Kompressionsstrümpfe·Lymph- und Lipödem·Venenbeschwerden

Das Lymphödem – ein multifaktorielles Leiden

Bauerfeind-Pre-Symposium beim IUP-Weltkongress

Von Bauerfeind Life Magazin am 21.06.2018

Kurz & knapp Anlässlich des 18. Weltkongresses der International Union of Phlebology (IUP) in Melbourne veranstaltete Bauerfeind ein Pre-Symposium zur Therapie des Lymphödems.

  • Gyözö Szolnoky erforscht aktuell die Auswirkungen von Kompressionstextilien auf das Herz-Kreislauf-System.
  • Christine Moffatt stellte das Selbstmanagement des Patienten mit Lymphödem und venösen Ulzera in den Mittelpunkt ihres Vortrags.
  • Misbah Shireen Ahmed erzielt bei extremen Lymphödemen gute Ergebnisse mit der Kombination aus konservativer und chirurgischer Therapie.

Anlässlich des diesjährigen 18. Weltkongresses der International Union of Phlebology (IUP) im australischen Melbourne tauschten sich internationale Experten über die Ursachen, Therapieoptionen, Folgeerkrankungen und die effektive Verlaufskontrolle des Lymphödems aus. Bauerfeind life fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen.

Dr. Gyözö Szolnoky, Ungarn.
Dr. Gyözö Szolnoky, Ungarn.

Kompression für positive Effekte auf Herz-Kreislauf-System

„Das Lymphödem ist eine multifaktorielle Erkrankung“, führte Dr. Gyözö Szolnoky von der Universität von Szeged, Ungarn, in den ersten Vortrag ein. Dann fuhr er mit einem umfassenden Überblick über die Prinzipien von Lymphödemen fort. Hierzu erforscht Dr. Szolnoky aktuell in einer Studie die Auswirkungen von Kompressionstextilien auf das Herz-Kreislauf-System. „Wir untersuchen, ob messbare positive Effekte auf die Funktion des linken Herzventrikels durch die Verwendung von knielangen Sportstrümpfen bei gesunden bzw. medizinische Kompressionsstrumpfhosen bei Lymph- und Lipödempatienten erzielt werden“, berichtete der Preisträger des Bauerfeind Phlebology Awards von 2015. Erste Ergebnisse zeigten, dass die Kompression bei den Lipödempatienten positive Effekte auf die linksventrikuläre (LV) Rotation hat. Bei ansonsten gesunden Lymphödempatienten wird die LV-Rotation durch die Kompression zumindest nicht beeinträchtigt.

Prof. Vaughan Keeley, Großbritannien.
Prof. Vaughan Keeley, Großbritannien.

Genetik des primären Lymphödems

„Der Begriff ‚primäres Lymphödem‘ bezieht sich auf eine Gruppe seltener Erkrankungen, deren exakte Prävalenz nicht bekannt ist. Dank aktueller Forschung können wir diese Erkrankungen nun besser verstehen“, so Prof. Vaughan Keeley, Lymphödemspezialist aus Derby, England. Zu den Anomalien des Lymphsystems, die zu einem primären Lymphödem führen, zählen Gefäßhypoplasien, Fehlentwicklungen der Lymphklappen und eine mangelhafte Aufnahme von Gewebeflüssigkeit durch die initialen Lymphgefäße. Es kann bereits bei der Geburt vorhanden sein, häufiger entwickelt es sich jedoch erst später im Kindes- und Erwachsenenalter. Bei manchen Formen sind damit weitere Problematiken verbunden. So kann beim primären Lymphödem aufgrund einer Mutation des GATA2-Gens ein erhöhtes Risiko einer akuten Leukämie bestehen. Auch bei Überwuchssyndromen, etwa dem PIK3CA-Related Overgrowth Spectrum (PROS), kann es zu lymphatischen Veränderungen kommen. „Man hofft , dass ein besseres Verständnis der genetischen Ursachen dieser Erkrankungen künftig zu besseren Therapien führen kann.“

Prof. Christine Moffatt , Großbritannien.
Prof. Christine Moffatt , Großbritannien.

Selbstmanagement der Patienten fördern

Prof. Christine Moffatt stellte das Selbstmanagement des Patienten mit Lymphödem und venösen Ulzera in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Die Expertin für Pflegeforschung an der Universität von Nottingham rät Ärzten, für den Patienten einen ganzheitlichen Therapieansatz zu entwickeln, der auch die physischen, mentalen, sozialen und kulturellen Faktoren der Erkrankung berücksichtigt. Der Patient sollte in die Pflege einbezogen werden, indem man eine echte Wahl der Behandlungsoptionen und eine entsprechende Schulung anbietet. „Respektieren Sie auch das Recht des Patienten, eine Behandlung abzulehnen“, so Prof. Moffatt. Die Kompressionstherapie gehört für sie zur Basisbehandlung. Häufig bestehe die Angst vor Durchblutungsstörungen durch Kompression. Das sei nicht berechtigt und eine kontrollierte Kompression dahingehend nicht gefährlich. Auch das Entfernen der Kompression bei Schmerz sei nicht in jedem Fall notwendig. Die Patienten tolerierten die Kompression, wenn sie ihre Symptome lindere. Auch venöse Ulzerationen heilten unter Kompression besser ab.

Dr. Misbah Shireen Ahmed, Deutschland.
Dr. Misbah Shireen Ahmed, Deutschland.

Amputationen vermeiden

Dr. Misbah Shireen Ahmed von der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten in Greifswald sprach über extreme Lymphödeme der unteren Extremitäten. „In der letzten Zeit sehen wir einen überproportional großen Anteil von Patienten mit weit fortgeschrittenen Lymphödemen“, erläuterte die Ärztin. Das könne mit der Zunahme von stark übergewichtigen Menschen erklärt werden. Aufgrund ihres geringen Selbstwertgefühls kommen diese Patienten meistens erst in einem schweren Stadium der Krankheit in die Klinik und haben dann bereits vielseitige Komplikationen, die eine interdisziplinäre und kostenintensive Therapie erfordern. „Obwohl einige Kollegen bei den schweren Fällen die Amputation als einzige Lösung sahen, können wir gute Ergebnisse mit der Kombination aus konservativer und chirurgischer Therapie erreichen“, freut sich die Ärztin. Konkret umfasst das eine chirurgische Wundreinigung, Unterdruck-Wundtherapie und Hauttransplantation sowie kalte, antiseptische Verbände, Kortikosteroide Klasse 3 und Salicylsäure (auch in Cremes), eventuell eine systemische Therapie mit Antibiotika und eine Thromboseprophylaxe und schließlich auch Gymnastik, manuelle Lymphdrainage, intermittierende pneumatische Kompression, Kompressionsbandagen und -strümpfe. „Es ist nicht ,nur‘ ein Lymphödem“, appellierte sie. „Es ist eine komplexe Erkrankung, die häufig auch psychologischer Unterstützung bedarf.“

Dr. Hans-Jürgen Thomä, Deutschland.
Dr. Hans-Jürgen Thomä, Deutschland.

Methoden zur Therapie- und Verlaufskontrolle

Über die Möglichkeiten der digitalen Therapie- und Verlaufskontrolle im Vergleich zur Wasserplethysmographie sprach Dr. Hans-Jürgen Thomä, Business Development Phlebologie, Bauerfeind AG. Grundsätzlich objektivieren die Messverfahren zur Bestimmung von Beinvolumina im klinischen Alltag Therapieverläufe und werden häufig im Rahmen klinischer Studien benötigt. Dabei beruht die Wasserplethysmographie auf dem Prinzip der Wasserverdrängung. Das Messverfahren ist jedoch relativ zeitaufwendig und die Werte schlecht reproduzierbar. Bei dem digitalen Messsystem Bodytronic 600 von Bauerfeind werden Lichtstreifen in Form eines Rasters auf den Körper projiziert und digital erfasst , so dass ein exaktes 3D-Abbild des betreffenden Körperteils berechnet werden kann. „Eine Untersuchung hat gezeigt , dass beide Methoden vergleichbare Resultate liefern. Die Wasserplethysmographie ist jedoch auf die Wade begrenzt , mit Bodytronic 600 lassen sich sowohl Unter- als auch Oberschenkel und das Hosenteil vermessen. Zudem ist die Wasserplethysmographie schwierig im Handling und fehleranfällig“, resümiert Dr. Thomä. Die Reproduzierbarkeit sei mit Bodytronic 600 fünf Mal besser.

Bilder: Larry Pitt

Verwandte Themen

Kompressionsstrümpfe·Lymph- und Lipödem

„Patientinnen brauchen einen Arzt, der sie begleitet“

Flachstrickversorgung von Lip-/Lymphödemen

Kompressionsstrümpfe·Lymph- und Lipödem

Kompression für weniger Schmerzen

VenoTrain curaflow in der Anwendung

Kompressionsstrümpfe·Lymph- und Lipödem

Vereinen und fördern

Neu im Amt

Hilfsmittel-App

Mit dieser App wird die Auswahl des geeigneten medizinischen Hilfsmittels für Ärzte und Fachhändler stark vereinfacht. Mit ihrer intuitiven Bedienbarkeit werden Informationen zu Bauerfeind-Produkten überall verfügbar – schnell und simpel

Newsletter für Medizinexperten

Sie sind an Hintergrundberichten aus der medizinischen Praxis, Beispielen für hochwertige Hilfsmittelversorgungen, Studienergebnissen, Fortbildungsveranstaltungen und wertvollen Tipps für die Behandlung Ihrer Patienten und Ihren Praxisalltag interessiert?

Dann tragen Sie sich in unseren Newsletter speziell für Medizinexperten ein.