Orthesen·Rückenschmerzen

„Lumbalorthesen ermutigen Patienten zur Mobilität“

LumboLoc und LumboLoc Forte

Von Bauerfeind Life Magazin am 28.07.2017

Dr_Hee_Hwan_Tak

Apl./ao. Prof. Hee Hwan Tak ist ärztlicher Direktor am Pinnacle Spine & Scoliosis Centre des Mount Elizabeth Medical Centre (Singapur). Zuvor war er als klinischer Leiter der Abteilung für Orthopädische Chirurgie an der National University of Singapore (NUS) tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Verformungen (Skoliose), Degeneration, Tumore und Frakturen der Wirbelsäule.

Bauerfeind life: Welche Rolle spielen lumbale Orthesen in der Wirbelsäulentherapie?
Prof. Hee: Für Patienten, die konservativ behandelt werden, bieten Lumbalorthesen einen gewissen Grad an externer Unterstützung und Ruhigstellung. Zusätzlich werden operierte Patienten von Lumbalorthesen erinnert , dass sie einen chirurgischen Eingriff hinter sich haben. Dadurch vermeiden sie Bewegungen, die den Rücken negativ beeinflussen.

Wie lange kommen Lumbalorthesen in der Regel zum Einsatz?
Prof. Hee: Bei nicht chirurgischen Patienten variiert die Dauer der Anwendung je nach Zustand. Bei einem akuten Bandscheibenvorfall beispielsweise trägt der Patient die Lendenwirbelorthese meist zwei Wochen lang. Bei chirurgischen Patienten beträgt die Dauer der Anwendung in der Regel zwei Monate nach der Operation. Diese Patienten sollten die Orthese ständig tragen, es sei denn, sie duschen oder schlafen in Rückenlage.

Werden Bauerfeind-Orthesen vom Gesundheitssystem in Singapur erstattet oder müssen die Patienten bezahlen?
Prof. Hee: Wenn der Patient ins Krankenhaus eingeliefert wird, werden die Orthesen erstattet. Im ambulanten Bereich trägt der Patient die Kosten.

Die LumboLoc stabilisiert die Lendenwirbelsäule und den ­lumbosakralen Übergang durch eine zirkuläre Kompression des Rumpfs und breite anatomisch vorgeformte Korsettstäbe.
Die LumboLoc stabilisiert die Lendenwirbelsäule und den ­lumbosakralen Übergang durch eine zirkuläre Kompression des Rumpfs und breite anatomisch vorgeformte Korsettstäbe.

Welche Therapieziele verfolgen Sie mit Lumbalorthesen?
Prof. Hee: Orthesen für die Lendenwirbelsäule unterstützen während der Heilungsphase der betroffenen Strukturen die Stabilisierung des Patienten. Dies gilt sowohl für chirurgische als auch für nicht chirurgische Fälle. Normalerweise ist zur Stabilisierung der Wirbelsäule die antagonistische Rumpfmuskelaktivität erforderlich. Ein bereits im Jahr 2004 veröffentlichter Befund (s. Ref. 1) hat gezeigt , dass Lumbalorthesen die Notwendigkeit für diese antagonistische Aktivität reduzieren, indem sie dem Rumpf eine passive Steifigkeit verleihen. So wird über einen externen Einfluss die Wirbelsäulenstabilität erhöht. Dies sollte jedoch nicht über eine starre Immobilität des Patienten erkauft werden. Bewegung gehört zur Therapie.

Wie können Lumbalorthesen zur Mobilität des Patienten beitragen?
Prof. Hee: Lumbalorthesen begrenzen keineswegs, wie oft unterstellt wird, die Beweglichkeit der Wirbelsäule. Eine Röntgenstudie (s. Ref. 2) belegt , dass lumbosakrale Orthesen zwar die großen Rumpfbewegungen einschränken, dafür aber die kleinen, intervertebralen Bewegungen zulassen. Patienten, die solche Orthesen tragen, werden ermutigt , sich zu bewegen.

Bei der LumboLoc Forte leitet ein höhenverstellbarer Funktionsgurt die aufrichtende Kraft gezielt ein. Optional gibt eine Lenden- oder Kreuzbeinpelotte zusätzliche Stabilität.
Bei der LumboLoc Forte leitet ein höhenverstellbarer Funktionsgurt die aufrichtende Kraft gezielt ein. Optional gibt eine Lenden- oder Kreuzbeinpelotte zusätzliche Stabilität.

Woran sehen Sie, dass die Lumbalorthesen wirken?
Prof. Hee: Die Messung des Erfolgs kann über verschiedene Wege geschehen. Ein starkes Indiz ist beispielsweise der Rückgang der Beschwerden anhand des VAS-Schmerzscores mit über 50 Prozent. Wenn ich sehe, dass die Verabreichung entzündungshemmender und schmerzstillender Medikamente ebenfalls zurückgeht, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Die Arbeitsfähigkeit des Patienten gibt mir die letzte Bestätigung.

Warum ist Mobilität so wichtig?
Prof. Hee: Die therapeutische Strategie ist , Bewegungen des Rückens zu fördern, während gleichzeitig die notwendigen Behandlungen durchgeführt werden. Dazu gehören auch Physiotherapie und entzündungshemmende Medikamente. Bewegung ist Leben und das Leben ist Bewegung, könnte man sagen. Unbeweglichkeit oder lange Bettruhe wirken entmutigend auf den Patienten.

Sie selbst arbeiten oft mit der LumboLoc und LumboLoc Forte. Wann setzen Sie die Lumbalorthesen ein?
Prof. Hee: Generell wähle ich die Orthesen bei konservativ oder postoperativ zu behandelnden Patienten, die eine externe Unterstützung am Rücken benötigen. Die LumboLoc ist bei kleineren Patienten gut geeignet. Ich wechsle zur LumboLoc Forte bei größeren Patienten sowie in Fällen, die eine stärkere Unterstützung erfordern, in der Regel sind dies postoperative Patienten. Der gemeinsame Nenner der Orthesen ist , dass sie einer signifikanten Muskelschwäche des unteren Rückens entgegenwirken.

Die LumboLoc Forte kann mit einer Lendenpelotte oder mit einer Kreuzbeinpelotte ergänzt werden. Wie verwenden Sie diese Pelotten?
Prof. Hee: Wir verwenden die Lenden­pelotte, wenn wir gezielt Entlastungen der Lendenwirbelsäule vornehmen wollen. Analog kann die Kreuzbeinpelotte eingesetzt werden. Je nachdem, welche Region mehr stabilisiert werden muss für eine Haltungskorrektur, entscheidet , welche der beiden Pelotten zum Einsatz kommt.

Was überzeugt Sie am meisten an der LumboLoc und LumboLoc Forte?
Prof. Hee: Beide Orthesen bieten Stabilität und Komfort. Sie sitzen bequem und haben eine gute anatomische Passform. Das elastische, atmungsaktive Material ist absolut körperfreundlich. Fingertaschen und das Zuggurtsystem machen das An- und Ablegen überaus einfach. Die Compliance ist bei meinen Patienten bisher hervorragend.

Ref. 1: Cholewicki J., The effects of lumbosacral orthoses on spine stability: What changes in EMG can be expected? Journal of Orthopaedic Research 22 (2004), 1150–1155.
Ref. 2: Axelsson P., Johnsson R., Strömqvist B., Effect of lumbar orthosis on intervetebral mobility. A roentgen stereophotogrammetric analysis. Spine 1992; 17: 678–681.

Bilder: Ray Chua/The Happy Fish LLP, Bauerfeind

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