Fußbeschwerden·Orthesen

Passt der Schuh, passt die Orthese

Versorgung bei Fußheberschwäche

Von Bauerfeind Life Magazin am 30.10.2023

Kurz & knapp Die Fußheberorthesen Xtern summit und Xtern frontier von Turbomed Orthotics aus Kanada sind eine echte Innovation: Sie werden außen am Schuh befestigt. Dahinter steckt ein jahrelanger Entwicklungsprozess von François Coté und Stéphane Savard. Coté  ist Maschinenbau-Konstrukteur und selbst Patient mit Fußheberschwäche. Savard ist Orthopädietechniker und Unternehmer. Mit Bauerfeind teilen sie die Philosophie, Menschen ein aktives Leben ermöglichen zu wollen und sind eine Partnerschaft für den deutschen Vertrieb eingegangen.

  • Beide Modelle werden an der Wade sowie mit Clips an festen Schuhen vom Stiefel bis zur Sandale befestigt.
  • Für Patienten mit Greifproblemen, etwa nach einem Schlaganfall, gibt es das Modell frontier, das einhändig mit Hilfe eines Magnetverschlusses angelegt werden kann.
  • Wenn der Schuh passt, passt auch die Orthese: In nur einem Termin beim Orthopädietechniker kann die Orthese in der Regel angepasst werden.
  • Die Xtern-Orthesen von Turbomed Orthotics sind im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland gelistet.

Mit der Xtern summit und Xtern frontier der kanadischen Firma Turbomed Orthotics vertreibt Bauerfeind erstmals innovative Orthesen eines anderen Herstellers in Deutschland. François Côté und Stéphane Savard, die beiden Firmengründer, erläutern im Interview ihren neuen Versorgungsansatz für ein physiologisches Gangbild: Xtern-Fußheberorthesen werden außen am Schuh befestigt. Dies schenkt mehr Flexibilität und ermöglicht ein breites Spektrum an Mobilität im Alltag und beim Sport. 

life: Woher kam die Inspiration für eine so radikale Neuerfindung wie diese Orthese?

François Côté: Ich hatte 2001 einen schweren Unfall und davon blieb mir links eine Peroneusparese. Ich war schnell unzufrieden mit Orthesen, die starre, harte Einlegesohlen im Fußbett meiner Schuhe hatten: Sie bewirkten bei mir kein natürliches Gangbild, störten mich beim Sport und scheuerten auf meiner Haut. Das wollte ich nicht ein Leben lang tragen. Ich bin Maschinenbaukonstrukteur und verstehe etwas vom Entwerfen und Materialwissenschaft. Fünf Jahre lang habe ich Prototypen gebaut und getestet. Dass daraus dann ein marktfähiges Produkt wurde, ist Stéphane zu verdanken. Ich war Kunde seines Sanitätshauses, wir tauschten uns aus. Er ist Orthopädietechniker und der Unternehmer in unserem Team.

Mit seiner Orthese ist Turbomed-Mitgründer François Côté trotz Fußheberschwäche sportlich aktiv.

Stéphane Savard: Francois‘ Ansatz fand ich sofort überzeugend: Er hat nicht am Vorhandenen ein paar Details verbessert, sondern er hat die Aufgabe ganz neu durchdacht. Turbomed Orthotics gründeten wir 2010 und wir hatten dann wirklich die sprichwörtliche Garagenfirma bei François zu Hause. 

„Die Philosophie verbindet Bauerfeind und uns. Wir suchen immer nach der bestmöglichen Lösung für Patienten, damit sie aktiv bleiben können.“

Stéphane Savard, Mitgründer und Eigner von Turbomed Orthotics

Was ist das Innovative an Ihren Orthesen?

François Côté: Dass man die Orthese nicht im Schuh trägt wie die herkömmlichen Bauformen. Deren Schwächen Stéphane als versorgender Orthopädietechniker und ich als Patient gleichermaßen kannten: oft zu starkes Anheben des Fußes, Starrheit der Sohle, nicht immer ausreichende Seitenstabilität, ruinierte Schuhe, aufwendige Nachbearbeitung und Anpassung der Orthese. Das alles muss nicht sein. Die Xtern-Orthesen werden außen am Schuh befestigt – und wenn der Schuh passt, passt auch die Orthese.

Sind die Turbomed-Orthesen in erster Linie für sportliche, eher jüngere Patienten gedacht?

Stéphane Savard: Keineswegs. Alltagsmobilität und weniger Sturzrisiko bedeuten für alle Patienten mit Fußheberschwäche Lebensqualität. Mit Xtern können sie flexibler ausprobieren, wie aktiv sie sein wollen und können. Für Patienten, die sich wegen einer eingeschränkten Motorik der Hände beim Anlegen einer Orthese mit Spannung schwertun, wie etwa nach einem Schlaganfall, haben wir die Xtern frontier entwickelt. Diese kann auch nur mit einer Hand angelegt werden und wird mit einem Magnetverschluss arretiert. 

François Côté: Wir konzen­trie­ren uns voll und ganz auf das, was man machen kann. Mit den Xtern-Orthesen kann man Auto fahren, Marathon laufen, Schlittschuh laufen, tanzen, wandern, golfen, Skilanglauf machen …

Stéphane Savard: Sie sind eine flexible Lösung für unterschiedliche Patiententypen. Denn für eine Fußheberschwäche gibt es viele mögliche Ursachen: Unfälle, eingeklemmte Nerven, eine Hüft-OP oder ein Bandscheibenvorfall, Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfälle. Und in jeder älter werdenden Gesellschaft nehmen die Fallzahlen zu.

Wie aufwendig ist der Anpassungsprozess durch den Orthopädietechniker?

Stéphane Savard: Alles kann in der Regel im Rahmen eines Termins erledigt werden, da sich die Patienten schnell mit unseren extern geführten Orthesen zurechtfinden und zum Beispiel das häufig stete Nachbessern oder Neueinschleifen einer Sohle komplett entfällt.

François Côté: Zu erwähnen ist, dass die Patienten auch ihre Schuhe mit bereits darauf angepassten orthopädischen Einlagen nutzen können, denn es nimmt ja nichts Zusätzliches im Schuh Platz weg. Das ist ein großer Vorteil. 

Gibt es Indikationen, bei denen die Orthesen Patienten nicht unterstützen können? 

François Côté: Es gibt einige wenige, beispielsweise ein versteiftes Sprunggelenk, fortgeschrittene Spastiken oder schwache Bänder. Etwas muskuläre Kraft ist nötig für die Federwirkung, um die Dorsal­extension zu unterstützen.

Was verbindet Turbomed mit Bauerfeind?

Stéphane Savard: Die Philosophie. Genau wie wir, sucht Bauerfeind immer nach der bestmöglichen Lösung für Patienten, damit sie aktiv bleiben können. Wir waren geschäftlich nun an dem Punkt, an dem wir ein größeres Unternehmen mit starken Vertriebsstrukturen an unserer Seite brauchten. Für uns ist Bauerfeind der richtige Partner.

Welches Patientenschicksal hat Sie am meisten berührt?

Stéphane Savard: Da denke ich an einen Feuerwehrmann, der sich bei einem Einsatz die Knie massiv verdreht hat. Er konnte danach Steigungen und Treppen nicht mehr auf und ab rennen und hat daraufhin mit 30 seinen Job verloren. Dann ist er auf Turbomed gestoßen … Und nachdem er mit der Xtern-Orthese am Stiefel alle Belastungstests gut absolviert hatte, bekam er seinen Job zurück!

Kooperation für innovative Versorgungsqualität

Turbomed Orthotics und Bauerfeind sind aktuell eine Partnerschaft für Vertrieb und Marketing bei den dynamischen Fußheberor­thesen Xtern summit und Xtern frontier eingegangen. Turbomed Orthotics ist Hersteller und Inverkehrbringer. Die Bauerfeind AG ist Importeur und Handelspartner für den deutschen Markt. Der Bauerfeind-Außendienst informiert und berät zu den patentierten Produktinnovationen, gibt Schulungen zur orthopädietechnischen Anpassung und stellt für die Maßabnahme und Größenbestimmung bei der Versorgung spezielle Testorthesen des Herstellers zur Verfügung.

Im deutschen Markt sind die Xtern-Orthesen im Hilfsmittelverzeichnis der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland gelistet:
Xtern summit: 23.03.02.6038
Xtern frontier: 23.03.02.6039

Medizinische Fachhändler in Deutschland können die Orthesen beim Bauerfeind-Außendienst bestellen, über den Kundenservice Bandagen und Orthesen und online auf experts.bauerfeind.com.

Weiterführende Informationen

Nicht mehr stürzen, rückwärts laufen können, endlich wieder Wollsocken tragen – Christiane Fraatz, Patientin mit Peroneusparese, hat mit der Xtern summit wieder mehr Bewegungsfreiheit gewonnen und teilt ihre Erfahrungen. Lesen Sie hier ihr Interview.

Weitere Informationen zu Xtern-Orthesen und Turbomed Orthotics finden Sie auf turbomedorthotics.com.

Bilder: Turbomed Orthotics, privat

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