Kreuzbandriss·Orthesen
„Autologe Kreuzbandplastiken sind absolut nachhaltig“
Behandlung nach vorderer Kreuzbandruptur
Von Bauerfeind Life Magazin am 18.03.2024

Seit 2008 hat Dr. med. Adalbert Missalla, Facharzt für Orthopädie und Sportmediziner mit Schulter- und Kniechirurgie als Spezialgebiet, circa 3.000 vordere Kreuzbandplastiken erfolgreich ohne den Einsatz von Schrauben vorgenommen. Im Interview erzählt er, wie er mit Diplom-Ingenieur Helmut Reinhard von BIOMEDIX®, Entwickler und Hersteller des Instrumentariums für die All-Press-Fit-Technik, patentierte Problemlösungen entwickelt hat.
life: Bei der All-Press-Fit-Technik wird ein Sehnenimplantat zur Rekonstruktion des Kreuzbands genutzt und femoral im Implantatlager durch Verblocken mit Knochenzylindern fixiert. Was hat Sie an diesem Verfahren von Felmet überzeugt?
Dr. Missalla: Die Möglichkeit, nur mit körpereigenem Material zu arbeiten und die Sehne mit einem Knochenblock zu fixieren, der beim Herstellen des Bohrkanals für das Implantat gewonnen wird. Autologe Kreuzbandrekonstruktionen wie diese sind absolut nachhaltig. Sie basieren auf natürlichen biologischen Prozessen und haben ein deutlich geringeres Rerupturrisiko. Fremdmaterial hat eine höhere Infektionsrate und erzeugt immer Reaktionen. Schrauben schädigen beim Hineindrehen oft die knöchernen Gelenkanteile, das Gewebe und mitunter auch das Implantat. Resorbierbare Schrauben werden manchmal nicht vollständig abgebaut und können zu Entzündungen oder Zysten führen, was Einheilung und Therapie behindert. Außerdem brechen manchmal Fremdmaterialien ab und halten die Last nicht. Die praktische Umsetzung der ursprünglichen Technik führte aber nicht immer zu guten Ergebnissen bei der Fixation. Es traten viele Probleme auf, wie Kollisionen beim Bohren oder ungleiche Knochenblöcke bei der Entnahme.
Wie kam es zur Weiterentwicklung der Technik mit BIOMEDIX®, dem Hersteller des dazugehörigen Instrumentariums ACL 1.0?
Dr. Missalla: Ich sehe Probleme als sportliche Herausforderung und spreche sie an, um sie zu lösen. Dadurch ergab sich die enge Zusammenarbeit mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Helmut Reinhard. Er begleitete mich in den OP. Schnell wurde uns klar, dass wir, um eine biomechanisch nachhaltige Press-Fit-Fixierung zu erschaffen, den Begriff des Press Fit neu definieren müssen. Denn das Fixieren einer Semitendinosussehne vom Oberschenkel mit nahezu strukturviskosem Verhalten ist von einer Press-Fit-Fixierung, wie sie bei Patellarsehnen praktiziert werden kann, unterschiedlich. So haben wir auf der Basis von Ergebnissen aus Laborversuchen ein mathematisches Modell entwickelt, um die Zusammenhänge der Primärstabilität und der Kompressionsfähigkeit der Sehne mittels eines Press-Fit-Faktors beschreiben zu können und die Grundlagen vorliegen zu haben für eine asymmetrische Dilatation, die sich jeweils am intraoperativ ermittelten Durchmesser der Sehne orientiert.


Kreuzbandplastik mit der Press-Fit-Hybrid®-Technik.


Zu der beschriebenen Press-Fit-Hybrid®-Technik gehört auch das neue Instrumentarium ACL 2.0. Welche Probleme konnten Sie damit angehen?
Dr. Missalla: Wir haben eine Anschlagtechnik zur Vermeidung des lateralen femoralen Durchbruchs und zur Vermeidung von Artefakten durch Kollision des drehenden AlphaLock®-Turbo-Cutters mit dem tibialen Zielgerät entwickelt. Weiter entwickelten wir zur Vermeidung von Frakturen am Tibiaplateau einen speziellen Reamer, zum Extrahieren kreisrunder Zylinder einen Extraktor mit einer Zentrierzone und zur Darstellung eines reproduzierbaren Transplantats ein spezielles Präparationsboard. Besonderen Stellenwert bei der Technik hat der AlphaLock®-Turbo-Cutter, mit dem atraumatisch innerhalb weniger Sekunden zeitgleich der Bohrkanal und der Knochenzylinder erzeugt werden – beides frei von Nekrosen, die ansonsten ein Komplikationsrisiko darstellen.
Welche Erfolge verbinden Sie mit der mit Helmut Reinhard entwickelten Technik?
Dr. Missalla: Eine sichere gelenknahe Fixation und schnelle Einheilung des Knochenzylinders nach vier bis sechs Wochen. Neben reduzierter Infektionsanfälligkeit profitieren die Patienten insgesamt von besserer Beweglichkeit und schnellerer Rehabilitation. Die Revisionsrate ist äußerst gering, und bei bildgebenden Verfahren in der Langzeitkontrolle konnte ich sehen, dass der Knochenzylinder vollständig eingewachsen ist und zum Teil Arterien im Implantat nachweisbar sind.
Die Bauerfeind AG ist mit dem Unternehmen BIOMEDIX® bzw. mit den von Dr. Missalla im Interview im Zusammenhang mit den Operationstechniken benannten Produkten in keiner gesellschaftsrechtlichen oder vertrieblichen Form verbunden. Die Aussagen zu den Produkten in diesem Text wurden von Diplom-Ingenieur Helmut Reinhard, dem Geschäftsführenden Gesellschafter der REINHARD Feinmechanik GmbH & BIOMEDIX® geprüft und freigegeben.
Bilder: Udo Schönewald, Dr. A. Missalla
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