Bandagen·Orthesen
Hochsaison für Sportverletzungen
Alpiner Wintersport
Von Bauerfeind Life Magazin am 17.10.2013
Moderne Ausrüstung, immer besser präparierte Pisten und schnellere Lifte – all dies sorgt für noch mehr Pistenspaß.
Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille. Höhere Geschwindigkeiten und immer mehr Menschen auf den Ski- und Snowboardhängen stellen ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko für Wintersportler dar. Oberstdorf. In wenigen Wochen nehmen Fellhorn- und Kanzelwand-, Nebelhornbahn und Co. ihren Betrieb auf. Doch nicht nur auf den Pisten der Skigebiete in Oberstdorf (Allgäu) und dem Kleinwalsertal (Vorarlberg) herrscht dann Hochbetrieb, sondern auch bei den Orthopäden und Unfallchirurgen in der Region und dem Sanitätshaus- und Orthopädietechnikfachbetrieb GesundheitsEck e. K.
„Zwischen Weihnachten und Ostern nimmt keiner von uns Urlaub, das ist unsere absolute Hochsaison“, sagt Dr. med. Peter Katzmaier, einer der ärztlichen Geschäftsführer der 2005 gegründeten MVZ Oberstdorf GmbH, Orthopädie, Unfall- & Handchirurgie, die im Gebäudekomplex der Klinik Oberstdorf angesiedelt ist. „In Spitzenzeiten, etwa in der Faschingswoche, behandeln wir bis zu 100 Patienten am Tag“, so Dr. Katzmaier. Der 52-Jährige, der als Teamarzt die deutsche Ski-Nationalmannschaft der Damen betreut , ist im fünfköpfigen Ärzteteam des MVZ Oberstdorf der Spezialist für Handverletzungen. Und diese sind im Alpinsport gar nicht so selten.
„Die mit Abstand häufigste Handverletzung im alpinen Skisport ist in der Tat der klassische Skidaumen“, erklärt der Facharzt für Unfall- und Handchirurgie. Dabei wird der Daumen nach außen stark überdehnt und das ulnare Band am Daumengrundgelenk reißt.
„Als zweithäufigstes kommen die Speichenbrüche und dann auch Mittelhandverletzungen – insbesondere beim Leistungssportler. Im Gegensatz zum Breitensport haben die Handverletzungen im Spitzensport sogar noch zugenommen.“ Dies sei auch auf die Carvingtechnik zurückzuführen. „Die Athleten kommen in stärkere Schräglagen und erhalten dadurch auch leichter Schneekontakt mit dem Schuh. Dann rutschen sie weg und gleiten mit der innenseitigen Hand ins Tor oder berühren den Untergrund. Aufgrund dieser Verletzungen haben wir hier bei Weltcup-Athleten schon einige Male operieren müssen“, berichtet Dr. Katzmaier.
Skidaumen: Operation meist unumgänglich
Eine Operation ist auch beim klassischen Skidaumen meist unumgänglich. Nach der OP tragen die Patienten zunächst einen Kunststoff-Cast , erläutert der Handspezialist sein Regime. „Zum Fadenzug bzw. wenn die Schwellung abgeklungen ist , legen wir dann in der Regel eine RhizoLoc an. Und bei Distorsionen ohne vollständige Ruptur und ohne starke Schwellung kommt von vornherein die RhizoLoc zum Einsatz.“ An der Orthese zur Stabilisierung des Daumensattel- und Daumengrundgelenks schätzt er insbesondere die gute Handhabung: „Sie ist für die Patienten leicht an- und abzulegen, wenn sie mal die Hand waschen wollen. Und im Gegensatz zum Gips können die meisten damit noch einen Spitzgriff machen, sind also motorisch nicht so eingeschränkt.“
Orthese erlaubt unkomplizierte Weichteilkontrolle
Bei Handwurzelverletzungen, bei denen der Arzt eine Ruhigstellung von Handgelenk und Daumen erzielen möchte, setzt er die ManuRhizoLoc ein. Die Stabilorthese kann individuell an den Therapiefortschritt angepasst werden, indem die Bewegungsfreiheit im Daumengrundgelenk schrittweise erhöht und am Ende die Daumenauflage komplett abgenommen werden kann. „Unser am häufigsten angewandtes Produkt ist jedoch die Handgelenkorthese ManuLoc. Gerade bei Radiusfrakturen, wie sie oft bei Jugendlichen auftreten – eben diese typischen epiphysennahen Brüche, die oft eingestaucht , aber stabil sind –, können wir den Patienten den Gips ersparen. Das ist für sie komfortabler und erlaubt uns, unkompliziert die Weichteile zu kontrollieren“, sagt Dr. Katzmaier. „Oder bei Erwachsenen, wenn die Brüche zwei Wochen nach Osteosynthese anfangen abzubinden. Dann wechseln wir oft vom Cast auf die ManuLoc.“ Auch etlichen Skifahrern, die nach sechs Wochen Verletzungspause wieder in den Sport zurückkehrten, empfahl er bereits die ManuLoc als Schutz vor Maximalbelastungen. „Mit einem dünnen Handschuh funktioniert das ganz gut und dann lässt sich auch der Stock gut halten“, weiß er. „Falls doch mal was Individuelleres nötig ist , fertigen die orthopädietechnischen Spezialisten eine individuelle, skistocktaugliche Sonderorthese an.“ Und so wurden im GesundheitsEck schon manche Custom-made-Orthesen für Welt- und Europacupfahrer kreiert.
Praktischerweise hat das GesundheitsEck neben dem Hauptsitz in Sonthofen auch zwei Dependancen in Oberstdorf, eine davon direkt neben dem MVZ. Die kurzen Wege nutzen den Medizinern und den Patienten. Die Ärzte können, wenn der Patient es wünscht , eine schnelle orthopädietechnische Versorgung sicherstellen und bei Rückfragen ist rasch eine Klärung zu erreichen.
Das Kreuz mit dem Knie
Während bei den Snowboardfahrern die Hand und die Schulter (Rotatorenmanschette!) besondere Schwachpunkte darstellen, verletzen sich Alpinskifahrer besonders häufig am Knie. So betrug der Anteil der Knieverletzungen deutscher Alpinskifahrer an allen registrierten Verletzungen in der Saison 2011/2012 mehr als ein Drittel*. Das können auch Dr. med. Markus Dangel und Dr. med. Clemens Wittmann, beide Gründungsmitglieder des Medizinischen Versorgungszentrums Oberallgäu in Sonthofen, bestätigen. „Kapsel-Band-Verletzungen am Knie sehen wir im Winter am häufigsten“, so Dr. Dangel. Entsprechend klar sind dann auch seine operativen Schwerpunkte: Meniskuschirurgie, Knorpelbandchirurgie sowie Kreuzbandchirurgie – arthroskopisch durch Ersatz des vorderen Kreuzbands mittels Patellasehne oder Semitendinosus-Grazilis-Transplantat. Das vierköpfige Orthopädenteam im MVZ Oberallgäu ist an vier Tagen operativ tätig, sowohl ambulant als auch stationär, parallel ist immer jemand zur Sprechstunde erreichbar. Ein Allgemeinchirurg sowie ein Kinderchirurg ergänzen das MVZ-Spektrum.
Risikofreudigkeit der Skifahrer ist gestiegen
Seit etwa 2001/2002 ist ein Anstieg der Carvingskier zu beobachten. „Mit ihnen sind die Geschwindigkeiten auf der Piste höher geworden. Dadurch ergeben sich auch andere Verletzungsmuster. So kommt nun mehr Druck aufs Knie, die Bandstrukturen werden stärker belastet“, erklärt Dr. Dangel. „Solange das eine geführte Bewegung ist , geht es. Aber wenn da ein falscher Schlag kommt , entstehen plötzlich extreme Belastungsspitzen und dann kann das zu den entsprechenden Bandverletzungen führen. Allerdings reicht mitunter auch eine unglückliche Verdrehbewegung beim Aussteigen aus dem Lift aus, um eine Kreuzbandruptur zu erleiden.“
Zu den hohen Geschwindigkeiten tragen die immer besser präparierten Pisten bei. Immer häufiger kommt dabei Kunstschnee zum Einsatz, der härter ist als natürlicher Schnee. Und dank schnellerer Transportgeschwindigkeiten sind auch mehr Sportler auf der Piste als in der Liftschlange. Dies erhöht das Kollisionsrisiko. „Darüber hinaus hat durch den zunehmenden Einsatz von Protektoren wie Helmen und Rückenschonern
die Risikofreudigkeit der Skifahrer deutlich zugenommen“, beobachtet Dr. Wittmann.
„Etliche glauben ja, sie hätten einen Airbag und dass ihnen aufgrund der Protektoren praktisch nichts mehr passieren kann.“
Ist dann doch etwas passiert , heißt es für die Kollegen des MVZ Oberallgäu, möglichst rasch eine klare Diagnose zu stellen. Das Ergebnis gibt den weiteren Therapieplan vor: konservativ oder operativ, leicht stabilisieren oder komplett ruhigstellen etc. „Bei Bandrupturen haben wir beispielsweise mit der SofTec Genu und der SecuTec Genu gute Erfahrungen gemacht“, sagt Dr. Wittmann. So stabilisiert etwa die Orthese SecuTec Genu das Kniegelenk von außen und ist leicht von vorne anzulegen. „Sie hat einen relativ schlanken, flachen Rahmen, das schätzen die Patienten. Und sie besitzt eine gute Führung an den Kondylen“, ergänzt Dr. Dangel.
Der Mercedes Turbodiesel unter den Bandagen
Zahlenmäßig am häufigsten verordnen die beiden Orthopäden jedoch die Kniebandage GenuTrain. „Das Prinzip hat sich bewährt , insbesondere bei leichter Instabilität oder Reizzuständen. Sie ist wie ein Mercedes Turbodiesel – der geht immer“, scherzt Dr. Wittmann. Neben dem „Klassiker“ schätzen die beiden auch die GenuTrain S, „wenn mehr seitliche Stabilität erforderlich ist , etwa bei Innenbanddistorsionen“, und die GenuTrain P3. „Patellaprobleme sind weit verbreitet. Und gerade Skifahrer, die eh schon Kniebeschwerden haben, erfahren durch die gebeugte Stellung im Skischuh einen ständigen Druck auf die Kniescheibe. Hier kann eine zusätzliche Patellaführung durch die P3 eine gute Sache sein“, so Dr. Dangel. Von Bandagen hält inzwischen auch Dr. med. Peter Kruijer viel. Der Oberstdorfer Orthopäde führt die Praxis in zweiter Generation; sein Vater war 1956 der erste niedergelassene Orthopäde im Allgäu. Mit dem MVZ Sonthofen verbindet ihn eine überörtliche Berufsausübungsgemeinschaft. „Die Kollegen verweisen Patienten an mich, die zum Beispiel Stoßwellentherapie benötigen, ich schicke ihnen Patienten, die operiert werden müssen“, erklärt Dr. Kruijer, der in der Saison bis zu 70 Prozent Touristen behandelt. Fotos mit Danksagungen von internationalen Skiteams im Flur seiner Praxis zeugen allerdings davon, dass hier sowohl ganz normale Urlauber als auch Spitzensportler ein und aus gehen. Als ärztlicher Einsatzleiter leitete er bereits viele sportliche Großveranstaltungen, so zum Beispiel eine nordische Skiweltmeisterschaft , die Vierschanzentournee Oberstdorf und den alpinen Weltcup in Ofterschwang. Darüber hinaus erarbeitet er als Leiter der Arbeitsgruppe Medizin beim Skifliegen der Internationalen Skiflugvereinigung KOP sportmedizinische Standards für diese Disziplin. „Skispringen ist jedoch gar nicht so riskant , wie die meisten meinen“, verrät er. „2012 hatten wir hier in Oberstdorf rund 21.000 Schanzensprünge, dafür passierte verhältnismäßig wenig. Dadurch dass wir einen relativ steilen Hang zum Landen haben, wird die kinetische Energie sehr schnell in Rutschgeschwindigkeit umgewandelt.“ Oberstdorf hat derzeit eines der aktuellsten Skisprung-Schanzenprofile, es ist dem der Olympiaschanze von Sotschi sehr ähnlich. Daher sind auch häufig ausländische Nationalteams im Oberallgäu zu Gast.
Den Prozess der Chronifizierung unterbrechen
Doch zurück zu den Bandagen: „Im Gegensatz zu meinem Vater, der damals schon anderer Ansicht war, war ich früher kein Bandagenfreund. Ich war der Meinung, die Stabilisierung müsse ausschließlich über die Muskulatur erfolgen. Inzwischen bin ich älter und weiser“, sagt der gerade einmal 56-Jährige mit einem spitzbübischen Lächeln. Häufig kämen Patienten mit verschleißbedingten Rückenschmerzen oder Lumbago. „Die trauen sich dann kaum mehr, sich zu bewegen aus Angst vor dem nächsten Schmerzschub. Eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Physiotherapie und einer Bandage hilft dem Patienten dann aus der Fehlhaltung und Verspannung“, so Dr. Kruijer. Denn durch die Verspannung könne sich der Schmerz rasch verselbstständigen. „Auch wenn der Schmerz unten schon abklingt , besteht noch die in der Akutphase aufgebaute neuronale Verschaltung nach oben, die meldet: Schutzhaltung einnehmen und verspannen. Wenn wir diesen Prozess der Chronifizierung – auch mit Bandagen – unterbrechen können, haben wir viel gewonnen“, betont der Facharzt.
So ist bereits so mancher rückengeplagte Winterwanderer vom GesundheitsEck mit der entsprechenden Rückenbandage ausgestattet worden. „Ich mag am liebsten die SacroLoc zur Stabilisierung des Kreuz-Darmbein-Gelenks“, verrät Dr. Kruijer. „Sie ist nicht zu groß und wird vom Tragekomfort her als sehr angenehm empfunden. Für Beschwerden gerade in diesem Bereich ist das eine pfiffige Sache – immer parallel zur muskulären Stabilisierung, dem quasi ,inneren Korsett‘!“ Immer wieder behandelt der Orthopäde auch Fälle, bei denen die SacroLoc nicht ausreicht: „Gerade bei unerfahrenen Langläufern kommt es häufiger vor, dass es ihnen den Langlaufski nach vorne wegzieht und sie sich beim Sturz eine Wirbelfraktur zuziehen. Ist diese nicht instabil , können entsprechende Orthesen wie die SofTec Dorso helfen.“
Gegenseitige Wertschätzung
Dr. Kruijer ist einer der wenigen niedergelassenen Ärzte, die noch einen eigenen Physiotherapeuten in der Praxis angestellt haben. „Ich brauche den engen Kontakt , damit ich bei Problemen und Fragen schnell noch mal beim Patienten bin“, sagt er. Seit fünf Jahren hat das GesundheitsEck eine Filiale in unmittelbarer Nachbarschaft.
Für den Orthopäden ein Glücksfall: „Beim Notfall einer frischen Bandruptur etwa brauche ich nur kurz anzurufen und dann, wenn der Patient dies wünscht , kommt der Orthopädietechniker mit der entsprechenden Orthese rüber in die Praxis und versorgt den Patienten, der so die optimale Stabilisierung erhält.“
Vermessung mit Bodytronic 600
Die gegenseitige Wertschätzung, die sich Arzt , Physiotherapeut und Orthopädietechniker entgegenbringen, ist deutlich zu spüren. „Das wissen nicht zuletzt auch die Patienten zu schätzen“, macht Martin Wagner vom GesundheitsEck deutlich. „Egal ob in Oberstdorf oder Sonthofen, wir haben viel Stammkundschaft , auch unter den Urlaubern. Viele lassen sich schon seit Jahren z. B. ihre Einlagen bei uns anfertigen oder sich mit Kompressionsstrümpfen versorgen. Seit April können wir den Kunden die Vermessung mit Bodytronic 600 anbieten.“ Mitunter kommen die Kunden direkt mit Knie- oder Rückenbeschwerden in eines der Geschäfte und fragen um Rat. „Wir sehen dann schnell , ob wir gleich direkt mit einem entsprechenden Hilfsmittel weiterhelfen können oder ob der Betreffende sich zunächst einem Orthopäden vorstellen sollte“, führt er aus. Und so haben er und sein Team schon unzähligen Urlaubern mit der passenden Bandage oder den entsprechenden Hilfsmitteln geholfen, den Urlaub fortsetzen zu können.
Bilder: Conny Kurz, Bauerfeind
Hilfsmittel-App
Mit dieser App wird die Auswahl des geeigneten medizinischen Hilfsmittels für Ärzte und Fachhändler stark vereinfacht. Mit ihrer intuitiven Bedienbarkeit werden Informationen zu Bauerfeind-Produkten überall verfügbar – schnell und simpel