Ende jeglichen Leistungssports prophezeit. Einer meiner Vorgänger, der damalige Verbandsarzt, versorgte mich mit einer Sprunggelenkorthese, ähnlich dem heutigen Loc-System, und trug mir Stabilisationstraining auf. Nach konsequentem Tragen der Orthese heilten die Verletzungen aus und die Stabilität kam zurück. Heute gehört zum regelmäßigen Training für das Sprunggelenk immer auch ein präventives Stabilisations- und Propriozeptionstraining. Athleten, die zu Supinationsverletzungen neigen, tragen zeitweise oder längerfristig aktivierende und leicht stützende Bandagen wie die MalleoTrain oder die MalleoTrain Plus.

Wie reagieren die Athleten auf diese Hilfen?

Dr. Pachutani: Sehr positiv. Athleten präferieren pragmatische und schnelle Lösungen. Eine kostenfreie Versorgung ist durch die langjährige Kooperation zwischen dem OSP Rheinland und Bauerfeind flächendeckend gewährleistet. Im Bedarfsfall, der durch uns Kooperations-Orthopäden festgestellt wird, können die Athleten zeitnah und unbürokratisch mit Bandagen, Orthesen, Kompressionsstrümpfen und Einlagen versorgt werden. Koordiniert wird das durch die verantwortliche Agentur HEIMSPIELE des OSP gemeinsam mit der Bauerfeind-Zentrale und mit Unterstützung durch einen Sanitätshaus-Partner vor Ort. Einige Athleten können sich nach einer Versorgung gar nicht mehr vorstellen, ohne Hilfsmittel zu trainieren. Elitesportler verfügen über eine überdurchschnittlich gute Körperwahrnehmung. Die propriozeptive Anregung meldet ihnen – individuell sicher unterschiedlich und auch von der Sportart abhängig – psychologisch Stabilität und volle Einsatzfähigkeit.

Und wie ist das beim Modernen Fünfkampf?

Dr. Pachutani: Der Moderne Fünfkampf wandelt sich mit der Zeit und wird immer ein Stück weit moderner, dadurch aber nicht weniger anspruchsvoll. Unter den Athleten finden sich die unterschiedlichsten Charaktere. Für uns Ärzte bedeutet das eine stets sehr persönliche Herangehensweise. Moderne Gerätemedizin ist im Vergleich zu früher zwar verfügbar, aber wenig hilfreich, wenn ein funktionelles Problem nicht visualisiert werden kann oder sich das eigentliche Problem nicht dort befindet, wo es schmerzt. In solchen Fällen besteht die effektivste Sportmedizin aus dem, was wir Ärzte immer schon zur Verfügung hatten: aus unseren geschulten Sinnen. Wichtig finde ich auch den Mut, einen Kollegen um eine Zweitmeinung zu bitten.

Sportorthopädisches Netzwerk

Im Juli und August 2021 werden Athleten aus aller Welt bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio in den verschiedensten Sportarten gegeneinander antreten. Bis es so weit ist, bestimmen Training und Qualifikation den Alltag der Leistungssportler. Dazu gehört auch die sportorthopädische Betreuung an Olympiastützpunkten (OSP). Kaderathleten werden dort schnell und fachkundig versorgt und präventiv unterstützt. Bauerfeind ist seit 2013 offizieller Service-Partner der Deutschen Sporthilfe und steht den rund 4.000 von der Stiftung geförderten Athleten zur Seite. Der Hilfsmittelhersteller organisiert die Versorgung der Sportler, zu der auch das individuelle Anpassen von Produkten gehört. Dabei bezieht Bauerfeind seine mehr als 1.200 Qualitätspartner im Fachhandel mit ein. Zudem hält Bauerfeind ein Team eigener Orthopädietechniker für die Sportlerbetreuung vor. Sie versorgen Einzelsportler sowie ganze Mannschaften vor und während großer Sportereignisse: Olympia kann kommen.

Wie hat sich die sportliche Seite des Fünfkampfs entwickelt?

Dr. Pachutani: Zu meiner Zeit fand ein Wettkampf noch an vier Tagen statt. Schießen war eine Einzeldisziplin, der Laufwettkampf wurde als Massenstart auf 2.000 Metern ausgeführt. Das war alles völlig unattraktiv für Zuschauer. Mit dem Wandel zum One-Day-Event, dem Laser-Run und dem Aufteilen des Fechtens auf eine Vorrunde und Finale wurde eine transparente, sehr anspruchsvolle Version etabliert. Nach wie vor ist für mich der Moderne Fünfkampf eine der bemerkenswertesten Sportarten, die großartige Athleten im olympischen Geist hervorbringt.

Bild: OSP NRW/Rheinland/Peter Eilers, picture alliance/dpa/Rainer Jensen/Nic Bothma/Eibner-Pressefoto (2)/Sven Simon, UIPM

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