Bandagen·Knieschmerzen

„Bei der Versorgung greifen viele Räder ineinander“

Bauerfeind TALKS

Von Bauerfeind Life Magazin am 28.06.2024

In der sechsten Folge der digitalen Eventreihe Bauerfeind TALKS auf der Plattform bauerfeind-life.com diskutierten Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz das Thema „Indikationsgerechte Versorgung bei akutem Knieschmerz“.

Von der Diagnose bis zur Mobilisierung: Wie sieht eine indikationsgerechte Versorgung bei akutem Knieschmerz aus? Dazu befragte Bauerfeind TALKS-Moderator Michál Zacharias seine zugeschal-teten Gäste Dr. Ursula Diregger, Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie, Pirmin Reichmuth, selbstständiger Physiotherapeut und Leistungssportler, sowie Christian Teusch, Facharzt Orthopädie und Unfallchirurgie, und Mattis Hohmann, Orthopädietechnikermeister und Teamleiter Training Orthopädie bei Bauerfeind.

Hauptgründe für Knieschmerz: akut oder degenerativ

Einig waren sich die Teilnehmer der Runde, dass sich typische Kniepatienten in zwei Gruppen einteilen lassen: Sie leiden entweder unter einer akuten Symptomatik, zum Beispiel nach einem Trauma, oder unter schleichender, meist altersbedingter Degeneration – nach Dr. Ursula Direggers Erfahrung die größere Gruppe. Das Hauptanliegen aller Patienten sei, ihren Schmerz loszuwerden. „Im nächsten Schritt möchten sie dann ihre Beweglichkeit im Alltag wiederfinden“ – vom Einkaufengehen bis zum Sport, berichtete die Fachärztin mit eigener Praxis in Wien. Um dies zu beschleunigen, mache sie ihren Patienten deutlich, wie wichtig Physiotherapie für die Mobilisierung sei.

Gebündeltes Fachwissen beim Online-Expertengespräch über die indikationsgerechte Versorgung bei akutem Knieschmerz: Dr. Ursula Diregger, Fachärztin für Orthopädie und orthopädische Chirurgie in Wien, Michál Zacharias, Moderator an der Bauerfeind-Akademie, Mattis Hohmann, Orthopädietechnikermeister und Teamleiter Training ­Orthopädie bei Bauerfeind, und Pirmin Reichmuth, Physiotherapeut im Schweizer Kanton Zug und Spitzenschwinger, sowie Christian Teusch, Oberarzt für Orthopädie am SRH Waldklinikum Gera.

Dem stimmte Pirmin Reichmuth zu und wies darauf hin, dass die Gruppe meist älterer Patienten mit Degeneration komplizierter zu behandeln sei. „Nach akutem Trauma oder einer OP ist das Problem klar“, so der Physiotherapeut. „Bei chronischen Schmerzen muss man erst mal schauen, wie man helfen kann, damit eine Linderung eintritt.“ Er sieht seine Aufgabe darin, Patienten „abzuholen“ und ihre Compliance zu fördern. Dies gelte auch für die Hilfsmittel, ergänzte Mattis Hohmann. „Die beste orthopädietechnische Versorgung bringt nichts, wenn sie in der Schublade liegt und nicht getragen wird.“ Die Eingangsfrage müsse daher lauten: „Für welchen Einsatzbereich soll die Versorgung konzipiert werden?“ Der Leiter der Bauerfeind-Akademie betonte die Spannbreite vom überambitionierten Wochenendsportler bis zum geriatrischen, möglicherweise übergewichtigen Patienten.

Das Knie in die Hand nehmen

Eine der Fragen, die bereits im Vorfeld der Veranstaltung eingegangen waren, lautete: Wie erhalte ich die wichtigsten Infos zum Schmerzbild? Darauf antwortete Christian Teusch, er erkundige sich als Erstes, wann und wo der Schmerz auftritt: „In Ruhe oder bei Belastung, beim Treppensteigen, Anlaufen oder längeren Spazierengehen? Ist er eher innen, außen oder hinter der Kniescheibe spürbar, stechend oder stumpf?“ Als „wichtigstes Instrument bei der Diagnosefindung“ bezeichnete der Facharzt und Unfallchirurg aber die körperliche Untersuchung: „Wir müssen das Knie in die Hand nehmen.“ 15 bis 20 Minuten veranschlagt er für ein Erstgespräch, wobei es auch davon abhänge, ob er einen Fußballer nach einem Unfall vor sich habe, oder einen älteren Patienten mit chronischem Schmerz, dessen Ursache man erst herausfinden müsse. Oftmals stelle sich sogar die Frage, ob das Knie die Hauptproblematik darstelle.

Für Dr. Ursula Diregger gehört zur Erstanamnese meist die Bildgebung dazu – zumindest eine Röntgenaufnahme. Trotz Bild komme es jedoch vor, dass auch bei geriatrischen Patienten eine Therapie auch nach Wochen nicht anschlage. „Dann können wir uns nicht auf der Diagnose ,Abnutzung‘ ausruhen, sondern müssen bedenken, dass auch bei älteren Patienten ein Meniskus gerissen oder ein Knochenmarksödem entstanden sein kann und ein MR machen“, erklärte sie und hob den Stellenwert einer engmaschigen Kontrolle hervor. Als Yellow oder gar Red Flags im Erstgespräch nannten die beiden Ärzte Druckschmerz sowie starke Schwellungen, Rötung oder Erwärmung, die auf eine Entzündung schließen ließen.

Zu den bewährten konservativen Erstmaßnahmen zählten alle Gesprächsteilnehmer Schonung, Unterstützung und Stabilisierung durch Hochlegen, Bandagen, Schmerzmedikamente und -spritzen bis hin zu Hausmitteln wie Quarkwickel. Zur anschließenden Mobilisierung sei dann Bewegung das A und O, angeleitet durch Physiotherapie, auch mit Aktivbandagen. Bleiben jedoch nach zwei bis drei Behandlungen Fortschritte aus, wird Pirmin Reichmuth hellhörig: „Dann frage ich, ob der Patient das Knie zu wenig schont, oder schicke ihn noch mal zum Arzt.“ Andere Patienten wiederum arbeiteten zu wenig mit, so der Physiotherapeut. „Ich sage ihnen ganz klar, dass es nur funktioniert, wenn sie ihre Übungen machen und wir ansonsten die Therapie beenden müssen.“

Die wichtigsten Tipps zum Schluss

Auf die abschließende Frage von Moderator Michál Zacharias nach einem bewährten Tipp zur Diagnosefindung empfahl Dr. Ursula Diregger, Patienten mit diffusem Schmerz sollten mit dem Finger genau die Stelle berühren, wo der akute Schmerz sitze: „Durch das punktuelle Zeigen findet man das Hauptproblem oft schneller.“ Pirmin Reichmuth beobachtet die Bewegungen seiner Patienten, zum Beispiel beim Treppensteigen. „Da sieht man sehr schnell, wo der Schmerz herkommt.“ „Immer die gesamte Beinachse ansehen“, riet Christian Teusch. Von der Fußfehlstellung über ein schief stehendes Kniegelenk bis zur Hüfte könne man dabei viele Pro­bleme erkennen. Dem stimmte Mattis Hohmann zu und ergänzte: „Möglicherweise kann man eine Fußfehlstellung mit einer orthopädischen Einlage versorgen und so auf den Knieschmerz einwirken.“ Alles in allem müssten für eine gute Versorgung und die Mobilisierung des Patienten viele Räder ineinandergreifen.

Bauerfeind TALKS – immer aktuell informiert

Eine Aufzeichnung der vollständigen Expertenrunde ist in der Bauerfeind-Mediathek hinterlegt und kann dort jederzeit abgerufen werden unter www.bauerfeind-life.com/talks.

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Bilder: Bauerfeind

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