Bandagen·Einlagen·Fußbeschwerden
Zuckerschuh und Peitsche
Achillodynien
Von Bauerfeind Life Magazin am 01.10.2017
Früher Knie, heute Achillessehne – bei vielen Läufern ist der Ort ihrer Beschwerden nach unten gewandert. Überlastung, ungesunde Ernährung, aber auch falsches Schuhwerk können die Gründe sein.
Einem Hamburger auf der Elbchaussee taten seine Füße weh … Der Fußkranke, frei nach Ringelnatz‘ Gedicht, ist Achillessehnenpatient und heißt Lutz Wendler. Sein Arzt, Dr. med. Henning Vollbrecht, Orthopäde, hat seine Praxis an Hamburgs bekannter Straße am Fluss. Kontrolltermin. Ein Blick in die Krankenakte bestätigt: Der Leidensweg von Lutz Wendler begann zum Jahreswechsel 2013/14. „Ich weiß es genau, weil ich einen neuen Job übernahm und dabei leider hinken musste.“ Lutz Wendler arbeitet als Lokalredakteur bei einer Hamburger Tageszeitung. Ein stressiger Job, sagt der Sechzigjährige. Umso wichtiger ist ihm der Sport, der ihm den nötigen Ausgleich verschafft: Tennis, Schwimmen, Laufen, auch Marathon, am liebsten aber Fußball. Durch die Schmerzen an der Achillessehne sah er auf einmal alles in Gefahr. Wobei auf einmal nicht ganz richtig ist: „Da war die falsche Bewegung beim Fußball, der Einkaufswagen, der mir in die Sehne stieß und der Spurt zum Zug“, erinnert er sich.
Am seidenen Faden
„Eine Menge Mikrorisse. Mal mehr, mal weniger. Die summieren sich im Laufe der Jahre und hinterlassen Spuren.“ Dr. Vollbrecht sitzt vor dem Ultraschallbild und zeigt auf helle Bereiche. „Hier, das sind Vernarbungen“, erklärt er. Der Arzt ist trotzdem zufrieden. „Acht Millimeter ist die Sehne dick. Ein guter Wert für einen Sportler. Normal sind sechs bis sieben. Zu Beginn der Therapie war er durch die Traumatisierung bei zwölf.“ Damals hing Lutz Wendlers geschwollene Achillessehne am seidenen Faden. 80 Prozent waren schon gerissen. Ständige Irritationen der Achillessehne, auch unterhalb der Wahrnehmungsgrenze, waren dafür verantwortlich. Bis die Schmerzen den Weg zum Arzt unumgänglich machten.
Schwere Nebenwirkungen durch Antibiotikum
Dr. Vollbrecht hat eine gute Nachricht. „Keiner läuft rund. Viele Achillodynien sind heilbar“, sagt er. Und eine schlechte: „Es dauert mitunter lange.“ Hinzuzufügen wäre: Achillessehnenproblematiken sind aufwendig zu therapieren. Ursache dafür sind die zahlreichen Faktoren, die dem Krankheitsgeschehen zugrunde liegen: Überbelastung, das betrifft meist Läufer zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr, Stress und Fehlstellungen des Fußes oder des Beckens. Falsche Ernährung, Vitamin-D-Mangel oder ein unausgeglichener Säure-Basen-Haushalt spielen ebenfalls eine Rolle wie auch das falsche Schuhwerk. So können angeblich stark gedämpfte Laufschuhe mit weicher Sohle vermehrte „Peitschenbewegungen“ der Achillessehne auslösen, die eine höhere mechanische Belastung bedeuten.1 Diese Art von Laufschuhen, weich wie Zuckerwatte, wurde vor allem in den 1990er-Jahren als probates Mittel angepriesen, um Kniebeschwerden zuvorzukommen. Bei Lutz Wendler spielte noch ein anderer Faktor eine gravierende Rolle: Ciprofloxacin. Das Antibiotikum aus der Gruppe der Fluorochinolone, das der Patient aufgrund einer Infektionserkrankung einnehmen musste, kann zu Entzündungen und Rupturen der Sehne führen und das über Wochen nach der Einnahme.
Einlagen gegen Scherkräfte an der Achillessehne
Dem multifaktoriellen Geschehen der Achillodynien begegnet Dr. Vollbrecht mit einer beeindruckenden Breite an Maßnahmen. Als Basisversorgung sieht er eine multimodale Therapie mit Verordnung von Physiotherapie, Einlagen und Bandagen. Vorher muss auf eine mögliche Fehlstatik, insbesondere auf Beckenschiefstand, Hüftfehlstellung und Beinlängendifferenz, geprüft werden. Um „natürliche Vorgänge zu pushen“, können Hyaluron gegen Verklebungen der Sehne, thrombozytenreiches Plasma aus Eigenblut mit Wachstumsfaktoren und Mikronährstoffe verabreicht werden. Wichtig ist dem Arzt die Ernährung: „Die tendiert leider oft ins Saure. Gemüse, Obst und mediterrane Kost machen sie wieder ausgewogen.“ Kann ein Therapieschritt besonders hervorgehoben werden? „Ein nützliches Tool sind Einlagen und Bandagen“, so Dr. Vollbrecht. Dazu zieht Lutz Wendler eine TRIactive-Weichschaumeinlage aus seinem Schuh. „Sie sorgt mit ihren unterschiedlichen Dämpfungszonen für ein kontrolliertes Aufsetzen des Fußes“, erklärt der Arzt. „Scherkräfte mag die Achillessehne nämlich gar nicht.“
Eigenübungen mit AchilloTrain
Neben den Einlagen hatte der Orthopäde seinem Patienten auch die AchilloTrain verordnet. Die Aktivbandage entlastet die Achillessehne mit einer sie umschließenden Pelotte, die bei Bewegung führt, und einer eingearbeiteten Erhöhung für die Ferse, die den Zug der Wadenmuskulatur minimiert. Für die weitere Heilung und zur Prävention erscheint ihm die AchilloTrain Pro ideal. Ihre Flügelpelotte reicht höher bis zum Muskel-Sehnenansatz und massiert mit Friktionsnoppen den Bereich parallel zur Achillessehne. „Dadurch wird die Propriozeption angeregt und die Muskulatur in Vorspannung gebracht“, sagt der Arzt. „Beide Bandagen eignen sich aufgrund ihrer Alltagstauglichkeit auch gut für Eigenübungen“, stellt der Arzt fest. Lutz Wendler hat die Bandagen während der Arbeit, gelegentlich auch beim Tennisspielen getragen. „All die Schritte, die ich mit Dr. Vollbrechts Hilfe innerhalb eines halben Jahres unternommen habe, haben schließlich zum Erfolg geführt. Heute spüre ich kaum noch Beschwerden beim Laufen.“ Lutz Wendler läuft jetzt mit härteren, stabileren Schuhen. Fehlt nur noch ein richtiges Fußballspiel. Aber vielleicht hält er es ja mit Ringelnatz: … da verzichtete er weise auf den letzten Teil der Reise.
1 Reule CA, Alt WW. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 2011; Jahrgang 62, Nr. 6 (2011).Individuelle Risikofaktoren für Achillessehnenbeschwerden bei laufbetonten Sportarten, Individual Risk Factors Contributing to Achilles Tendon Disorders in Running Related Sports.
Bilder: Stefan Volk
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