Knieschmerzen·Orthesen
Der Weg nach oben
Hartrahmenorthese schützt rekonstruiertes Kniegelenk
Von Bauerfeind Life Magazin am 30.03.2016
Nur vier Monate nach ihrem schweren Unfall stand Angelika Allmann wieder auf einem Gipfel. Die Knieorthese SecuTec Genu diente der Skitourenläuferin als Steighilfe.Ihr unbeugsamer Wille und die ausgleichende Umsicht ihres Orthopäden helfen dem bekannten Sportmodel im noch andauernden Therapiealltag.
München, im November 2015: Mit beiden Händen umfasst die junge Frau ihren rechten Oberschenkel kurz über dem Knie. Was Angelika Allmann spürt, lässt sie zufrieden lächeln: Muskeln! Es ist das Ergebnis von anderthalb Jahren eiserner Rehabilitationsarbeit, Woche für Woche, Monat für Monat. Das, was sie jetzt in Händen hält, sah beileibe schon einmal anders aus. „In den ersten Monaten im Krankenhaus waren meine Beine nur Striche“, sagt sie. Angelika Allmann sitzt auf der Untersuchungsliege in der Praxis ihres Münchener Orthopäden und Sportmediziners PD Dr. med. Peter Brucker. Eine entbehrungsreiche Zeit liegt hinter der verunglückten Leistungssportlerin. Viele Operationen und – das Quälendste für einen Bewegungsmenschen – die lange Phase des An-das-Bett-gefesselt-Seins hat sie bereits überstanden.
Aber noch sind die Mühen der Therapie nicht vorbei. Vor 16 Monaten wurde Allmanns abgerissener Nervus peronaeus im rechten Bein durch ein Nerveninterponat rekonstruiert. Das Interponat heilt ein und funktioniert, zur großen Erleichterung der Patientin. Sie kann den Fuß fast wieder bis zur Hälfte des normalen Umfangs heben. Auf die geplante Umstellungsosteotomie am rechten Bein muss aufgrund der noch andauernden Nervenregeneration gewartet werden. Kein kleiner Eingriff. Und natürlich das Kniegelenk selbst. Reicht es ihr nicht langsam? Sie lächelt. Eine zuckende Spur der Erinnerung legt sich um ihren Mund: „Wo ich herkomme, ist jeder Schritt ein Schritt ins Leben, und sei er noch so langwierig.“
Am 3. April 2014 steht das erfolgreiche Sportmodel für ein Fotoshooting auf einem Berg in Island. Noch eine Aufnahme und alles ist im Kasten. Dann macht Allmann einen Schritt. Sie rutscht ab. Erst hofft sie noch, dass sich der Sturz stoppen lässt.
Aber sie findet keinen Halt. Sie schleift über Geröll und Eis, prallt gegen Felsen, immer wieder, 800 Höhenmeter tief. Endlich kommt ihr Körper zum Stillstand. Sie lebt. Aber wie? Ihre rechte Beinarterie ist abgerissen, die linke Schulter in Trümmern, beide Knie zerschmettert. Von den Hautabrasionen und Verbrennungen an unbedeckten Körperstellen ganz zu schweigen. Vor allem ihr rechtes Knie ist in einem Zustand, den selbst erfahrene Unfallchirurgen nur sehr selten diagnostizieren: ein komplett ausgerissener Außenmeniskus an der Vorder- und Hinterwurzel, bis auf das Innenband alle anderen Bänder gerissen und eine Tibiakopf-Impressionsfraktur mit großem Knorpelschaden. Die Versorgung des rechten Knies wird zum Taktgeber ihrer gesamten Rehabilitation.
„In erster Instanz ging es darum, ihr Leben zu retten. In zweiter Instanz ihre Beine, insbesondere die Kniegelenke, wieder funktionsfähig zu bekommen“, erklärt Dr. Brucker. Der Unfallchirurg und Orthopäde war früh eingebunden in ihre Behandlung. Nach Erstversorgung und Notoperation in Island wird Angelika Allmann nach München ins Klinikum Rechts der Isar verlegt, wo Dr. Brucker tätig war. „Sie kam mit einem gelenküberbrückenden starren Fixateur extern im rechten Bein zu uns“, erinnert sich der Arzt. „Wir hatten aber keine Vorstellung, wie es im Gelenk aussah, da mit dem Fixateur keine sinnvolle Bildgebung möglich war.“ Das rechte Knie: eine „Blackbox“ für die behandelnden Ärzte, mit unklarem Bandstatus aufgrund der fehlenden Untersuchungsmöglichkeit bei anliegendem Fixateur. Die Komplexität der Verletzungen stellte sich nach und nach dar (siehe Interview S. 21). Für die Patientin jedoch war eines von Anfang an klar: Wollte sie jemals nur ansatzweise ihrer sportlichen Leidenschaft treu bleiben, musste sie, wenn irgendwie möglich, sofort mit der Rehabilitation beginnen. „Ohne die SecuTec Genu hätte ich das nicht geschafft“, bekennt die 31-Jährige. „Die Instabilität im rechten Knie und natürlich auch die Schmerzen haben mir meine Grenzen aufgezeigt. Mit der Knieorthese aber fühlte ich mich relativ sicher.“ Wer die Extremsportlerin kennt, weiß diese Worte einzuordnen: „Grenzen“ sind etwas, das sie typbedingt nur schwer akzeptieren kann. „Biting, Biting, Biting“ heißt es dazu auf ihrer Webseite.
SecuTec Genu als flexible Hilfe
Mit der Hartrahmenorthese SecuTec Genu am rechten Knie konnte Angelika Allmann früh mit der Rehabilitation starten. Bilder aus dieser Zeit zeigen die Rekonvaleszentin noch mit deutlich dünneren Beinen als heute, mit angelegter Orthese am Knie, vor einem Fahrradergometer, mit optimistischem Lächeln auf dem geröteten Gesicht. Die Bilder gleichen denen, als sie mit der SecuTec Genu wieder auf dem Berg war. „Die Orthese ist praktisch und flexibel einsetzbar“, beschreibt Allmann ihre Vorzüge. „Sie hat mit dem Fortschreiten der Rehabilitation meinen wachsenden Muskeln Raum gegeben.“ Eine Orthese, die der Patientin erlaube, ein frühfunktionelles Training durchzuführen, so PD Dr. Brucker. Im Alltag benötigt Gela die Orthese nicht mehr. Auf die Zeit nach dem Unfall gilt es, sich jetzt zu konzentrieren. „Spitzensport wird sie nicht mehr ausüben können und sollte sie auch nicht mehr, ganz gleich, wie erfolgreich die Therapie sein wird“, sagt ihr um- und weitsichtiger Orthopäde. Gerade hat Angelika Allmann ein Buch über ihren steinigen Weg nach ihrem Sturz zu Ende gebracht.1 Sie will anderen Mut machen, schwierige Situationen zu meistern. Auch als Motivationstrainerin ist sie gefragt. Schon jetzt hat sie den Weg nach oben geschafft. Am Ende des Gesprächs greift sie in ihren Rucksack. Und zieht eine GenuTrain hervor. Für alle Fälle. Oder für den nächsten Berg.
1 Gela Allmann: Sturz in die Tiefe. Wie ich 800 Meter fiel und mich zurück ins Leben kämpfte, Malik Verlag,
ISBN 978-3-89029-465-0, erscheint am 1. März 2016.
Bilder: Conny Kurz, Bauerfeind
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