Einlagen·Fußbeschwerden

„Das Potenzial ist da“

Fußballschuhe & Einlagen

Von Bauerfeind Life Magazin

Kurz & knapp Beim Fußballschuh konkurrieren die drei Aspekte Verletzungsprotektion, Komfort und Leistungsoptimierung stärker noch als beim Laufschuh. Dr. Frank Ingo Michel sieht hier ein großes Potenzial für eine individuell angepasste Einlagenversorgung.  

  • Mit einer Einlage wie der Sportfräseinlage Fußball von Bauerfeind lässt sich eine optimierte Druckverteilung erreichen.
  • In einem engen Fußballschuh wird mittels einer Einlage das natürliche Dämpfungssystem besser genutzt.
  • Einlagen in Fußballschuhen wirken nicht nur rehabilitativ, sondern auch im Sinne einer präventiven Verletzungsprotektion.

Auf welche Parameter kommt es bei einem Fußballschuh an? Und haben Einlagen in Fußballschuhen Sinn? life traf den Sportschuhexperten Dr. Frank Ingo Michel in Bern zu einem Gespräch.

Herr Dr. Michel, welche funktionalen Aspekte muss ein Sportschuh im Allgemeinen erfüllen?
Dr. Michel: Es sind im Wesentlichen drei Aspekte: erstens die Verletzungsprotektion, sowohl präventiv als auch rehabilitativ, zweitens der Komfort und drittens die Leistungsoptimierung. Diese drei Parameter beeinflussen sich auch gegenseitig.

Was sind die besonderen Herausforderungen beim Fußballschuh?
Dr. Michel: Im Gegensatz zum Laufsport, der eher stereotyp nach linearen Bewegungsmustern abläuft, haben wir es im Fußball mit wesentlich komplexeren Bewegungsmustern zu tun. Das macht den Fußballschuh enorm kompliziert. Hier konkurrieren die einzelnen funktionalen Aspekte.

Können Sie ein Beispiel geben?
Dr. Michel: Nehmen Sie die Passform. Beim Laufschuh gibt man bei der Größenbestimmung der normalen Schuhgröße etwas „Luft“ hinzu, in der Regel eine Daumen­breite, damit die Großzehe beim Abrollen nicht anstößt. Auch Fußballer legen bei ­einem Spiel zwischen acht und zehn Kilometer zurück. Da aber bei ihnen nicht nur die Interaktion Schuh/Boden, sondern auch die Interaktion Fuß/Ball wichtig ist, um präzise schießen zu können, hat das beim Fußballschuh eine Volumenminimierung zur Folge. Und das bedeutet: Leistung vor Komfort.

Was spielt beim Fußballschuh noch eine Rolle?
Dr. Michel: Unter anderem die Flexibilität. Hier gilt es wieder, zwei eigentlich konkur­rierenden Parametern gerecht zu werden. Ich brauche einerseits eine gewisse Flexibilität für das Abrollverhalten, andererseits eine gewisse Steifigkeit des Fußes, um gut schießen zu können. Wenn ich den Fuß versteife, erhöhe ich dadurch die Schussgeschwindigkeit. Andererseits kann sich diese leistungssteigernde Maßnahme im Hinblick auf die Verletzungsprävention negativ auswirken. Selbst der Schwerpunkt des Schuhs/der Einlage hat Einfluss auf das Trägheitsmoment und damit die Schussgeschwindigkeit. Sie sehen also, wie komplex das Ganze ist. Und dabei haben wir noch nicht die Flexibilität in der Transversalebene – also in Bezug auf die Torsionseigenschaften – angesprochen.
Oder nehmen Sie die Stabilität. Im Laufsport kommt es in erster Linie auf die mediale Stabilität an, um eine Überpronationsbewegung zu vermeiden. Hier wird unter anderem mit einer zweiten Härte in der Zwischensohle (nach medial härter) gearbeitet. Im Fußball brauche ich aufgrund der komplexeren Bewegungsmuster auch eine laterale Stabilität. Das wird durch die Fersenkappe gewährleistet, aber auch durch eine entsprechende Fersenbettung. Grundsätzlich sollte bei der Entwicklung von Fußballschuhen dem Aspekt der Verletzungsprävention deutlich größere Beachtung zukommen. Daher sehe ich ein großes Potenzial für eine individuell angepasste Einlagenversorgung.

Dr. Frank Ingo Michel
Dr. Frank Ingo Michel

Inwiefern?
Dr. Michel: Mit einer Einlagenversorgung können Sie den Stabilitätsparameter erhöhen und so dazu beitragen, das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Dies kann nicht nur verletzungspräventiv wirken, sondern auch leistungssteigernd.
Einlagen spielen auch in puncto Dämpfung eine wichtige Rolle. In einem engen Fußballschuh lässt sich eine wirkliche Dämpfung über die Sohlenhöhe kaum erreichen. Hier gilt es eher, unser natürliches Dämpfungssystem, das Fettpolster unter der Ferse, zu nutzen. Die Einlage bildet die biometrische Form der Ferse nach, fasst das Polster ein und verhindert, dass es sich zur Seite hin verbreitert. Dadurch kann das natürliche Dämpfungssystem greifen.
Darüber hinaus bewirkt die Einlage eine zusätzliche Druckentlastung. Im Fußballschuh verteilt sich das gesamte Körpergewicht auf die Auflagefläche der Stollen und führt hier zu Druckspitzen, falls diese nicht schon durch eine entsprechende Plattenkonstruktion im Schuh verteilt worden sind. Auf hartem Boden wird dies natürlich noch deutlicher spürbar. Mit einer Einlage wie der Sportfräseinlage Fußball von Bauerfeind erreiche ich eine optimierte Druckverteilung. Insgesamt wirken Einlagen meiner Meinung nach nicht nur rehabilitativ, sondern auch im Sinne einer präventiven Verletzungsprotektion. Zudem erhöhen sie den Komfort, was sich wiederum leistungssteigernd auswirken kann. Im Fußballschuhbereich ist für Einlagen noch großes Potenzial vorhanden. Vieles, was der Schuh nicht erfüllt, lässt sich mit einer Einlage erreichen. Es mangelt oft nur am Bewusstsein.

Wie meinen Sie das?
Dr. Michel: Im Laufschuhbereich haben die Sportler eher mal ein Paar Schuhe für das Training und ein Paar für den Wettkampf, das vielleicht leichter und weniger gedämpft sowie gestützt ist. Warum sollten Fußballer nicht auch einen Schuh für den Wettkampf und einen Trainingsschuh mit entsprechender Einlagenversorgung haben? Und diese natürlich individuell anpassen lassen durch einen erfahrenen Orthopädie(schuh)-techniker. Denkbar sind künftig auch noch viele weitere Ansatzpunkte für eine Segmentierung und Individualisierung. Es könnten etwa – zumindest in den Trainingsschuhen – Fußfehlstellungen ausgeglichen werden. Diese werden in der Regel nicht berücksichtigt. Ein weiterer Ansatzpunkt wäre die Oberfläche des Schuhs bzw. Schafts. Es gibt so viele Möglichkeiten. Der Spieler muss den Schuh aber auch „spielen“ können.

Dr. Frank Ingo Michel ist Inhaber des Beratungsunternehmens Swiss Sports Performance Consultancy – SSPC, welches sich mit den Themen Biomechanik, Physiologie und Verletzungsprävention im Sport beschäftigt. Er promovierte in den Fächern Biomechanik und Sportorthopädie/Sporttraumatologie und war lange bei der adidas AG, u. a. in der Grundlagen- und Anwendungsforschung im Sportschuhbereich, tätig.

Bilder: Conny Kurz

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