Orthesen

An der Schulter hängt vieles

Indikationsgerechter Schutz

Von Bauerfeind Life Magazin am 30.03.2014

Form, Führung und Freiheitsgrad der Schulter unterscheiden sich grundlegend von denen anderer großer Gelenke des Körpers. Denn die Schulter wird von Weichteilen dominiert. Muskulär geführte Strukturen sind jedoch anfällig für komplexe Beschwerden. Eine neue Stabilorthese kann der modernen Schultertherapie helfen.

Zufrieden über das Ergebnis: der an der Entwicklung beteiligte Prof. Dr. med. Peter Müller.
Zufrieden über das Ergebnis: der an der Entwicklung beteiligte Prof. Dr. med. Peter Müller.

Atlas lud sich das gesamte Himmelsgewölbe auf die Schultern. Ob er dabei Schmerzen verspürte, ist nicht überliefert. Der heutige Mensch klagt nachweislich, oft schon nach kleineren Über-Kopf-Tätigkeiten wie dem Streichen der Zimmerdecke, über Beschwerden. Diese Empfindlichkeit liegt in der diffizilen Architektur der Schulter begründet. Vor allem Muskeln bestimmen ihren Aufbau und ihre Funktion. Ganze Bündel von Strängen ermöglichen dem Gelenk Bewegungsradien wie keinem zweiten. „Über die Schulter ist im Prinzip jeder Punkt des Körpers mit den Fingern erreichbar“, sagt Professor Dr. med. Peter Müller vom Münchener Uniklinikum in Großhadern. Das große Rotationsausmaß und die damit verbundene Bewegungsfreiheit der Schulter haben allerdings ihren Preis. „Ihre Führung durch die Rotatorenmanschette ist degenerations- und verletzungsanfällig“, berichtet der stellvertretende Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Physikalische Medizin und Rehabilitation. „Auf Dauer kann sich die weichteilige Fassung der Schulter ausgesprochen negativ auf die Funktion auswirken.“

Mürbe Muskeln, gereizte Sehnen

Die muskelgeführte Schulter schenkt nicht nur maximale Bewegungsfreiheit , sondern auch Kraft und Stabilität. Für Arm und Hand – zum Schieben, Heben, Ziehen, Drücken, Pressen, Greifen. Was aber, wenn diese Funktionen leiden, wenn Muskeln und Sehnen verschlissen sind? Oder Verletzungen auftreten? Der Münchener Orthopäde ordnet typische Schultererkrankungen dem Alter der Hauptpatientengruppen zu. Bei jüngeren Menschen überwiegen Schulterluxationen infolge von Instabilitäten und Verletzungen oder Schädigungen beim Sport , wie etwa die SLAP*-Läsion der Bizepssehne (z. B. beim Eishockey). Zudem treten vor allem Schulter­eckgelenkssprengungen durch Unfälle auf. Bei älteren Patienten kann es eher zu osteoporosebedingten Frakturen am Schultergelenk kommen. Der weitaus größte Teil der Beschwerden betrifft indes die Weichteile. An erster Stelle stehen degenerative Schädigungen der Rotatorenmanschette. Der Verbund von vier großen Muskelsträngen ist der Stabilisator der Schulter. Er führt und zentriert das Gelenk. Und verschleißt.
„Achtzigjährige haben zu achtzig Prozent Risse in der Rotatorenmanschette“, so der Arzt der Ludwig-Maximilian-Universität. „Wenn Muskeln und Sehnen der Manschette die Zentrierung der Schulter nicht mehr gewährleisten können, kann dies zu Omarthrose führen“, sagt Prof. Müller.

Frei wählbare Abduktion

Vielfalt und Komplexität der Schulterbeschwerden bedingen die unterschiedlichsten Therapieansätze. Große Fortschritte gab es zuletzt durch die Arthroskopie. „Bestimmte Pathologien wie die SLAP-Läsion haben wir erst über diese Technik entdeckt“, erläutert Prof. Müller. „Wenn wir die verletzte oder gerissene Bizepssehne refixieren, ist es unabdingbar, das Operationsergebnis unmittelbar zu sichern.“ Um die Einheilung nicht zu gefährden, muss der Eigenzug des Sehnen-/Muskelstrangs weitgehend reduziert werden. Das gilt auch für Eingriffe an der Rotatorenmanschette. Für die Entlastung ist es erforderlich, einen bestimmten Abduktionswinkel des Arms mit Hilfe einer Orthese einzustellen. Je nach Operation fällt dieser Winkel unterschiedlich aus. Nach einer einreihigen Sehnenversorgung ist ein geringerer Abduktionswinkel notwendig als nach einer zweireihigen. Das Problem: Nur selten lässt sich der Winkel fein einstellen. Oft sind relativ grobe Rasterungen vorgegeben. Nicht so bei der neu entwickelten Bauerfeind-Stabilorthese SecuTec Omo. Sie bietet die Möglichkeit der frei wählbaren Abduktion bis 60 Grad. Darüber hinaus ist die Armauflage per Knopfdruck in jedem Abduktionswinkel rotierbar. Sollte es die Therapie fordern, kann die Rotation auch entsprechend limitiert werden.

Versorgungslinie Schulter, Arm, Hand

Die SecuTec Omo fixiert sicher den Arm in Abduktionsstellung über ihre Beckenfassung (ohne kontralateralen Schultergurt).
Die SecuTec Omo fixiert sicher den Arm in Abduktionsstellung über ihre Beckenfassung (ohne kontralateralen Schultergurt).

Gerade die Schulter und in der Verlängerung die Hand bedürfen einer individuellen Versorgung. Massive Orthesen sind häufig mehr Hindernis als Hilfe. Auch aus diesem Grund hat sich Bauerfeind entschlossen, eine Orthese auf den Markt zu bringen, die eine indikationsgerechte Versorgung gewährleistet , dem Patienten aber den Freiraum lässt , den er im Alltag benötigt. „Wir haben die SecuTec Omo in unserer Abteilung klinisch getestet“, so Prof. Müller. Entscheidend war für den Kliniker, sein Operationsergebnis kompromisslos zu sichern. „Mit der frei wählbaren Abduktion war der individuelle Schutz von Anfang an gegeben“, berichtet er. Einen weiteren entscheidenden Vorzug der SecuTec Omo sieht der Arzt im Verzicht auf einen kontralateralen Schultergurt. „Der Arm ruht auf einer Fassung, die sich auf dem Beckengürtel abstützt. Beim Anlegen muss der frisch operierte Patient nicht bewegt werden und ist sofort gesichert. Später – beim Tragen – können Nackenverspannungen nicht entstehen.“

Freiheit in der Therapie und im Alltag

„Der Arm gehört wieder mir“ – diese Art von Selbsterfahrung machten Patienten von Prof. Müller, die bereits andere Schulterversorgungen kennengelernt hatten, mit der SecuTec Omo. Wenig überraschend für Prof. Müller: „Die Orthese ist gut in den Alltag integrierbar, so dass die Patienten sie als echte Hilfe und nicht als Fremdkörper wahrnehmen.“ Selbst bei der Röntgenkontrolle muss sie nicht abgelegt werden. Über die Rotationsfunktion kann in der Nachbehandlung mit Orthese physiotherapeutisch gearbeitet werden. Nachts ist das Tragen relativ problemlos möglich. Alles Eigenschaften, die auch den Kliniker zufriedenstellen: „Eine an den Weichteilen operierte Schulter braucht ihre Zeit. Und eine Hilfe, die getragen wird.“

* SLAP = Superiores Labrum von anterior nach posterior
Bilder: Conny Kurz

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