Orthesen·Rückenschmerzen
„Wir können mit der SacroLoc die Kräfte lenken“
ISG-Therapie mit Orthesen
Von Bauerfeind Life Magazin am 28.10.2017
Dr. med. Thomas Lang vom Zentrum für ambulante Rehabilitation in Berlin sieht die Iliosakralgelenke (ISG) als Kräftezentrum. Wenn Bänder als Stütze des sensiblen Gefüges ausfallen, muss ein externer Ring um das Becken als Stabilisator einspringen.
Bauerfeind life: Ist eine Bandlockerung durch Schwangerschaft typisch für eine ISG-Problematik?
Dr. Lang: Bekannt ist, dass ein hoher Östrogenspiegel und das steigende Gewicht während einer Schwangerschaft eine Lockerung der Bänder bewirken, die sogar zu einer Hypermobilität der ISG führen kann. Das hätte auch ein Gynäkologe wissen können. Der vorliegende Fall ist vor allem in seiner Monokausalität eher untypisch für die Probleme an den ISG. Die extremen Folgen waren auch für mich neu.
Die Patientin klagte fast 20 Jahre lang über Schmerzen beim Gehen.
Dr. Lang: Wenn immer wieder über Beschwerden an der gleichen Stelle berichtet wird, bei den gleichen Bewegungen, muss ich das ernst nehmen. Es gibt keine eingebildeten Schmerzen. Die ISG als Übergabepunkte verschiedenster Kräfte und Informationen haben noch nicht alle auf dem Schirm. Dabei sind mindestens ein Viertel aller Rückenprobleme ISG-Probleme.
Welche „Red Flags“ muss man bei der Differenzialdiagnose ISG-Syndrom ausschließen?
Dr. Lang: Ich muss genau hinsehen, ob es eine relevante Strukturdiagnose gibt, zum Beispiel eine Sakroiliitis im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung, oder ob eine ernsthafte Erkrankung der Organe des kleinen Beckens vorliegt, die reflektorisch Schmerzen und Funktionsstörungen des ISG hervorrufen können. Danach muss ich überprüfen, ob eine echte oder funktionelle Beinlängendifferenz oder eine Beckenverwringung als Ausdruck einer funktionellen Beckenstörung vorliegen. Bei der Diagnose helfen mir, nicht nur als Manualtherapeut, Provokationstests (siehe Kasten unten). Unbedingt wichtig ist, genau hinzuhören, was die Patienten sagen. Weitere Ursachen für ISG-Beschwerden sind vor allem Erkrankungen der Lendenwirbelsäule und des Hüftgelenks. Auch der vordere Beckenring mit der Schambeinfuge kann Ursache für ISG-Syndrome sein. Eine Symphysensprengung bei der Geburt kann ebenfalls zu ISG-Problemen führen.
Glücklicherweise kam es im vorliegenden Fall zu keiner Chronifizierung des Schmerzes.
Dr. Lang: Das ist erstaunlich und ein großes Glück, aber auch ein Hinweis, dass wir es hier mit einem rein mechanischen Problem zu tun haben. Auch in diesem Punkt hat uns die SacroLoc geholfen. Wir wissen, dass sie wirkt und im Fall von Frau Lepke den Teufelskreis noch vor der Chronifizierung durchbrechen konnte.
Wie kamen Sie auf die SacroLoc?
Dr. Lang: Wir sind zwar eine Reha-Klinik und sehen nicht mehr so viele Hilfsmittel im Einsatz wie andere, aber als Orthopäde sollte man die Palette kennen. Die SacroLoc ist die einzige Orthese, die über einen so kleinen Zugang verfügt, also wenig Platz benötigt. Wenn Sie das Problem eingegrenzt haben, können Sie mit ihr auf schmalem Raum viel erreichen. Das hat sich mit der neuen, leichteren Generation noch mal verbessert. Ich finde es gut , am Ende mit einem kleinen, effektiven Hilfsmittel auszukommen und das Problem abzufangen.
Wo sehen Sie den zentralen Wirkpunkt der Orthese?
Dr. Lang: Sie wirkt auf mehreren Ebenen. Die Orthese kombiniert die mechanische Ringstabilisierung mit der propriozeptiven Wirkung der Pelotten, die die Muskulatur in Vorspannung bringt. Das Schöne ist, dass die SacroLoc keinen Muskel ersetzt. Sie kann die Muskelkräfte lenken. Am Ende steht die Stabilisierung des Beckens und der ISG.
Bild: Annika Büssemeier
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