Kurz & knapp Für Anne-Marie Kot war die Partialruptur des hinteren Kreuzbandes eine Gefährdung ihrer beruflichen Existenz als selbständige Tänzerin und Akrobatin. Längere Ausfallzeiten durch OP und Reha wollte sie vermeiden. In PD Dr. Philipp Rößler fand sie einen Knie-Experten, der konservative Wege befürwortete und sie beim Return-to-Sports und damit Return-to-Work unterstützte. Die Behandlung, so der Orthopäde und Unfallchirurg, muss zum Leben und zu den Therapiezielen des Patienten passen. Bei der externen Stabilisierung setzte Dr. Rößler auf die neue SecuTec Genu Flex. Im Fall seiner sehr aktiven Patientin erwies sich die flexible Rahmenorthese als idealer Begleiter.
Indikationen·Knieschmerzen·Kreuzbandriss·Sportverletzungen
Aktiv bleiben im Heilungsprozess
Konservative Therapie des hinteren Kreuzbands
Von Bauerfeind Life am 13.11.2024
Eine OP nach der Ruptur des hinteren Kreuzbands wollte die Tänzerin und Akrobatin Anne-Marie Kot unbedingt vermeiden. Eine lange Ausfallzeit hätte ihre berufliche Existenz bedroht. Priv.-Doz. Dr. Philip Rößler vom Gelenkzentrum Mittelrhein in Koblenz sah die Chancen für einen konservativen Weg – unterstützt von der neuen flexiblen Rahmenorthese SecuTec Genu Flex.
Vielleicht mag der Orthopäde und Unfallchirurg Priv.-Doz. Dr. Philip Rößler den Song „Time Is On My Side“ von den Rolling Stones. Er würde zu seiner Philosophie passen, dass Zeit und Geduld essenziell für den Heilungsprozess nach einer Bänderverletzung im Knie sind. Aber wie für Geduld plädieren, wenn eine Patientin in Tränen aufgelöst vor einem sitzt, weil ihr Beruf und ihre Karriere an ihrem hinteren Kreuzband hängen?
So war es am 6. Juni 2024, als Anne-Marie Kot zu ihm nach Koblenz in das Gelenkzentrum Mittelrhein gekommen war. „Fünf Ärzte hatten mir nach meinem Trainingsunfall im Mai zu einer Operation geraten“, erzählt die 34-jährige Tänzerin und Akrobatin aus Köln, „aber erst die Operation und anschließend noch eine lange Reha? Nein, ich konnte es mir einfach nicht leisten, so lange auszufallen und meine Auftritte und Workshops abzusagen.“ Für einen Kontrolltermin ist sie in Dr. Rößlers Sprechstunde, am linken Bein eine Orthese von Bauerfeind, die SecuTec Genu Flex mit ihrem markanten Profil aus beweglichen Kettengliedern.
Die Orthese muss zum Alltag passen
„Frau Kot hat sich mit einer Ruptur des hinteren Kreuzbands vorgestellt. Das heilt meist relativ gut und lässt sich in vielen Fällen konservativ mit guten Ergebnissen behandeln“, blickt Dr. Rößler zurück. „Eine Therapieentscheidung basiert neben dem rein medizinischen Bild auch immer auf persönlichen Kriterien: Wie ist die Lebenssituation der Patienten? Wie ist die berufliche Belastung? Welche Ausfallzeiten können sie sich leisten? Welches Ziel wollen sie mit der Therapie erreichen? Wie ist die körperliche Gesamtsituation?“ Bei Anne-Marie Kot waren die Rahmenbedingungen klar: Als Selbstständige in einem Beruf, der maximale Beweglichkeit erfordert, wollte sie so schnell wie möglich und mit so wenig Einschränkungen wie möglich wieder arbeiten können. Ihre Arbeitsgeräte sind die Tanzstange und das Vertikaltuch. „Bei Frau Kot war vollkommen klar, dass sie weiter trainieren wird. Körperliche Aktivität ist zwingend mit ihrem Beruf verbunden. Das war bei der Wahl der Therapie zu beachten. Für die Wahl des Hilfsmittels war also ausschlaggebend, dass sie etwas Leichtes braucht, das sie zwar ausreichend stabilisiert, ihr aber auch möglichst viel Beweglichkeit lässt. Ein gut ausgewähltes Hilfsmittel ist eines, das zum Alltag und zum Anspruch des jeweiligen Patienten passt.“
Neuheit in der Versorgung: SecuTec Genu Flex
Zu diesem Zeitpunkt hatte Knieexperte Rößler bereits Erfahrungen mit der im September 2023 eingeführten SecuTec Genu Flex von Bauerfeind gesammelt. „Für eine so aktive Patientin war und ist das genau die richtige Orthese.“ Anne-Marie Kot bestätigt das mit aktuellen Videos auf ihrem Instagram-Kanal, die sie beim Training mit der SecuTec Genu Flex zeigen. Damit zeigt sie ihren Followern, was Dr. Rößler erläutert: „Man kommt da gleich zum Thema Compliance – eine leichte und flexible Rahmenorthese hilft ungemein. Es geht darum, die Schlüsselstrukturen zu schützen, ansonsten aber Bewegung und Aktivität zuzulassen. Eine Orthese, die mit Patienten durch ihren Alltag geht, ist natürlich wirkungsvoller als ein als hinderlich empfundenes Produkt, das der Patient schnell wieder beiseitelegt. Ich habe 50-Jährige, 55-Jährige, die sagten: ,Ach was, eine Orthese hatte ich schon, das mache ich nicht noch einmal.‘ Nach acht Wochen mit der SecuTec Genu Flex kommen sie wieder und sagen: ,Damit gehe ich sogar Tennis spielen.‘“
„Ein gut ausgewähltes Hilfsmittel ist eines, das zum Alltag und zum Anspruch des jeweiligen Patienten passt.“
Priv.-Doz. Dr. Philip Rößler
Konservativ und postoperativ im Einsatz
Auch post-operativ greift Dr. Rößler, der im Jahr mehr als 500 Knieoperationen durchführt, vorzugsweise auf die SecuTec Genu Flex zurück. „Die Patienten kommen akut mit einem dicken Knie, nach der OP schwillt es kurzzeitig oft noch etwas mehr an, danach wird es relativ schnell wieder schlanker. Das heißt: Früher oder später passt eine Orthese nicht mehr richtig und muss nachjustiert werden. Aus meiner Sicht gleicht die Flex mit ihrer adaptiven Passform kleine Volumenschwankungen anders aus, da kein starrer Bügel über dem Oberschenkelmuskel liegt. Im Sanitätshaus kann sie zudem dem Beinumfang entsprechend angepasst werden, indem einzelne Module einfach aus- oder eingeklickt werden. Bei manchen Patienten ist das mehrmals nötig, bei anderen nicht.“ Aber auch klassische Hartrahmenorthesen sind bei ihm nach wie vor im Einsatz: „Die SecuTec Genu bringt im Vergleich noch etwas mehr Stabilität und hat bei mir nach wie vor ihren bewährten Platz bei Patienten mit multidirektionalen Instabilitäten, wenn etwa mehrere Bänder nach einer schweren Verletzung betroffen sind.“
Mit Training muskuläre Defizite angehen
Alle 14 Tage stand seither ein Kontrolltermin in der sportmedizinischen Privatsprechstunde von Dr. Rößler im Kalender von Anne-Marie Kot. Nun findet Ende August der vorletzte Check statt, einschließlich Kontroll-MRT. Trotz Verletzung und auch mit Knieorthese ist die grazile Frau körperlich agiler als die meisten Menschen. Nur etwas macht ihr Sorgen: Sie kann das linke Knie noch immer nicht über 90 Grad hinaus beugen; an einen Fersensitz, der für ihre Choreografien wichtig wäre, ist gar nicht zu denken. Ein scharfes Schmerzgefühl verhindert das. Beim Abtasten des linken Knies bemerkt Dr. Rößler: „Es gibt hier noch ein muskuläres Defizit und die Gelenkkapsel ist im Rahmen der Heilung etwas geschrumpft. Das kann und muss mit Training angegangen werden. Die Muskeln leisten je nach Belastung bis zu zwei Drittel der Kraftaufnahme und somit der Stabilisierung des Beins.“ Anne-Marie Kot zuckt zurück, als der Arzt ihr Bein beugt, hier sitzt der Schmerz. Dr. Rößler geht mit der Patientin die MRT-Bilder durch und zeigt ihr eine Zyste, die sich an der hinteren äußeren Gelenkkapsel im Bereich der posterolateralen Ecke gebildet hat – eine Folge des zusätzlichen Anrisses der Popliteussehne. Diese Zyste blockiert nun schmerzhaft die tiefe Beugung. „Es könnte erforderlich werden, die Zyste zu entfernen. Aber hier möchte ich den weiteren Heilungsverlauf noch abwarten, denn die Sehne ist weitgehend intakt und zeigt eine positive Heiltendenz. Es kann sein, dass die Zyste sich zurückbildet. Auch wenn das ein kleiner Eingriff wäre, ich würde ihn Frau Kot lieber ersparen.“
Nun geht es um Geduld
Der Experte ist dennoch zufrieden mit dem, was er sieht: „Man erkennt in der Bildgebung den fortschreitenden Heilungsprozess des hinteren Kreuzbands. Nun muss man auch funktionell auf die weiteren Heilungsstadien blicken. Frau Kot hat jetzt noch nicht die muskuläre Stabilität erlangt, die sie benötigt, aber das ist drei Monate nach der Verletzung noch völlig normal. An diesem Punkt muss ich Patienten immer erklären, dass sie nun einfach Geduld haben müssen. Da hat es die Orthopädie oft nicht leicht. Der Bewegungsapparat, vor allem aber Bänder und Sehnen heilen grundsätzlich sehr langsam und zeigen erst spät einen objektiven Therapieerfolg, vom eigenen Empfinden der Patienten ganz zu schweigen. Das ist leider nicht so wie beispielsweise bei unkompliziertem Bluthochdruck und passenden Medikamenten, wo ich nach einigen Wochen messe und sehe: Es ist alles gut. Ich muss also vermitteln, warum Patienten nach drei Monaten noch Beschwerden haben dürfen und nach sechs Monaten noch immer nicht alles können, was vor der Verletzung problemlos ging.“ Auch Anne-Marie Kot, die als Sportwissenschaftlerin mit Spezialisierung in Heilgymnastik durchaus viel Wissen um Anatomie und Sportmedizin mitbringt, wäre gern schon viel weiter. Aber auch sie muss sich gedulden, sechs bis neun Monate veranschlagt Orthopäde Rößler für die konservative Therapie, immerhin einige Monate weniger als für den operativen Eingriff plus Reha.
Das Vertrauen muss zurückkehren
Anne-Marie Kot arbeitet intensiv daran, dass ihr bald der Return-to-Sports, der in ihrem Fall gleichbedeutend mit einem Return-to-Work ist, gelingt. Vor allem weiß sie, dass sie das Vertrauen in ihr Bein wiedergewinnen muss. „Vorgestern habe ich trainiert und versucht, mich am Bein aufzuhängen, aber ich habe gemerkt, dass ich mit den Armen das Bein entlastet habe. Ich habe noch nicht das alte Vertrauen, dass das Bein in der Beuge halten wird.“ Bei ihr, die in ihren Akrobatikshows manchmal in fünf bis acht Metern Höhe arbeitet, ist dies ein kritischer Faktor. Genau wie der Schmerz: „Ich kann nicht riskieren, dass ich unwillkürlich vor Schmerz zurückzucke.“
„Im Training passe ich auf mein Bein besser auf als sonst im Alltag. Und ich trage dabei wirklich immer die Orthese.“
Tänzerin Anne-Marie Kot
Sicherheitstraining und Erinnerung
Täglich arbeitet sie an der Wiedergewinnung ihrer Bewegungsroutinen und ihrer Sicherheit. „Gleich nach dem Aufstehen mache ich die ersten Kräftigungsübungen wie Kniebeugen. Dann kommen die Übungen aus der Physiotherapie mit Gewichten und dem Ball. Danach erst beginne ich mit meinem speziellen Training, mache Pliés, Spagat und, unterstützt mit Yogablöcken, auch Überspagat. Manches habe ich natürlich jetzt angepasst, Floorwork geht beispielsweise jetzt nur eingeschränkt mit einem Bein.“ Die blonde junge Frau hält inne, ihr wird gewahr, dass ihr persönliches Trainingsprogramm für fremde Ohren eher ungewöhnlich klingt, und sie ergänzt: „Im Training passe ich auf mein Bein besser auf als sonst im Alltag. Und ich trage dabei wirklich immer die Orthese.“
Die SecuTec Genu Flex ist nun seit einem Vierteljahr ihr Begleiter. „Die Orthese erinnert mich daran, dass ich vorsichtig sein muss.“ Auch nachts trägt sie sie, limitiert auf 90 Grad Beugung, da sie sich im Schlaf viel bewegt. Besonders angetan hat es ihr die Verarbeitungsqualität. „Die Klettverschlüsse sind perfekt, die haken sich nur dort ein, wo sie sollen, und machen andere Stoffe nicht kaputt. Und die Laschen zum Festziehen gleiten wie von selbst an ihren Platz, da muss man nicht lange herumnesteln.“
Erwartung und Realität
Dr. Rößler sieht sich in seiner Entscheidung für den konservativen Therapieansatz bestätigt. „Nicht alle Patienten sind wie Frau Kot, vielen muss man eine solche Entscheidung gut erläutern und begründen. Es gibt oft klare Erwartungshaltungen, und wenn man als Arzt nicht invasiv herangeht und operiert, sondern eine Orthese verordnet, dann verstehen das manche nicht sofort und denken: Der hat ja gar nicht großartig etwas gemacht!“ Dass das Großartige im Verzicht auf eine belastende Operation und in einer insgesamt kürzeren Heilungsdauer liegt, bedarf in solchen Fällen einer guten Kommunikation. Zu den Missverständnissen rund um Orthesen gehört auch der Mythos, dass Patienten dadurch Muskelmasse verlieren. „Orthesen und Bandagen geben einen relativen Schutz zugunsten eines angemessenen Aktivitätsniveaus in der Heilungsphase. Sie unterstützen Propriozeption und Tiefenwahrnehmung“, fasst Dr. Rößler zusammen. „Wenn der Patient dadurch also aktiv sein kann, kommt es nicht zu einem realen Nettoverlust an Muskelmasse. Das ist der Kompromiss zwischen Stabilisierung und Bewegung, den man in solchen Fällen gerne eingeht.“
„Orthesen und Bandagen unterstützen Propriozeption und Tiefenwahrnehmung.“
Priv.-Doz. Dr. Philip Rößler
Rückkehr zur Hochform
Vor Anne-Marie Kot liegen nun noch einige Monate der Heilung. Monate, in denen sie sich von der Orthese Schritt für Schritt entwöhnen und lernen muss, ohne ihren Schutz in die Belastung zu gehen. Dazu gehört das sichere Gefühl, sich wieder auf das Knie verlassen zu können und nicht bei jedem Schritt darüber nachdenken zu müssen. Sie wird in der Nachbehandlung eine stabilisierende Kompressionsbandage verordnet bekommen, um die körpereigene Wahrnehmung zu verstärken, gerade auch während der Trainingseinheiten.
Jeder Patient sollte für sich ein konkretes Therapieziel haben, sagt Dr. Rößler. Was ist Ihr persönliches Ziel, Frau Kot? „Ich will noch einmal die Übung machen, bei der ich mich im Mai verletzt habe und die Erfahrung überschreiben. Dabei falle ich kontrolliert aus einer Drehung auf das linke Knie und rutsche darauf nach vorne. Genau das ist mein Ziel.“
SecuTec Genu Flex in der Knietherapie
Die SecuTec Genu Flex stabilisiert das Kniegelenk nach dem Vier-Punkt-Prinzip. Ihr leichter Kunststoffrahmen besteht aus einzigartigen beweglichen Flex-Modulen, die sich an Ober- und Unterschenkel anpassen. Mehr erfahren
Bilder: Stefan Durstewitz, Bauerfeind AG
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